Ihr letzter Tanz
meinte sie kopfschüttelnd und sah ihn vorwurfsvoll an.
„Wieso?“
„Mir hältst du vor, ich sei feige, dabei bist du selbst ja viel schlimmer. Du machst einen Fehler, und sofort reichst du deine Kündigung ein. Das ist ganz entschieden schlimmer.“
Er sah sie nur an, ohne etwas zu erwidern. Dann wandte er sich ab, sprach kurz mit Marnie und Ben und verschwand durch die Hintertür.
Sie folgte ihm, die Tür war jedoch bereits ins Schloss gefallen. Noch während sie überlegte, ob sie auch nach draußen gehen sollte oder nicht, hörte sie es.
Das Kratzen.
Kam es von draußen? Oder hatte das Geräusch irgendwo hier im Studio seinen Ursprung?
Ben drehte eben die Musik lauter, aber sie lief zur Stereoanlage und machte sie aus.
„Was soll denn das?“ fragte er ärgerlich.
„Hast du das nicht gehört?“
„Was soll ich gehört haben?“
„Dieses … Geräusch.“
„Hier sind alle möglichen Geräusche zu hören, Shannon. Welches meinst du?“
„Ach, schon gut“, erwiderte sie frustriert. „Wenn ihr zwei fertig seid, lass Marnie eine Pause einlegen. Danach will ich mir ansehen, was sie gelernt hat.“
Sie ging auf die Damentoilette und lauschte angestrengt.
Nichts.
Das Geräusch war irgendwo aus dem hinteren Teil des Studios gekommen, ließ sich aber nicht genauer eingrenzen. Wodurch es verursacht wurde, war das andere große Rätsel.
Quinn traf seinen Bruder bei Nick’s an.
Zum Glück war er allein.
Quinn setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. „Du siehst aus wie der wandelnde Tod.“
„So fühle ich mich tatsächlich auch“, gab Doug zu. „Ich bin hundemüde.“
„Hast du denn überhaupt Zeit für eine Mittagspause?“
„Wieso nicht?“
„Weil du dir heute früh schon die Freiheit genommen hast, während der Dienstzeit Jane im Krankenhaus zu besuchen.“
Doug wurde rot. „Das musste sein.“
„Streifenpolizisten sollten so was nicht machen. Dein Bezirk ist Kendall.“
„Es waren ja nur ein paar Minuten. Was ist überhaupt los mit dir? Du benimmst dich, als wärst du mein Sergeant.“
„Worüber hast du dich mit Lara am Abend des Wettkampfs gestritten?“
Doug wich Quinns Blick aus und schaute in die Ferne. „Gestritten?“
„Ja, gestritten. Kannst du dich daran erinnern? Auf dem Balkon zwischen den Garderoben?“
„Ich … ich war wütend.“
„Weshalb?“
„Wegen ihres Verhaltens.“
„Geht das etwas genauer?“
„Sie … sie trank mehr als üblich, und sie flirtete mit jedem. Ich dachte, Katarina würde sich mit ihr prügeln wollen, so wie sie sich an David heranmachte.“
„Du wusstest, dass sie mit anderen Männern schlief.“
„Was nicht bedeuten muss, dass es mir gefiel. Sie war an dem Tag in einer sonderbaren Laune. Sie redete davon, wohin sie überall reisen wollte.“ Er zögerte kurz. „Ich hatte ihr gesagt, ich sei zwar nur ein Cop, aber ich könne wegen meines Treuhandvermögens so viele Stunden nehmen, wie ich wolle. Vermutlich war das der Grund, warum sie sich überhaupt für mich interessierte. Aber an dem Abend sagte sie mir, wenn mir irgendetwas nicht passe, dann könne ich mich auf der Stelle verpissen. Sie würde mit jedem rummachen, der ihr gefalle. Sie brauche mein Geld nicht, weil sie eine Quelle aufgetan habe, die ihr alles gebe, was sie brauche. Ich dachte, sie würde nur so reden, weil sie getrunken hatte. Ich sagte ihr auch auf den Kopf zu, sie trinke zu viel. Aber sie meinte nur, sie sei so gut, sie könne auch betrunken tanzen.“
„Und weiter?“ bohrte Quinn nach.
Doug zuckte mit den Schultern. „Dann bin ich gegangen.“
„Und du hast sie mit niemandem sonst gesehen?“
„Nein. Ich bin gegangen, um wieder ruhig zu werden. Ich habe mir gesagt, dass ich das alles nur mache, weil es mir gefällt. Und ich sagte mir, dass ich von Anfang an gewusst habe, dass es mit ihr nichts Ernstes werden würde. Als ich sie kurz darauf tanzen sah, wurde mir klar, dass sie niemals einen Mann wirklich lieben könne. Sie war zu verliebt darin, Lara Trudeau zu sein. Sie liebte nicht nur das Tanzen, sondern vor allem die Tatsache, auf der Tanzfläche bewundert und beneidet zu werden.“ Er nahm einen Schluck von seinem Eistee. „Hast du schon irgendetwas herausfinden können?“
Quinn nickte. „Ja, ich habe herausgefunden, dass zwei Leute ganz besonders verdächtig sind, und zwar Shannon Mackay … und du.“ Er stand auf. „Sieh zu, dass du zeitig zurück in deinem Revier bist.“
Er begab sich zu seinem Boot, setzte sich an Deck
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