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Ihr letzter Tanz

Ihr letzter Tanz

Titel: Ihr letzter Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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vielleicht wirklich keine große Leuchte, aber Duarte war ein Spitzenmann mit einer angeborenen Neugier, die ihn selbst bei einer noch so offensichtlichen Todesursache übergründlich arbeiten ließ.
    Am Empfang zeigte Quinn seinen Ausweis, obwohl er die Dame kannte, die dort saß. Die winkte kurz ab und rief sofort Duarte an.
    Es war zwar bereits kurz vor fünf, trotzdem kam Duarte Augenblicke später mit einem Lächeln auf den Lippen den langen Korridor entlang. „Hey, ich dachte, du machst Urlaub.“
    „Stimmt, das war der Plan.“
    „Und was machst du dann hier?“
    „Im Moment? Im Moment freue ich mich darüber, dich zu sehen.“
    „Hm, die wenigsten Menschen freuen sich, wenn sie mich sehen. Zumindest, solange ich bei der Arbeit bin“, gab Duarte ironisch zurück.
    „Dann lass es mich anders formulieren. Da ich so oder so mit einem Gerichtsmediziner sprechen muss, bin ich froh, dass ich dich erwische. Du hast doch die Autopsie an Lara Trudeau vorgenommen.“
    Duarte, ein großer, schlanker Mann, der seinen Rücken stets so gerade hielt, als hätte er einen Stock verschluckt, zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „Du interessierst dich für Lara Trudeau?“
    „Wie ich sehe, überrascht dich das.“
    „Eigentlich überrascht mich längst nichts mehr. Dafür mache ich den Job schon viel zu lange. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es ein Unfalltod war, weil ich beim besten Willen keine andere Ursache erkennen konnte. Wegen der Todesumstände ist Dixon noch mit dem Fall befasst. Allerdings glaube ich, dass es sich bloß noch um ein wenig Papierkram handelt.“
    „Wegen der Umstände? Wie meinst du das?“
    „Na ja, eine gesunde Frau schluckt zu viele Beruhigungstabletten, kippt ein paar Gläser und fällt tot um. Das passiert nicht jeden Tag, nicht mal in Miami“, sagte er müde und in seinen Worten schwang eine gehörige Portion Ironie mit. „Aber um ehrlich zu sein, es sterben mehr Leute an Medikamentenmissbrauch, als man meinen sollte.“
    „Tatsächlich?“
    „Ja, die Leute nehmen zu viel durcheinander. Und dann denken sie: ,Hey, wenn eine Schlaftablette wirkt, dann kann ich doch auch ein paar mehr nehmen, damit ich mal so richtig gut durchschlafen kann.‘ Wer weiß schon, was Lara Trudeau gedacht hat? Vielleicht hielt sie sich für unsterblich.“
    „Mich wundert nur, dass sich das nicht aufs Tanzen ausgewirkt hat.“
    „Ja. Sie muss einen eisernen Willen gehabt haben.“
    „Sie brach vor dem Publikum tot zusammen.“
    „Und von der laufenden Kamera ganz zu schweigen. Aber niemand hat irgendetwas Verdächtiges gesehen.“
    „Es gab keinen Hinweis auf …?“ begann Quinn, stockte aber, weil er keine Ahnung hatte,
worauf
es keinen Hinweis geben sollte.
    „Auf Fremdverschulden? Du meinst, ob sie jemand gezwungen hat, die Tabletten zu schlucken? Für so etwas konnte ich keine Anzeichen entdecken. Die Polizei hat das Tablettenfläschchen nach Fingerabdrücken untersucht, aber nichts gefunden.“
    „Gar nichts?“ fragte Quinn verwundert. „Nicht mal Laras Abdrücke?“
    „Bei ihrem Auftritt trug sie Handschuhe.“
    „Und deshalb sind alle Abdrücke vom Glas gewischt?“
    „Nun, wenn sie nervös war, könnte es sein, dass sie das Tablettenfläschchen in der Hand gehalten und gedreht hat. Das wäre eine Erklärung.“
    „Trotzdem …“
    Duarte zuckte mit den Schultern. „Ich vermute, das ist einer der Gründe, weshalb die Polizei sich noch ein wenig mit dem Fall befasst. Sie war berühmt und offenbar nicht ganz so beliebt. Es könnte also einige Leute geben, die ihren Tod gewollt haben. Das Problem ist nur, es gibt nicht den geringsten Hinweis. Sie ist vor Hunderten von Menschen lächelnd auf die Bühne gegangen. Mit niemandem hatte sie unmittelbar vorher Streit gehabt … aber du hast ja bestimmt den Bericht gelesen.“ Er sah Quinn an. „Sie ist noch hier. Falls du sie sehen willst …“
    „Ich dachte, du hättest den Leichnam freigegeben.“
    „Habe ich auch. Aber das Bestattungsinstitut holt sie erst irgendwann heute Abend ab. Komm mit, ich lasse sie für dich rausholen.“
    Sie gingen durch Korridore, in denen der Tod fast greifbar schien. Als sie in einem kleinen Raum angelangt waren, sagte Duarte einem Assistenten Bescheid. Das Zimmer, in dem er mit Quinn wartete, verfügte über eine Kamera, so dass Angehörige vom Foyer aus auch dann einen Blick auf einen Verstorbenen werfen konnten, wenn sie die unmittelbare Nähe nicht ertrugen.
    Der Assistent schob eine Bahre herein,

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