Ihr letzter Tanz
davonrennen, doch dann wartete sie und nahm die Karte entgegen. „Du hast doch gesagt, du bist kein Cop.“
„Bin ich auch nicht.“
„Tja, aber für ’n Strand bist du ziemlich overdressed.“ Dann wurden ihre Augen größer. „Ich möcht wetten, du warst in der Tanzschule dahinten.“
Als er nichts erwiderte, begann sie zu lachen. „Oh Mann, da würd’ ich auch hingehen, wenn ich genug Geld hätte. Gott, ich liebe das Tanzen.“ Wieder wurden ihre Wangen rot, dann wedelte sie mit dem Fünfer herum. „Danke.“
„Pass auf dich auf, okay?“
„Keine Sorge, ich bin härter im Nehmen, als ich ausseh’. Ich weiß, dass man hier schnell Ärger kriegen kann.“
Sie wandte sich ab und lief los, blieb aber nach gut zehn Metern noch einmal stehen und rief ihm zu: „Du bist echt okay, weißt du? Ich heiß’ übrigens Marnie.“ Dann drehte sie sich wieder um, als hätte sie schon zu viel über sich verraten, und rannte in Richtung Straße.
Quinn sah ihr nach und hoffte, dass sie wirklich so hart im Nehmen war, wie sie glaubte.
Miami Beach war immerhin das Tor zu jeder Sünde, die man sich vorstellen konnte.
Er betrachtete den Stand der Sonne am Himmel, und nach einem Blick auf die Uhr stellte er fest, dass es Zeit war, sich auf den Weg zu machen. Er ging zurück zu seinem Wagen, der auf der Alton geparkt war. Aus einem unerfindlichen Grund hatte er nicht näher am Studio parken wollen. Wieder sah er auf die Uhr, überlegte kurz und gelangte zu der Ansicht, dass die Zeit noch reichte, um einen Abstecher zum Gerichtsmediziner zu machen.
Das komplett renovierte und neu benannte Hotel, in dem die Gator Gala stattfinden sollte, hatte angerufen, als Shannon mit ihrer ersten Unterrichtsstunde für Quinn O’Casey beschäftigt gewesen war. Als sie zurückrief, fand sie zu ihrer großen Freude heraus, dass sie sich während der Verhandlungen unnachgiebig genug gegeben hatte – das Hotel war auf die von ihr verlangten Übernachtungspreise eingegangen, die günstig genug waren, um auch viele Teilnehmer aus dem Norden für das Tanzturnier zu interessieren, das für die zweite Februarwoche geplant war.
Trotz der düsteren Wolke, die seit Laras Tod über allem zu hängen schien, war Shannon sehr erfreut. Im Laufe der Woche würden sie die Verträge mit dem Hotel unterschreiben können. Sie eilte ins Hauptbüro, um Gordon davon zu erzählen.
„Wunderbar“, lobte er sie. „Das wird uns eine große Hilfe sein. Wer würde schon darauf verzichten wollen, mitten im Winter nach Miami zu kommen? Vor allem bei so günstigen Preisen. Und wie sieht es mit den Mahlzeiten aus?“
„Das verhandeln wir noch“, antwortete sie.
„Was verhandeln wir noch?“ wollte Ben Trudeau wissen und steckte seinen Kopf durch die Tür.
„Die Mahlzeiten.“
„Ah.“ Ben gehörte zu der Art Männer, die so gut aussahen, dass sie fast schon zu schön waren. Früher einmal war das Shannon nicht so vorgekommen. Früher, da war er für sie wie ein Gott gewesen – groß, geschmeidig, elegant, in der Lage, sich so schnell und energiegeladen zu bewegen wie der Blitz oder so sanft zu sein wie ein leichter Windhauch.
Er war ein unglaublich guter Tänzer und ein außerordentlicher Wettkämpfer. Sein Haar war so pechschwarz wie seine Augen, die Gesichtszüge klassisch zeitlos, makellos. Er war ein hervorragender Techniker und ein brillanter Darsteller. Mehrere Jahre in Folge war er immer mit Lara angetreten, doch dann war ihre Ehe in die Brüche gegangen. Vor etwa fünf Jahren hatten sie sich schließlich scheiden lassen. Seitdem war Lara meist mit Jim Burke zu Wettkämpfen gegangen, während Ben immer wieder wechselnde Partnerinnen hatte. Als Folge davon war er längst nicht so erfolgreich wie Lara.
„Das ist Verschwendung“, sagte er, nachdem er einen Moment lang Shannon angesehen hatte.
„Was?“
„Die ganze Zeit, die du als Managerin zubringst.“
„Hey“, warf Gordon ein.
„Ich finde nur, dass sie an Wettkämpfen teilnehmen sollte.“
Gordon sah zu Shannon und lächelte flüchtig. „Sie kann jederzeit an Wettkämpfen teilnehmen, wenn sie das möchte.“
„Meine Herren, ich bin mir dessen völlig bewusst, aber ich
will
nicht.“
„Das ist albern, und das weißt du“, ließ Ben nicht ab und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. „Du bist auch die ganze Zeit bei deinen Schülern, wenn sie im Wettkampf antreten. Wo ist da der Unterschied?“
„Es sind meine Schüler.“
„Die Glücklichen“, meinte Gordon
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