Ihr letzter Tanz
der Forensik geblieben. Sie ist die beste Phantombildzeichnerin im ganzen Bundesstaat, vielleicht sogar im ganzen Land. Man bat sie, nach Jacksonville zu kommen, und sie hat sich sofort auf den Weg gemacht.“
„Du weißt ja, was dabei herauskommt, wenn man einen Cop heiratet“, sagte Quinn amüsiert.
„Ja, das weiß ich“, seufzte er.
Um kurz vor sechs trafen sie bei Nick’s ein.
Es war die ideale Tageszeit, um sich am Hafen aufzuhalten. Der Abend rückte immer schneller vor, doch der Himmel über dem Ozean war in einen grandiosen Farbenrausch getaucht. Rot, Orange und Spuren von Gold vermischten sich über dem dunklen Wasser. Die abendliche Brise war angenehm kühl und stellte nach der Hitze des Tages eine Wohltat dar.
Wie Jake vermutet hatte, saß Pete Dixon im Nick’s und aß offenbar bereits seinen zweiten Cheeseburger, da auf dem Tisch vor ihm bereits ein leerer Teller stand.
Quinn zog ohne Dixon zu fragen einen Stuhl an dessen Tisch zurück, drehte ihn um und setzte sich entgegengesetzt darauf. „Mein Gott, Pete! Du könntest auch einmal die Woche deinen Cholesterinspiegel schonen und stattdessen einen Salat essen“, sagte er.
Dixon wischte sich den Mund ab und sah Quinn an, als hätte er einen Barrakuda vor sich. Dann wanderten seine Augen, die in seinem faltigen Gesicht fast winzig wirkten, weiter zu Jake Dilessio und sahen ihn vorwurfsvoll an. „Nehmt doch ruhig Platz, ihr zwei. Setzt euch zu mir, und wenn ihr schon dabei seid, dann könnt ihr euch auch ruhig über meine Essgewohnheiten auslassen.“
„Danke“, meinte Jake und setzte sich ebenfalls an den Tisch.
„Du stehst so dicht vor deiner Pensionierung. Meinst du nicht, dass du von deinem Ruhestand wenigstens ein paar Jahre lang etwas haben solltest?“ fragte Quinn.
„Du redest wie ein Vegetarier“, murmelte Pete.
Quinn grinste ihn an. „Keineswegs. Ich glaube, ich nehme auch einen Cheeseburger. Aber nur einen.“
„Du hast ihn mitgeschleppt“, sagte Pete zu Jake. „Pass auf, dass sein Essen auf deine Rechnung geht.“
„Sogar
dein
Essen geht auf meine Rechnung“, erwiderte Jake. „Quinn würde dir gern ein paar Fragen stellen.“
Pete stöhnte so laut auf, dass sein dicker Bauch bebte. „Verdammt, ich habe Feierabend. Musstest du unbedingt einen Privatdetektiv mitbringen, damit der mich hier belästigt?“
„Mein Boot liegt gleich da vorn“, protestierte Quinn. „Das Lokal hier ist für mich am nächsten gelegen.“
„Und was willst du?“ fragte Pete unvermittelt. Bevor Quinn ihm aber antworten konnte, sah er wieder Jake an. „Du bezahlst wirklich meine Rechnung? Dann kannst du mir noch ein Bier bestellen.“
„Geht klar“, erwiderte Jake und zog ein Gesicht in Quinns Richtung. Er sah sich um und entdeckte am Nebentisch eine der Kellnerinnen. „Debbie, wenn du kurz Zeit hast …“
Die junge Frau drehte sich und hob den Notizblock. „Noch ein Cheeseburger für Pete?“
„Sehr witzig“, murmelte der.
„Nein, aber für Quinn und mich je einen, dazu drei Millers“, sagte Jake.
„Kommt sofort.“ Debbie war jung und gut gelaunt, sie war braun gebrannt und trug knappe weiße Shorts. Pete sah ihr nach, als sie Richtung Küche ging.
„Pete, hier spielt die Musik. Wie läuft der Fall Lara Trudeau?“
Dixon runzelte die Stirn. „Trudeau? Seid ihr deshalb hier?“
„Ja, wieso fragst du?“
„Weil ich den Fall heute abgeschlossen habe.“
„Jetzt schon? Wieso?“ warf Quinn ein.
„Weil der Fall kein Fall war. Wenn du dir ansehen willst, was passiert ist, komm, wann immer du willst, vorbei, und ich zeige dir das Band. Sie geht freudestrahlend auf die Tanzfläche, im nächsten Moment fällt sie um. Ein Arzt aus dem Publikum versucht, sie wiederzubeleben. Der Krankenwagen trifft ein, die Sanitäter versuchen ebenfalls ihr Glück. Sie wird ins Krankenhaus gebracht, aber noch auf dem Weg dorthin wird sie für tot erklärt. Der Gerichtsmediziner stellt fest, dass sie Tabletten und Alkohol geschluckt hatte. Das hat wohl ihr Herz nicht mitgemacht. Den Drink hat sie selbst an der Bar bestellt, dafür gibt es ein Dutzend Zeugen. Und die Tabletten wurden ihr von einem Arzt verschrieben, der sich noch nie etwas hat zuschulden kommen lassen. Fingerabdrücke gab es keine, weil die Lady Handschuhe trug. Wir haben die Kellner befragt, die Preisrichter, die Tänzer, das Publikum. Dutzende von Menschen haben sich mit ihr unterhalten. Niemand hat sie mit jemandem streiten sehen. Darum habe ich den Fall
Weitere Kostenlose Bücher