Ihr letzter Tanz
amüsiert. „Du lässt sie gut aussehen.“
„Und ich bin sehr stolz auf sie, wenn sie etwas Gutes leisten. Wieso könnt ihr zwei das nicht verstehen? Nicht jeder ist von ungebändigtem Ehrgeiz gepackt.“ Sie stieß einen Seufzer aus. „Seit ich mir damals den Knöchel gebrochen habe, ist nichts mehr so, wie es war. Ich weiß nicht, wie lange er durchhält. Und wenn ich zu lange übe, habe ich höllische Schmerzen. Er macht nicht mit, wenn ich so viel trainiere, wie ich es müsste, um im Wettkampf wieder eine Chance zu bekommen. Das Schöne an allem ist, dass mir das Unterrichten Spaß macht. Es bereitet mir einfach Freude, mit meinen Schülern zu arbeiten.“
„Anfänger“, sagte Ben mit einer Spur von Verachtung in seiner Stimme.
„Jeder von uns war mal ein Anfänger.“
Ben lachte auf. „Klar. Dann wirst du also deinen neuen Schüler – diesen Riesen – dazu überreden, in der Anfängergruppe bei der Gator Gala mitzumachen? Ist das die Art von Herausforderung, die du suchst?“
„Vielleicht
werde
ich ihn ja dazu überreden“, erwiderte sie.
„Du benutzt das doch alles nur als Ausflucht, um dir nicht einzugestehen, dass du dich vor der Konkurrenz fürchtest“, meinte Ben.
Bevor sie darauf etwas sagen konnte, summte die Sprechanlage auf Gordons Schreibtisch. „Dr. Long ist hier für seine Tanzstunde bei Shannon“, meldete sich Ellas Stimme aus dem Lautsprecher.
„Bin schon unterwegs.“ Ehe sie das Büro verließ, wandte sie sich ein letztes Mal den beiden Männern zu. „Nur, damit ihr zwei das endlich begreift: Ich bin zufrieden mit dem, was ich mache. Jane und Rhianna sind jung, hübsch und talentiert. Wir sollten
sie
unterstützen.“ Sie warf jedem von ihnen einen eindringlichen Blick zu.
Da keiner von ihnen etwas dazu sagen wollte, verließ Shannon das Büro, doch Ben folgte ihr und packte sie an der Schulter, sobald sie im Flur waren.
„Wir waren einmal richtig gut, und das weißt du“, sagte er.
„Ja, mit Betonung auf ,waren‘.“
„Du hast wirklich Angst. Vielleicht ja sogar vor mir.“
„Ben, glaub mir, ich habe vor dir keine Angst.“
„Zusammen könnten wir wieder gut sein“, flüsterte er heiser in ihr Ohr.
„Nicht mehr in diesem Leben, Ben“, erwiderte sie lächelnd, dann entzog sie sich seinem Griff um ihre Schulter. „Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest – mein Schüler wartet auf mich.“
„Es ist viel Zeit verstrichen, Shannon, sehr viel Zeit.“
„Mein Schüler wartet.“
„Du musst nicht uns beide mit deiner Verbitterung verletzen. Du könntest mir verzeihen.“
„Das habe ich schon vor langer Zeit gemacht, Ben.“
„Dann zier dich nicht so.“
„Willst du nur mit mir tanzen, oder willst du dich wieder an mich ranmachen?“
„Vielleicht beides?“ Er lachte auf diese vertraute, charmante Weise, doch es zog sie längst nicht mehr so an wie damals.
„Es tut mir Leid. Ich weiß, du wirst das kaum glauben wollen, aber ich bin weder hasserfüllt noch verbittert, und ich ziere mich auch nicht. Ich bin nur einfach nicht interessiert.“
„Das wirst du noch bereuen“, entgegnete er spöttisch.
Sie hielt inne und sah ihn an. „Ben, du hast doch eine neue Partnerin. Wie heißt sie noch gleich? Vera Thompson!“
Er schüttelte den Kopf. „Sie ist ganz gut, aber nicht das Kaliber, das ich benötige.“
„Hast du
ihr
das auch gesagt?“ wollte Shannon wissen.
„Natürlich nicht. Noch nicht.“
„Und warum nicht?“
„Weil du noch nicht wieder eingewilligt hast, mit mir zu tanzen.“
„Ben“, gab sie kopfschüttelnd zurück. „Wenn ich
je
wieder professionell tanzen würde, dann sicher nicht mit dir.“
„Wieso nicht?“
Sie hätte ihm sagen können, die Gründe dafür seien doch offensichtlich. Aber andererseits war für Ben nichts so offensichtlich, wie man glauben sollte.
Also reagierte sie mit einem Schulterzucken und einer Bemerkung, die ihr unwillkürlich über die Lippen kam: „Du bist nicht das Kaliber, das ich benötige.“ Dann wandte sie sich ab und beeilte sich, zu Richard zu kommen, der bereits auf sie wartete.
Quinn kannte den Polizeibericht, da Doug ihm eine Kopie gegeben hatte. Und er kannte den Bericht des Gerichtsmediziners, der sich als Glücksfall erwies. Dem Polizeichef unterstanden insgesamt acht Gerichtsmediziner, doch es war ausgerechnet Anthony Duarte, der die Autopsie an Lara Trudeau vorgenommen hatte.
Er hatte auch die Autopsie an Nell Durken durchgeführt.
Dixon war im Morddezernat
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