Ihr letzter Tanz
abgeschlossen – weil es keinen verdammten Fall gibt. Die Frau ist gestorben. Punkt.“
Debbie brachte ihnen das Bier, stellte die Gläser auf dem Tisch ab, dann war sie auch schon wieder weg. Bei Nick’s ging es lässig zu, aber allmählich füllte sich das Lokal, und es schien so, als müsse sich Debbie um den gesamten Bereich des Patios allein kümmern.
„Du findest also nicht, dass an ihrem Tod irgendetwas merkwürdig war?“ wollte Quinn wissen.
„Merkwürdig? Du solltest meine anderen Fälle sehen. Merkwürdig ist, dass ein Mann sein Kind, seine Frau und dann sich selbst erschießt. Merkwürdig ist, dass aus heiterem Himmel ein Schuss die Ruhe in North Miami zerreißt und ein Kind tot zu Boden fällt. Aber was diese Trudeau-Sache angeht, da gibt es nichts Merkwürdiges. Außer du findest es merkwürdig, dass es nichts Merkwürdiges gibt. Na und? Es ist nicht verboten, dass etwas merkwürdig ist.“
„Wenn ich das richtig verstanden habe“, fuhr Quinn ruhig fort, „dann gab es einige Leute, die Lara Trudeau hassten.“
Pete Dixon sah ihn lange an, dann nahm er einen Schluck aus seiner Flasche. „Vielleicht gibt es auch Leute, die
dich
hassen, Quinn. Wir sind hier in Amerika. Da ist so etwas erlaubt.“
„Ich bin aber nicht tot“, hielt er dagegen.
„Wir bei der Polizei befinden uns in einer anderen Situation als du. Dir gibt jemand einen Auftrag und bezahlt dich dafür, dass du dich mit ,merkwürdigen‘ Dingen beschäftigst. Ich habe genug mit den Fällen zu tun, bei denen es sich ganz sicher um Morde handelt. Wenn du etwas ,Merkwürdigem‘ nachjagen willst, bitte. Ich habe keine Zeit dafür.“
„Hey, wir stehen alle auf der gleichen Seite“, versuchte Jake ihn zu beschwichtigen. „Wir kämpfen alle gegen das Verbrechen, nicht wahr?“
„Ja, genau. Und unser großer Mr. Quinn kommt geradewegs vom FBI. Wie war’s da eigentlich, Quinn? Wieso hast du den Job hingeschmissen? Denkst du vielleicht, wenn du beim FBI warst, kannst du zurückkommen, weil du besser als jeder andere bist?“
Quinn war nicht davon ausgegangen, dass Dixon ihm eine große Hilfe sein würde, doch mit einer so unverhohlenen Feindseligkeit hatte er nicht gerechnet. Er bemerkte, wie sein Griff um die Bierflasche fester wurde und er sich zwingen musste, sein Temperament zu zügeln.
„Du hast völlig Recht, Pete. Du musst viele Fälle bearbeiten, während ich mich im Moment nur um einen kümmern muss. Falls du irgendetwas weißt, was mir weiterhelfen könnte, wäre ich dir dankbar, wenn du es mir sagen würdest.“
Vielleicht hätte er doch mehr auf den FBI-Psychologen hören sollen – die Sache mit der Selbstbeherrschung schien zu funktionieren. Zu seinem großen Erstaunen wurde Pete rot.
„Ja, sicher“, murmelte er kleinlaut und nahm noch einen Schluck Bier. „Verdammt, die ganze Angelegenheit war merkwürdig, da hast du Recht. Ich weiß noch immer nicht, wie sie das ganze Zeugs schlucken konnte und dann noch so unglaublich tanzte, bis sie einfach zusammenbrach. Sie kann davon eigentlich überhaupt nichts richtig wahrgenommen haben. Weißt du was? Komm vorbei, dann gebe ich dir eine Kopie von dem Band. Vielleicht siehst du ja was. Ich habe es mir bestimmt ein Dutzend Mal angesehen, aber nichts entdecken können. Ich muss jetzt übrigens los. Mein Neffe spielt bei irgendeiner dämlichen Schulaufführung Saxophon. Das soll ich nicht verpassen.“ Er stand auf. „Danke fürs Essen, Dilessio.“
„Gern geschehen“, gab Jake zurück.
„Du weißt ja, dass er hier Rabatt bekommt?“ sagte Pete an Quinn gewandt. „Schließlich hat er die Nichte des Besitzers geheiratet. Wann kommt das Kind, Dilessio?“
„Bald.“
„Ich hoffe, es wird ein Junge.“
„Ach ja? Wieso?“ fragte Jake.
„Weil Frauen immer nur Ärger machen. Vom ersten Augenblick an.“
Sie sahen ihm beide nach, wie er zum Parkplatz ging, dann musste Jake lachen. „Quinn, du hast schwer an dir gearbeitet.“
„Tatsächlich?“
„Einen Moment lang dachte ich, du würdest ihn zusammenschlagen.“
Quinn zuckte mit den Schultern. „Psychologie-Grundkurs“, sagte er lässig, hatte aber das Gefühl, dass Jake ihn durchschaut hatte. „Weißt du, ich denke, er glaubt auch, dass mehr dahinter steckt. Aber er hat das gleiche Problem wie alle anderen auch.“
„Und das wäre?“
„Er versucht zu erkennen, inwieweit das ,Merkwürdige‘ etwas Illegalem und damit einem Mord entspricht.“
„Na ja, wenn du Hilfe brauchst, ich bin für dich
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