Ihr letzter Tanz
bekommen.
„Hey!“
Er hatte eben die Hausapotheke geöffnet, als sie hinter Quinn auftauchte, einen Becher mit dampfendem Kaffee in der Hand.
„So schnell schon einen Kaffee?“ fragte er verblüfft.
„Es ist eine ganz moderne Maschine. Danke, dass Sie sich umgesehen haben. Allerdings glaube ich nicht, dass sich jemand in meiner Hausapotheke verstecken wird.“
„Wenn ich nach Eindringlingen suche, kann es nicht schaden, wenn ich auch nach Außerirdischen und Gremlins Ausschau halte.“
Unwillkürlich musste sie grinsen. „Ja, schon gut. Auf jeden Fall vielen Dank. Ich fühle mich jetzt wirklich etwas sicherer.“
„Kein Problem“, sagte er und nahm den Kaffeebecher in die Hand. „Dann kann ich mich ja jetzt auf den Weg machen.“
„Sie können gern noch Milch und Zucker nehmen.“
„Danke, ich trinke meinen Kaffee schwarz.“
„Sie dürfen sich sogar setzen. Ich möchte nicht, dass Sie Kaffee verschütten, sich die Hand verbrühen und dann vielleicht das Studio verklagen.“
Er lehnte sich gegen die Tür und sah Shannon an. Ihre strahlenden Augen waren auf ihn gerichtet. Sie war zu weit entfernt, als dass sie ihn hätte berühren können, aber die Funken schienen überzuspringen. Nichts an ihrem Erscheinungsbild hatte etwas offensichtlich Sexuelles, es schwelte eher unter der Oberfläche. Doch auf ihre subtile Art war sie die sinnlichste Frau, der er je begegnet war. Jetzt genügte schon ein Blick auf ihren nackten Oberarm, um seinen Geist dazu zu bringen, sich auszumalen, wie sie aussah, wenn sie überhaupt nichts anhatte. Seine Libido machte sich mit einer solchen Heftigkeit bemerkbar, wie er es seit den Tagen seiner Pubertät nicht mehr erlebt hatte.
Obwohl der Kaffee kaum abgekühlt war, trank er den Becher in kräftigen Zügen aus und gab ihn Shannon zurück. Ihre Blicke trafen sich, wollten sich aber nicht voneinander lösen.
„Ich gehe jetzt besser“, sagte er mit so rauer Stimme, dass er selbst erschrak. „Würde ich bleiben, dann wäre das ganz sicher ein Verstoß gegen die Regeln“, fügte er rasch an. „Gute Nacht.“
„Gute Nacht, und nochmals vielen Dank“, erwiderte sie.
Auf der Veranda angekommen, bekam er sich wieder in den Griff und drehte sich zu Shannon um. „Sagen Sie … sind Sie nervös, weil Sie nicht glauben, dass Lara Trudeaus Tod ein Unfall war?“
„Ich weiß nicht, wovon Sie da reden“, antwortete sie. Ihre Augen verengten sich und plötzlich wirkte sie, als hätte sich eine Maske über ihr Gesicht gelegt.
„Sie glauben, Lara Trudeau wurde ermordet. Wenn Sie etwas wissen oder vor etwas Angst haben, dann sollten Sie das der Polizei sagen.“
„Ich sprach am Tag ihres Todes mit der Polizei“, entgegnete sie tonlos. „Ich habe niemandem gegenüber geäußert, ich würde ihren Tod für einen Mord halten.“
Das war eine Lüge. Vielleicht hatte sie es nicht exakt so formuliert, trotzdem war es eine Lüge.
„Wirklich nicht? Trotzdem sollten Sie etwas vorsichtiger sein. Einige Leute scheinen überzeugt zu sein, Sie würden behaupten, Lara habe ihre Tabletten nicht aus eigenem Willen geschluckt. Wenn das der Fall sein sollte …“
„Lara starb, weil sie ein verordnetes Medikament falsch eingenommen und dazu Alkohol getrunken hatte, Mr. O’Casey. So lautete der Befund des Gerichtsmediziners, und mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“
„Mich
müssen Sie davon nicht überzeugen“, sagte er leise. „Vergessen Sie nicht, die Haustür abzuschließen.“
„Das mache ich immer.“
„Gut.“
Er wandte sich ab und ging zu seinem Wagen, wusste aber, dass sie noch immer auf der Veranda stand und ihm nachsah.
Am Wagen angekommen, drehte er sich zu ihr um: „Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um abzuschließen.“
Sie ging ins Haus und warf die Tür so laut zu, dass er es noch auf der Straße hören konnte. Lächelnd stieg er ein und startete den Motor.
Nachdem Quinn gegangen war, stand Shannon ein paar Minuten lang gegen die Haustür gelehnt da. Es war ein langer Abend gewesen, und sie fühlte sich entsetzlich müde.
Sie war froh, ihn ins Haus gebeten zu haben. So musste sie sich nicht zwanghaft fragen, ob sich wohl jemand in ihrem Schrank versteckt hatte.
Dennoch …
Verdammt, dieser Mann war so attraktiv. Sie sollte einen ihrer Schüler nicht so anziehend finden. Vielleicht wäre es besser, Jane einspringen zu lassen, um auf Distanz zu gehen.
Nein, das war doch absurd. Obwohl … war es wirklich so absurd? Sie war achtundzwanzig. Sie machte
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