Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ihr letzter Tanz

Ihr letzter Tanz

Titel: Ihr letzter Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
wüsste, wer Streifendienst hat oder … ach, vergessen Sie’s.“
    Ihre Stimme war unüberhörbar abweisend. Ihm war klar, was sie dachte. Immerhin hatte er erst vor ein paar Minuten ihr Haus auf den Kopf gestellt, also musste er sie jetzt für völlig übergeschnappt halten.
    „Was ist passiert?“ wollte er wissen.
    „Nichts.“
    „Und was hat Sie dann so erschreckt?“
    „Ich …“ Sie zögerte so lange, dass Quinn bereits glaubte, sie würde wieder auflegen. Dann hörte er ein langgezogenes Seufzen. „Nachdem Sie gegangen waren, hörte ich draußen ein Geräusch. Es war so, als ob sich jemand gegen die Hauswand gedrückt hätte, um zu lauschen, und als wenn er dann weggelaufen wäre. Ich öffnete die Tür …“
    „Was
haben Sie gemacht?“
    „Ich habe die Tür geöffnet.“
    „Warum denn das, um alles in der Welt?“
    „Um mich davon zu überzeugen, dass draußen niemand ist“, gab sie gereizt zurück.
    „Und?“
    „Na ja, es war schon dunkel, wie Sie wissen.“
    „Ja, und …?“
    „Ich glaube, es war
wirklich
jemand da. Jemand lief die Straße entlang, er versuchte, im Schatten zu bleiben. Kann natürlich auch sein, dass jemand einfach nur spazieren ging. Außerdem haben wir hier einige streunende Katzen, und wahrscheinlich habe ich bloß eine von ihnen gehört. Hören Sie, es tut mir Leid, dass ich angerufen habe. Meine Phantasie ist mit mir durchgegangen, weiter nichts. Heute die Totenwache, morgen die Beerdigung … Ich lege jetzt auf.“
    „Gehen Sie noch nicht schlafen, ich komme vorbei.“
    „Nein! Das ist doch lächerlich. Es ist alles in Ordnung, Sie müssen nicht herkommen.“
    „Bin schon unterwegs“, sagte er und beendete das Gespräch, dann legte er das Telefon auf den Tisch.
    „Shannon Mackay“, erklärte er, als er die fragenden Blicke der anderen bemerkte. „Ihr flattern wohl ein wenig die Nerven. Aber ich fahre trotzdem noch rüber und sehe mich da mal um.“ Er sah Bobby an. „Sorg bitte dafür, dass Doug auf dem Boot schläft. Und Jake …“
    „Ich werde mich darum kümmern, dass das Telefon wieder zurück zur Theke gelangt“, fiel der ihm ironisch ins Wort. „Ruf mich an, wenn du Hilfe brauchst.“
    „Darauf kannst du wetten.“
    Quinn verließ das Lokal und lief zurück zu seinem Wagen. Sekunden später war er auf dem Weg zu Shannons Haus.
    Shannon lief im Wohnzimmer auf und ab. Einerseits kam sie sich albern vor, dass sie Doug mit dessen Bruder verwechselt und so überreagiert hatte. Andererseits fragte sie sich, wie lange Quinn wohl benötigen würde, um zu ihr zu fahren.
    Warum hatte sie nur die Tür aufgemacht? Natürlich um sich davon zu überzeugen, dass da niemand war. Sie fürchtete sich nicht vor der Dunkelheit – besser gesagt: Sie hatte sich nie gefürchtet. Fast jeden Abend kam sie erst spät nach Hause, ausgenommen an den Wochenenden, da das Studio samstags auch am Morgen öffnete und sonntags geschlossen war. Doch von Montag bis Freitag war es normalerweise kurz vor elf Uhr, wenn sie nach Hause kam. Es hatte ihr nie etwas ausgemacht, vom Wagen zur Haustür zu gehen. Manchmal waren sogar noch ihre Nachbarn unterwegs, um den Hund auszuführen, den Abfall rauszubringen oder einfach nur Luft zu schnappen. Es war ein angenehmes Viertel, in dem sie sich noch nie bedroht gefühlt hatte.
    Stöhnend ließ sie sich auf das Sofa sinken und fuhr sich durchs Haar. Das war doch albern. Lara war gestorben, nachdem irgendein Kellner zu Shannon gesagt hatte: „Du bist die Nächste.“
    Seitdem war alles anders …
    Sie war mal selbstbewusst gewesen. Es hatte in ihrem Leben manches Hoch und Tief gegeben, doch sie war eine erwachsene Frau, und sie hatte ihr Leben im Griff. Dass sie in ihrem Beruf eine herausragende Position einnahm, wusste sie. Es machte ihr Spaß, mit den Menschen zu arbeiten, mit denen sie jeden Tag zusammenkam. Sie war im Begriff, die Leitung über das Studio zu übernehmen. Das Leben war gut zu ihr.
    Es war gut zu ihr gewesen, wenn auch ein wenig leer.
    Doch dann war Lara gestorben.
    Und genau das war ihr Problem. Sie glaubte keine Sekunde daran, dass Lara
einfach so
gestorben war. Dazu noch diese Worte …
Du bist die Nächste.
    War es da wirklich so abwegig zu glauben, dass es jemand auf sie abgesehen hatte?
    Sie musste an das Gespräch mit Jane denken. Wussten wirklich zu viele Leute, dass sie nicht die Meinung von Polizei und Gerichtsmedizin teilte, Lara habe ihren Tod selbst herbeigeführt?
    Draußen war wieder ein Geräusch zu hören.

Weitere Kostenlose Bücher