Ihr letzter Tanz
war jedoch in der Lage, seinen Schreibtisch durchzusehen und vielleicht sogar auf seinen Computer zuzugreifen.
Nein, die Zeit reichte nicht. Sie musste ihren Wagen vom Parkplatz bei Nick’s wegfahren, ehe ihn jemand entdeckte. Doch dann entschied sie sich anders und begann, die oberste Schreibtischschublade zu durchsuchen.
Stifte, Bleistifte, Radiergummi, Disketten, Papier …
In der nächsten Schublade befand sich eine Reihe von Hängeordnern. Sie musste nur einen Briefbogen mit seiner Adresse finden …
Da!
„Whitelaw und O’Casey, Privatdetektive“, las sie laut vor.
Es folgte eine Adresse in Key Largo, eine Telefonnummer und eine E-Mail-Adresse, außerdem die Nummer seiner Lizenz für Florida.
„Du Mistkerl!“
Vor Zorn kochend knallte sie die Schublade zu.
Dieser Kerl wusste garantiert, wie er andere am besten gründlich ausspionierte.
Sie wollte das Boot verlassen, während sie ernsthaft überlegte, ob sie mit einer solchen Wut im Bauch überhaupt Auto fahren konnte.
Plötzlich wurde sie von Neugier gepackt und kehrte an den Schreibtisch zurück. Sie nahm den Hörer des Telefons ab, das neben dem Computer stand, und wählte die Nummer der Agentur. Es klingelte und klingelte.
Was denn? Ging es Quinn und diesem Mr. Whitelaw finanziell so schlecht, dass sie sich nicht einmal einen Anrufbeantworter leisten konnten?
Andererseits war Sonntag. Warum sollten sie den Anrufbeantworter einschalten?
Plötzlich erschrak sie, als sich eine Stimme meldete: „Whitelaw und O’Casey.“
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
„Hallo? Whitelaw und O’Casey.“
„Oh, entschuldigen Sie, aber … ist Mr. O’Casey zu sprechen?“
„Tut mir Leid, er ist zurzeit im Urlaub. Kann ich für Mr. Whitelaw etwas notieren?“
„Nein, danke. Ich rufe später noch einmal an. Ich muss Mr. O’Casey persönlich sprechen.“
„Rufen Sie vom Büro in Quantico an? Wenn es dringend ist, kann ich mit ihm Kontakt aufnehmen.“
„Nein, es geht um etwas Privates. Danke.“
Dann legte sie auf.
Quantico?
Er war nicht nur Privatdetektiv, er gehörte auch zum FBI. Oder er hatte mal zum FBI gehört. Vielleicht aber auch nicht. Schließlich lebten in Quantico, Virginia, auch Normalsterbliche.
Ach, Blödsinn. Natürlich war er ein FBI-Mann, zumindest war er einer gewesen.
Quinn O’Casey, der lässige Angler, der einen Charterservice anbot.
So ein Unsinn!
Sicher war im Moment nur, dass er sie benutzt hatte.
Tränen des Zorns und des Schmerzes stiegen ihr in die Augen, die sie – wütend auf sich selbst – hastig wegwischte. An der Treppe angekommen, sah sie sich ein letztes Mal in der Kajüte um.
„Ich weiß nicht, wer oder was Sie wirklich sind, Mr. O’Casey“, sagte sie halblaut. „Aber ich weiß, dass Sie ein Arschloch sind!“
Sie verließ das Boot, ohne die Tür zur Kajüte ins Schloss fallen zu lassen.
11. KAPITEL
„V ielleicht gibt es einfach keinen Zusammenhang“, erklärte ein übermüdet aussehender Jake und trank einen Schluck Kaffee.
Er und Quinn saßen bei Nick’s diesmal nicht auf der Terrasse, sondern in der Küche. Nick und seine Frau schliefen noch.
Jakes Boot lag ebenfalls am Pier, doch in den letzten Monaten hatte das beständige Schwanken seiner Frau Ashley Montague Dilessio – ebenfalls Polizistin – den Schlaf geraubt, so dass sie schließlich zurück in ihr altes Apartment im Wohngebäude gleich neben dem Lokal gezogen waren.
Quinn hatte das Gefühl, Jake war mit seinen Nerven so am Ende, weil Ashley immer noch in Jacksonville war und er zudem mehr Arbeit als genug hatte. Doch trotz der unübersehbaren Tatsache, dass er sich liebend gern ins Bett gelegt hätte, nahm er sich die Zeit, Quinn auf den neuesten Erkenntnisstand zu bringen, der sich auf drei Worte reduzieren ließ: eine weitere Tote.
„Duarte sagt, dass sie nicht lange im Wasser lag. Er kennt sich damit aus, und ich habe auch schon Leichen gesehen, die länger im Wasser waren. Und danach sieht sie wirklich nicht aus“, erklärte Jake. „Wahrscheinlich wird er vor morgen nicht mit der Autopsie beginnen können, aber du kennst ihn. Er ist ein Arbeitstier. Er war auch sofort vor Ort, als der Anruf kam.“
„Konnte er wenigstens schon irgendetwas sagen?“ fragte Quinn.
„Sie dürfte reich gewesen sein. Du bekommst von mir eine Zusammenstellung aller Einzelheiten. Auf jeden Fall trug sie eine Rolex, eine Halskette aus massivem Gold und dazu ein Diamantherz, das viele Frauen vor Neid erblassen lassen
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