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Ihr letzter Tanz

Ihr letzter Tanz

Titel: Ihr letzter Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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zum Anschlag herausgezogen hatte, sah sie, dass es sich bei dem Hindernis um eine Videokassette handelte. An der Seite auf dem Klebeetikett stand Laras Name, darunter ein kleiner Aufdruck: ,Eigentum von Miami-Dade, Morddezernat‘.
    Sie platzierte die Kassette so, dass sie die Unterlagen problemlos zurücklegen konnte. Einen Moment lang stand sie reglos da, von Schuldgefühlen über ihre Neugier und von Wut über die dreisten Lügen dieses Mannes innerlich zerrissen.
    Die Wut gewann die Oberhand.
    Sie fühlte sich verraten, hintergangen, verletzt.
    Am liebsten wäre sie vor Scham im Boden versunken. Sie war zu ihm gekommen, sie hatte sich direkt an ihn gewandt. Dennoch hätte ein Mann, der vorgab, an ihr interessiert zu sein, der in Wahrheit aber gegen sie ermittelte, nicht so weit gehen dürfen, mit der Frau zu schlafen, gegen die seine Untersuchungen gerichtet waren.
    Sie hoffte so sehr, dass er ein Cop war.
    Sie wünschte es sich von ganzem Herzen, weil sie dann alles daransetzen würde, dass er seinen Job verlor.
    Die Schritte und das Pfeifen entfernten sich allmählich, also konnte es nicht Quinn O’Casey gewesen sein.
    Vielleicht kam er jeden Moment zurück, vielleicht dauerte es aber auch noch Stunden.
    Shannon kochte vor Wut, und am liebsten hätte sie sein ganzes Boot restlos verwüstet. Ein plötzliches Klingeln brachte sie aber von diesem Gedanken ab. Sie horchte, bis ihr klar wurde, dass es ihr Mobiltelefon war, das in ihrer Handtasche lag.
    Sie holte es heraus und sah auf dem Display Justins Namen aufblinken.
    Die letzte Nacht bereitete ihr ein absurdes Schuldgefühl – nicht nur, weil sie ganz eindeutig gegen die Regeln des Studios verstoßen hatte, sondern auch, weil sie benutzt worden war. Das hätte niemals geschehen dürfen.
    Es war umso schlimmer, da sie neben dem Tanzen nichts in ihrem Leben hatte.
    „Ja?“ meldete sie sich ein wenig außer Atem.
    „Shannon?“ fragte Justin.
    „Ja, natürlich.“
    „Du klingst so komisch.“
    „Wirklich? Tut mir Leid, aber ich habe das Telefon nicht sofort gefunden. Es hatte sich in dem Dschungel meiner Handtasche versteckt.“
    Sie hörte ihn am anderen Ende lachen. „Das ist allerdings ein Dschungel, das kannst du laut sagen.“
    „Ja, gut. Sehr witzig. Was ist los?“
    „Wir gehen an den Strand, genau an die Stelle, wo die Straße verläuft, in der du wohnst. Wir wollten wissen, ob du auch hinkommst.“
    „Wer ist ,wir‘?“
    „Na, ich, Sam, Jane und Rhianna. Ella und Ben haben wir noch nicht erreichen können. Gordon hat sich gemeldet, war aber noch ziemlich verschlafen. Er hat mich übel beschimpft, weil ich ihn am Sonntag geweckt habe. Aber du bist um die Zeit doch meistens schon wach. Also, wie sieht’s aus? Gesellst du dich für einen Tag in Sand und Sonne zu deinen Angestellten?“
    „Oh, Justin, ich weiß nicht … es war eine so strapaziöse Woche.“
    „Dann willst du uns lieber nicht sehen? Kann ich verstehen.“
    „Nein, natürlich will ich euch sehen, aber …“
    „Komm doch, ja? Sonst belagern wir dein Haus, bis du rauskommst.“
    „Nein!“ rief sie erschrocken.
    „Doch, das machen wir. Dann musst du die Cops rufen, und das Studio gerät ins Gerede. Es wird anschließend immer schrecklichere Berichte geben, und alle deine Lehrer werden im Gefängnis landen.“
    „Kommt nicht zu mir nach Hause, verstanden? Lasst mir eine Stunde Zeit, dann bin ich bei euch.“
    „Ehrlich?“
    „Ja.“
    „Schwörst du’s? Du willst mich nicht bloß abwimmeln? Sonst kommen wir nämlich tatsächlich zu dir nach Hause. Wir sind so wie eine hilflose Gruppe kleiner Kinder, weißt du? Wir brauchen einen furchtlosen Anführer, damit wir in unserem Leben wieder Freude erleben können.“
    „Freude? Ach, ihr Ärmsten“, gab sie ironisch zurück. „Ich komme an den Strand, versprochen. Aber lasst mein Haus in Ruhe. Wir können anschließend immer noch hin … ähm … zurückfahren, wenn ihr wollt. Gebt mir bloß jetzt noch etwas Zeit.“
    „Geht klar. Wo wir sind, habe ich dir ja gesagt.“
    „Ja, bis nachher.“
    Shannon steckte das Telefon in ihre Handtasche zurück.
    Sie sollte besser gehen. Sie war zu abgeklärt und zu stolz, auf dem Boot irgendetwas zu zertrümmern.
    Wichtig war, dass sie herausgefunden hatte, was sie wissen musste. Ihre Vermutung war richtig gewesen – er war nicht der Mann, für den er sich ausgab.
    Aber wer war er wirklich? Da er seine Brieftasche mitgenommen hatte, konnte sie sich nicht seinen Ausweis ansehen. Sie

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