Ihr letzter Tanz
dieser Zeichnung nicht erkannt.“
„Woher weiß man, dass sie umgebracht wurde? Vielleicht ist sie ,nur‘ ertrunken.“
„Sie wurde ohne Kleidung an den Strand gespült und man fand Einstiche an ihren Armen.“
„Woher weißt du das?“
„Ich lese Zeitung. Die Todesursache ist noch unklar, aber man geht von einer Überdosis aus.“
„Vielleicht war es ein Unfall und sie nahm aus Versehen zu viel“, beharrte Shannon.
„Ach, sie hat sich selbst eine Überdosis verpasst, sich dann ausgezogen, hat ihre Kleider verschwinden lassen und sich an den Strand gelegt, um zu sterben?“
Shannon seufzte auf. „Sie war möglicherweise auf einem Boot und feierte mit einigen Leuten eine Party, hat versehentlich zu viele Drogen genommen, ist von Bord gestürzt und ertrunken.“
„Was weiß ich?“ gab Sam zurück. „Ich erzähle dir das nur, weil wir gestern am Strand waren und weil die Zeitung heute Morgen das Bild von ihr abgedruckt hat. Interessant, nicht wahr?“
„Traurig“, gab sie zurück.
Er zuckte mit den Schultern. „Die Prostituierte hatte man neulich ganz in der Nähe gefunden.“
Shannon lehnte sich nach hinten. „Diese Frau war aber keine Prostituierte, oder?“
„Nein, es sei denn, sie war eine Edelhure. Der Schmuck, den sie trug, ist einige Tausender wert.“
„Schrecklich ist das, ganz schrecklich“, wiederholte sie und fügte an: „Ich bin nur froh, dass sie nicht bei uns Tanzunterricht genommen hat.“
„Da kannst du ganz beruhigt sein, die Frau habe ich hier nie gesehen. Hey, willst du nichts essen? Sollen wir zu diesem Italiener gehen?“
Shannon zögerte kurz, dann schüttelte sie den Kopf. „Ich werde etwas essen, aber ich muss noch ein paar Besorgungen machen. Kann sein, dass ich später aus der Pause zurückkomme. Für heute Abend habe ich weiter nichts auf dem Terminplan, aber ich muss mir die Bücher vornehmen und dafür sorgen, dass die Papiere für die Gator Gala in Ordnung sind. Tu mir einen Gefallen und sag Ella bitte, dass ich eventuell etwas länger fort bin.“
Dann stand sie auf, nahm ihre Handtasche und ging aus dem Büro.
Ihre innere Stimme riet ihr, die Dinge auf sich beruhen zu lassen.
Aber da war noch eine zweite Stimme, die ihr sagte, sie sollte sich schleunigst um einige Dinge kümmern, wenn sie nicht vor Wut platzen wollte.
Sie entschied sich, auf die zweite Stimme zu hören.
In ihrem Leben gab es in der letzten Zeit einfach zu viele Tote.
13. KAPITEL
S hannon Mackay ging zielstrebig und mit ausholenden Schritten. Jede Faser ihres Körpers strahlte Entschlossenheit aus.
Sie war sehr wütend.
Es überraschte Quinn nicht, dass ihr Zorn auf ihn nicht nachgelassen hatte.
Allerdings überraschte es ihn, sie
hier
zu sehen.
Er saß im Nick’s, wo alle Stammgäste soeben aus Anlass des Neugeborenen zu einer Runde auf Kosten des Hauses eingeladen worden waren. Da er noch zum Gruppenunterricht wollte, begnügte er sich mit einem Sodawasser. Zudem war er mit den Akten beschäftigt, die vor ihm auf dem Tisch lagen. Irgendwo in den Polizeiberichten oder den Aufzeichnungen über die Lehrer und die Kunden des
Moonlight Sonata musste
es einen Hinweis geben.
Shannon sah sich in der Menge um, entdeckte ihn und kam zu seinem Tisch. Ohne auf seine Aufforderung zu warten, zog sie einen Stuhl zurück und nahm ihm gegenüber Platz.
Er merkte, wie sich sein ganzer Körper anspannte, wartete aber ab.
„Du Mistkerl“, sagte sie mit ruhiger, gelassener Stimme. Es war erstaunlich, wie giftig diese Worte klangen, die sie so sanft ausgesprochen hatte.
„Du irrst dich“, erwidert er.
„Oh nein, ich irre mich nicht. Du bist ein elender Bastard. Ich könnte noch stundenlang damit weitermachen. Aber ich bin nur hergekommen, um dir zu sagen, dass ich trotz deiner schäbigen Methoden nicht vorhabe, dir Steine in den Weg zu legen. Und niemand im Studio weiß, wer du in Wahrheit bist.“
„Du meinst, ein Bastard?“
„Ein Privatdetektiv.“
Eine fröhlich lächelnde Kellnerin, Ellen, kam an den Tisch. „Was kann ich Ihnen bringen?“ fragte sie Shannon. „Das erste Getränk geht aufs Haus.“
„Ich trinke nichts, danke“, erwiderte Shannon abwesend, während ihr Blick weiter auf Quinn gerichtet war.
„Es muss nicht unbedingt etwas Alkoholisches sein“, sagte Ellen.
„Schon gut, ich brauche wirklich nichts.“
Quinn beugte sich vor. „Bestell einen Eistee, ein Sodawasser oder einen Kaffee. Hier wird heute gefeiert.“
„Eistee.“ Shannon sah die
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