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Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab

Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab

Titel: Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Diesbrock
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ausschließlich Schattenseiten. Meistens weist unsere Tätigkeit sowohl positive als auch negative Aspekte auf. »ShouldI stay or should I go?« – »Bleiben oder Gehen?« Wie wunderbar wäre es, wenn man diese Entscheidung an objektiven Kriterien festmachen könnte! Würde man alle Argumente pro und contra gegeneinander aufrechnen können und kündigen, wenn die negativen überwiegen – das wäre eine schön einfache Lösung.
    Aber dazu ist dieses Thema zu vielschichtig, nur wenig daran ist objektiv zu bemessen: Argumente wiegen unterschiedlich schwer und haben für zwei Menschen ganz verschiedene Bedeutungen. Arbeitsplatzsicherheit oder Status sind für den einen zentrale Punkte, für den anderen Nebensächlichkeiten. Sachargumente stehen gegen Empfindungen. Möglicherweise spricht die Vernunft ganz deutlich für einen Job – aber ausschlaggebend sind letztlich negative Gefühle wie Unzufriedenheit oder Langeweile, um sich doch gegen ihn zu entscheiden.
    Viele Menschen gehen zu einem Karriereberater oder Coach und wünschen sich von ihm eine objektive Einschätzung ihrer beruflichen Situation als Antwort auf die Frage »Gehen oder Bleiben«. Auch wenn es Sachaspekte gibt, die ein Fachmensch vielleicht einschätzen kann, den größeren Einfluss haben unsere Gefühle, Werte und Einstellungen, und dafür gibt es keine Richtwerte! Außerdem unterliegen sie Schwankungen und verändern sich mit unserer Persönlichkeit und unseren Lebensumständen. So kommt es, dass für jemanden eine Tätigkeit über viele Jahre gut und richtig ist. Bis er irgendwann spürt, dass er etwas ganz anderes machen möchte.
    Wie lange es braucht, bis wir auch nur eine Ahnung davon entwickeln, ist individuell sehr unterschiedlich. Anzeichen für den schleichenden Prozess der Vor-Phase sind Unzufriedenheit mit dem Job oder dem Leben allgemein, Gefühle von Niedergeschlagenheit, Leere und Sinnlosigkeit bis hin zu Depression, Antriebsmangel, Lustlosigkeit, häufige gesundheitliche Probleme, Stress, nachlassende Leistungsfähigkeit |55| oder der zunehmende Wunsch, einfach alles hinzuschmeißen. Nicht selten nehmen nahestehende Menschen diese Symptome eher wahr oder ernster als die betroffene Person. Das Kapitel über die Strategien des Widerstands gegen Veränderungen hat Ihnen ja gezeigt, wie kreativ wir sein können, um uns gegen die Einsicht zu wehren, dass unser Job-Pferd nicht mehr am Leben ist. Aber eines Tages kommen wir an dieser Tatsache hoffentlich nicht mehr vorbei!
    Achtung, Stolpersteine!
    Manchmal ist die Angst vor einer Veränderung so groß, dass die Notwendigkeit dafür nicht in unser Bewusstsein gelassen wird. Zwar werden die beschriebenen Symptome wie Unzufriedenheit oder Lustlosigkeit immer wieder wahrgenommen – aber genauso schnell werden sie auch wieder verdrängt und bagatellisiert. Dann wird der Wendepunkt der Bewusstwerdung, an dem wir spüren, dass es so nicht weitergehen kann, niemals erreicht, und wir kommen aus der Vor-Phase nicht heraus. Möglicherweise kommt dann das Stoppschild eines Tages in Form einer Erkrankung, eines Burn-outs oder nachlassender Leistung und Kündigung.
    2. Die Bewusstwerdung »Wie bisher geht es nicht weiter.«
    In den seltensten Fällen kommt die Einsicht, dass es so nicht weitergehen kann, als Aha-Erlebnis, das uns ganz plötzlich klarmacht, dass wir sofort einen neuen Job brauchen. Meistens kommt sie erst einmal als Ahnung daher, die sich immer häufiger und deutlicher in unser Bewusstsein drängt. Wir fangen langsam an, diese neue Möglichkeit als echte Option oder einzig möglichen Ausweg zu betrachten, auch wenn wir sie anfangs schnell wieder beiseiteschieben. Der innere Widerstand wird jetzt wahrscheinlich eher größer, weil die reale Möglichkeit |56| des Umbruchs mehr Angst und Befürchtungen auslöst als in der Vor-Phase.
    Aus Filmen kennen Sie wahrscheinlich die Szene eines auftauchenden U-Boots: Erst schaut nur das Periskop oder eine Antenne aus dem Wasser, anfangs verdecken es Wellen immer wieder, aber dann zeigt es sich mehr und mehr in seiner vollen Größe. Ungefähr so taucht auch unser Wunsch nach etwas Neuem nach und nach auf und bekommt erst nach einiger Zeit Konturen. Gleichzeitig ruft etwas in uns sehr laut: »Abtauchen! Schnell wieder abtauchen! Gefahr!« Ist er aber erst einmal an die Oberfläche gekommen, können wir ihn nicht mehr ignorieren und müssen lernen, mit dem jetzt deutlichen Wunsch umzugehen.
    Achtung, Stolpersteine!
    In der Phase der Bewusstwerdung

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