Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab
sprechen wir wahrscheinlich häufiger als früher über die mögliche Veränderung. Auch wenn wir dabei mehr Energie darauf verwenden, andere und uns selbst zu überzeugen, dass wir unser totes Pferd unmöglich verlassen können. Vielleicht fangen wir jetzt aber auch schon an, uns umzusehen, über mögliche Wege nachzudenken und ein Interesse an Leuten zu entwickeln, die so einen Veränderungsprozess bereits hinter sich haben. Jetzt dürfen Sie sich auf keinen Fall entmutigen lassen! Für einige Menschen mag diese Phase quälend sein, weil Selbstzweifel und innere Widerstände so sehr im Vordergrund stehen. Andere kommen schneller und leichter zu der Erkenntnis, dass es nicht mehr weitergeht wie bisher. Doch dann gibt es kein Zurück mehr und es ist wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit bis zum nächsten Schritt:
|57| 3. Der Startschuss
»Ich will handeln.«
Logisch betrachtet scheint der Weg von der Erkenntnis bis zum Handlungsimpuls nicht sehr weit sein zu können – »psycho-logisch« gesehen können Welten dazwischen liegen! Viele Menschen bleiben in dieser Zwischenphase eine ganze Weile hängen, und das hat folgenden Grund: Um eine schlimme Situation hinter mir zu lassen, reicht erst einmal der Entschluss »Ich will hier weg!«. Ich nenne diese Art von Ziel ein
Weg-von-Ziel
, es braucht keine Alternative. Wenn ich in einem brennenden Haus aufwache, werde ich nur den Impuls verspüren, ganz schnell hinauszukommen. Ganz egal wohin. Ähnliche Gefühle habe ich, wenn mir meine Arbeit zum Hals heraushängt, mein Schreibtisch sich biegt unter unbearbeiteten Aufgaben und mich mein Chef jetzt auch noch kritisiert.
Bereite ich mich innerlich auf den Absprung vor, drängt sich allerdings die unangenehme Frage nach dem Wohin auf. Mit dem dritten Schritt, der Entscheidung zu handeln, kommt endgültig das Ziel der zweiten Kategorie ins Spiel: das
Hin-zu-Ziel
. Und dieses Ziel ist viel komplexer als das erste, weil es an so vielen Orten liegen kann. Es fordert mich heraus, mich mit meinen Möglichkeiten und Wünschen auseinanderzusetzen und dann eine ganz spezifische Entscheidung zu treffen. Ich werde mich dann festlegen müssen. Aber so weit bin ich noch nicht und mit diesen Gedanken höchstwahrscheinlich an diesem Punkt hoffnungslos überfordert – habe ich doch eben erst den Mut aufgebracht, mir einzugestehen, dass mein Job ein totes Pferd ist!
Damit dieser dritte Schritt gelingt, brauche ich den Mut, die Frage nach meinem Hin-zu-Ziel erst einmal zur Seite zu stellen und trotzdem den Startschuss zu geben. Es ist ein Schuss ins Blaue, in die Ungewissheit. Denn die meisten Menschen haben in dieser Phase noch gar keine Ahnung, wie ihr Ziel genau aussehen könnte. Dazu braucht es noch viel Recherche und innere Klärung. Und dafür haben wir erst den nötigen Rückenwind, wenn wir den dritten Schritt gewagt und uns entschieden haben, jetzt endlich berufliches Neuland zu suchen. Mit der dadurch gewonnenen Entschlossenheit kann es weitergehen!
|58| Achtung, Stolpersteine!
In dieser Phase liegt die größte Gefahr darin, »Ladehemmungen« zu haben und doch am eigenen Weg-von-Ziel hängen zu bleiben. Dann klage ich zwar über meine Situation, unterdrücke aber den Impuls zu handeln und mich auf die Suche zu machen. Wie schon gesagt, braucht es eine Menge Mut, sich zum Handeln zu entschließen, ohne zu wissen, wie das Ziel aussehen kann. Hier ist so mancher überfordert, bleibt doch lieber, wo er ist, und beruft sich auf die »guten Gründe, ein totes Pferd zu reiten«.
4. Die kreative Suche
»Wo liegen meine Stärken, Wünsche und Visionen?«
Wenn wir bisher keine interessanten beruflichen Alternativen für uns gefunden haben, kann es daran liegen, dass es diese gar nicht gibt. Oder dass wir noch nicht überall mit voller Aufmerksamkeit geschaut haben. Als wahrscheinlicher betrachte ich grundsätzlich die zweite Möglichkeit. Unser Wahrnehmungssystem ist leider für einen breiten, vorurteilsfreien Blick ins Unbekannte ziemlich ungeeignet. Wir sehen eher, was wir ohnehin schon kennen. Was wir nicht kennen, können wir viel schwerer »er-kennen«. Mit dem Denken ist es ähnlich: Wir bewegen uns lieber auf vertrautem Gebiet. So entwickeln wir ein Selbstbild von unseren Fähigkeiten, Schwächen, Interessen und Persönlichkeitsmerkmalen und ein Bild von der (beruflichen) Umwelt, wie wir sie kennen. Wir denken »So bin ich« und »So ist die Berufswelt« – so, wie für den Goldfisch der Gartenteich die Welt ist. Dass
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