Ihr Pferd ist tot - Steigen Sie ab
weitergeführt. Was Ihnen vielleicht noch nicht ganz klar ist, wird es bestimmt im Laufe des zweiten Teils werden.
Am Ende jedes Kapitels finden Sie Tipps und Fragen als gedankliche Anregungen. Ich möchte Ihnen hier schon ans Herz legen, sich am besten schriftlich mit ihnen zu beschäftigen. Natürlich ist es auch hilfreich, wenn Sie sich Ihre Gedanken dazu machen – aber vermutlich kauen Sie gedanklich schon eine Weile auf beruflichen Veränderungen herum. Auch wenn es für Sie vielleicht ungewohnt ist: Um Ihre Gedanken von ihrer Kreisbahn zu holen und konstruktiv weiterzuentwickeln, ist das Schreiben ein sehr wirkungsvolles Mittel!
|52| Acht Schritte auf dem Weg zum
neuen Job – und viele Möglichkeiten,
dabei zu stolpern
»Wow, jetzt bekomme ich endlich die Gebrauchsanweisung für meine Jobsuche? Super!« Ging Ihnen so ein Gedanke gerade durch den Kopf? Dann muss ich Sie leider sofort wieder enttäuschen. Ja, es wäre gewiss nett und bequem, wenn es so etwas gäbe: einen Leitfaden, der mir ganz genau vorschreibt, was ich zu tun und zu lassen habe, um am Ende
den
richtigen Job zu finden. Aber leider ist der Prozess der beruflichen Veränderung dazu viel zu komplex und individuell unterschiedlich.
Suche ich eine sehr ähnliche Alternative zu meiner jetzigen Arbeit, vielleicht nur in einem anderen Unternehmen? Oder möchte ich auf der Karriereleiter eine weitere Sprosse erklimmen? Dann ist die Sache ja noch relativ einfach, denn die infrage kommenden Möglichkeiten dürften überschaubar und sich recht ähnlich sein. Ganz anders sieht es aus, wenn ich meine jetzige Tätigkeit als ein totes Pferd betrachte und den Wunsch habe, etwas ganz anderes und möglicherweise völlig Neues zu tun. Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als mich auf die Suche zu machen – nicht in meinem Vorgarten, sondern in der großen, weiten (Arbeits-)Welt und vor allem in meinem Kopf und in meinem Herzen!
»Finde heraus, was Du wirklich willst, und tu es.
Vergeude nicht zwanzig Jahre für ein Durchschnittsleben,
wenn Du jetzt entscheiden kannst, was Du wirklich willst.
Was willst Du wirklich?«
Richard Bach, EinsSein
Für Ihre Suche möchte ich Ihnen jetzt – wenn auch keine Gebrauchsweisung – so doch eine »Wegbeschreibung« geben. Ein erfolgreicher |53| beruflicher Neuorientierungprozess entwickelt sich in bestimmten Etappen, wobei jeder Schritt wichtig ist und auf dem vorherigen aufbaut. Wir sind uns dessen oft gar nicht bewusst, jedenfalls solange wir dabei gut vorankommen. Wie viel Zeit welcher Schritt braucht, ist individuell sehr unterschiedlich. Ja, manchmal entsteht eine Jobidee über Nacht, oder wir bekommen ein tolles Angebot, das sich als genau das richtige erweist, sodass wir scheinbar einige Phasen einfach überspringen und schon am Ziel sind.
Aber Menschen sind nun einmal ungeduldig und nehmen gern Abkürzungen: Dann werden Phasen einfach ausgelassen, doch man erwartet, dass das Ergebnis trotzdem stimmt. Manchen Menschen wird gerade erst klar, dass sie sich beruflich verändern wollen oder müssen – da verlangen sie von sich schon, richtig gute Joboptionen quasi über Nacht parat zu haben. Oder sie haben einige erste Möglichkeiten gefunden – da wollen sie schon eine finale Entscheidung treffen. Das funktioniert nicht! Als Konsequenz solcher »Abkürzungen« sind die Ergebnisse unbefriedigend, und es kommt nur heraus, was vorher ohnehin schon klar war.
Ich möchte Ihnen diesen Ablauf jetzt beschreiben, um Ihnen die Möglichkeit zu geben einzuschätzen, wo Sie gerade stehen. Außerdem können wir die acht Schritte als Grundlage für unseren Arbeitsplan der beruflichen Neuorientierung nutzen – wie Sie dies genau tun können, werde ich Ihnen später noch detaillierter erklären. Wahrscheinlich wird Ihnen gleich beim Lesen deutlich, in welcher Phase Sie sich gerade befinden – vielleicht erkennen Sie auch, an welcher Stelle sie schon häufig stecken geblieben sind. Denn jede Phase hat ihre Stolpersteine.
1. Die Vor-Phase beruflicher Veränderung
Bevor wir uns darüber bewusst werden, dass unser Job ein Auslaufmodell ist, kann viel Zeit, können manchmal Jahre vergehen. Im Nachhinein fragt sich so mancher, wie er es so lange aushalten konnte, |54| waren die Signale doch eigentlich unübersehbar. Aber wie wir ja schon gesehen haben, verfügen wir über viele Strategien, um Veränderungsimpulse nicht wahrnehmen zu müssen.
Wenn wir nicht gerade gezwungen werden, in Salzminen zu schuften, hat kein Job
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