Ihr stolzer Sklave
Gesicht: „Dann beeilst du dich besser. Deine Prinzessin wird nicht auf dich warten wollen.“
„Das kann ich nicht tun!“, protestierte Niamh.
Rory verschränkte die Arme vor der Brust. „Es dauert nicht lange. Mache nur, um was ich dich bitte, und alles wird gut.“
„Du bittest mich um etwas Unmögliches. Ich weiß nicht, wie ich es anstellen soll.“
Rory zwinkerte ihr zu. „Oh, ich glaube, das weißt du schon, Mädchen. Und du weißt, wie wichtig es ist. Lass dir von Deena helfen.“ Niamh rang die Hände. „Bist du sicher? Ich glaube nämlich, dass das keine gute Idee ist.“
„Die beste von allen in meinem Leben.“ Rory wandte sich ab. „Und jetzt geh Davin suchen.“
Niamh sah ihn besorgt an. „Es wird ihm nicht gefallen. Warum erzählst du ihm nicht einfach die Wahrheit?“
„Weil ich ein alter Narr bin, der bei einer Hochzeit ein bisschen Romantik erleben möchte.“ Er legte ihr den Finger unters Kinn. „Ich vertraue dir, Niamh.“
Die junge Frau seufzte. „Dann sei es so, wie du sagst. Aber falls irgendetwas schiefgeht, hast du es auszubaden.“
Die Luft war feucht vom Regen, und es herrschte eine Stimmung, die ganz und gar nicht zu einer Hochzeit passen wollte. Vielleicht war das ein schlechtes Omen.
Iseult ging nach draußen, wo einige Frauen und Männer versammelt waren. Manche der Frauen waren wie sie selbst mit Blumen bekränzt. Die Männer warteten mit dem Priester auf der anderen Seite. Die Vorfreude war ihnen in die Gesichter geschrieben.
Aber nirgendwo war etwas von Davin zu sehen. Iseult stand bei den Frauen und ließ suchend den Blick schweifen. Während ein Paar nach dem anderen gemeinsam vor den Priester trat und das Ehegelöbnis sprach, wartete sie darauf, dass er auftauchte.
Nichts.
Er würde kommen. Ihr Gefühl sagte es ihr. Davin würde sie nie im Stich lassen. Ihm lag viel zu viel an ihr.
Wirklich? Gegenihren Willen stiegen Zweifel in ihr auf, denn er wusste von dem Kind, das sie erwartete.
Der Priester lächelte sie an, und Iseult trat vor. Davin würde jetzt jeden Moment erscheinen. Auch wenn sie weiterhin ernst dreinschaute, wurden ihre Züge immer angespannter. Der Priester konnte nicht mit der Hochzeitsmesse für die anderen Paare beginnen, solange sie und Davin ihr Ehegelöbnis nicht abgelegt hatten.
Wo war er?
Die Leute begannen zu tuscheln, und die Paare, die sich an den Händen hielten, beobachteten sie. Als sie zu Davins Mutter hinüberschaute, sah sie verwirrt aus. Sie zeigte kein zufriedenes Lächeln. Also wusste auch Neasa nichts, was Iseult ein noch unbehaglicheres Gefühl verursachte. Sie zwang sich, stur geradeaus zu blicken und niemanden anzusehen.
Iseult war dankbar, dass es wieder zu regnen begann und Tropfen auf ihr Gesicht fielen. Zumindest konnte sie so ihre Tränen verbergen.
Warum tat er das? Er wusste doch von der Demütigung, die sie erlitten hatte, als Murtagh nicht zur Hochzeit erschienen war. Und jetzt tat er ihr das Gleiche an.
Davin würde nicht kommen. Er hatte nie vorgehabt, sie zu heiraten. Sie schluckte die Tränen hinunter und war wütend auf sich, weil sie geglaubt hatte, ihm vertrauen zu können. Das war seine Vorstellung von Rache. Er war der einzige Mensch, der von ihrem ungeborenen Baby wusste. Und so wie er Aidan nicht wollte, wollte er auch nicht Vater dieses Kindes sein.
Sie wartete, während der Regen ihr Gewand durchnässte. Schließlich bedeutete sie den anderen, in die steinerne Kirche zu gehen. Sie konnten die Heilige Messe ohne sie beginnen.
Als die Frauen, Männer und Kinder an ihr vorübergingen, spürte sie deren Blicke und ihr Mitleid. Als alle in der Kirche waren, riss Iseult sich den durchnässten Blumenkranz aus Stechginster und Heide vom Kopf und schleuderte ihn auf die Erde.
„Iseult, willst du, dass ich mit dir warte?“, fragte ihr Vater mit sanfter Stimme. Aber er war der Letzte, den sie jetzt sehen wollte.
„Nein. Geh und feiere die Heilige Messe mit den anderen. Ich möchte allein sein.“
„Es regnet“, erinnerte er sie. „Du solltest nicht hier draußen in der Nässe stehen.“
Mit bleiernen Füßen schleppte sie sich durch die aufgeweichte Erde, bis sie den Geiselstein erreichte. Ihr Herz fühlte sich so kalt an wie der Stein.
Sie konnte an nichts anderes als an ihren Schmerz denken.
Müde ließ sie die Stirn auf ihr Handgelenk sinken, ohne weiter auf den strömenden Regen zu achten.
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