Ihr wahrer Name
letzten Überbleibsel aus der Zeit, als es in unserem alten Arbeiterviertel noch überall kleine Läden und Lokale gegeben hatte. Während ich auf mein spanisches Omelett wartete, rief ich Freeman Carter, meinen Anwalt, an. Was Isaiah Sommer jetzt am dringendsten brauchte, war ein erfahrener Rechtsbeistand, und ihm den zu besorgen, hatte ich Margaret Sommers vor Beendigung unseres Telefonats noch versprochen. Erfreut war sie über mein Angebot nicht gewesen: Sie hätten einen sehr guten Anwalt in ihrer Kirche, der sich um Isaiah kümmern könne. »Und was ist Ihnen wichtiger? Ihren Mann zu retten oder Ihren Stolz?« hatte ich gefragt. Nach einer bedeutungsvollen Pause hatte sie gemurmelt, nun, sie würden sich meinen Anwalt mal ansehen, aber wenn sie ihm nicht sofort vertrauten, würden sie ihn nicht nehmen. Freeman hörte sich meine kurze Schilderung der Situation an. »Gut, Vic. Ich kann einen Assistenten zum Twenty-first District schicken. Hast du noch irgendeine andere Theorie über den Mord an Fepple?«
»Fepples letzter bekannter Termin am Freitag abend war mit einer Frau von der Ajax. Sie heißt Connie Ingram.« Ich warf sie nicht gern den Wölfen zum Fraß vor, doch ich würde es auch nicht zulassen, daß der Staatsanwalt meinen Klienten in die Enge trieb. Ich erzählte Freeman von der Sommers-Akte. »Irgend jemand in der Gesellschaft will die Unterlagen verschwinden lassen, aber mein Klient kann unmöglich derjenige sein, der das Mikrofiche aus dem Aktenschrank der Ajax gestohlen hat. Die Gesellschaft könnte natürlich behaupten, ich hätte es für ihn getan - doch damit beschäftigen wir uns, wenn's soweit ist.«
»Und, warst du's, Vic?« fragte Freeman trocken. »Großes Indianerehrenwort, Freeman, nein. Ich bin genauso scharf darauf, diese Dokumente zu sehen, wie eine ganze Reihe anderer Leute in dieser gottverdammten Stadt, aber bis jetzt habe ich nur eine, wahrscheinlich bereinigte, Kopie davon zu Gesicht bekommen. Ich werde weiter nach Beweisen in der Mordsache suchen für den Fall, daß wir tatsächlich vor Gericht müssen.«
Barbara, die dienstälteste Kellnerin des Belmont Diner, brachte mir mein Omelett, als Freeman auflegte. »Weißt du, daß du mit dem Ding am Ohr aussiehst wie jeder andere Yuppie hier in Lakeview, Vic?«
»Danke, Barbara. Ich versuche, mich meiner Umgebung anzupassen.«
»Laß das mal nicht zur Gewohnheit werden: Wir haben vor, Handys hier im Lokal ganz zu verbieten. Ich hab's satt, wenn Leute an einem leeren Tisch in ihr Telefon brüllen.«
»Was soll ich sagen, Barbara. Wo du recht hast, hast du recht. Würdest du mein Essen unter die Wärmelampe stellen, während ich raus vor die Tür gehe, um meinen nächsten Anruf zu erledigen?«
Verächtlich schnaubend ging sie zum nächsten Tisch: Inzwischen füllte sich das Lokal mit Leuten, die ihre morgendliche Kaffeepause machten, hauptsächlich Handwerker, die dafür sorgen, daß die Yuppies ein behagliches Leben führen können. Hastig aß ich die Hälfte von meinem Omelett, um den schlimmsten Hunger zu stillen, bevor ich die Nummer von Amy Blount wählte. Es meldete sich eine fremde Frauenstimme, die mich nach meinem Namen fragte, bevor sie mich an Ms. Blount weitergab.
Genau wie Margaret Sommers war auch Amy Blount wütend, aber immerhin ein bißchen zurückhaltender als diese. Sie erklärte mir, sie wäre froh gewesen, wenn ich mich früher bei ihr gemeldet hätte, denn sie stehe unter beträchtlichem Streß und hasse es, auf meinen Anruf zu warten. Wie schnell könne ich nach Hyde Park kommen? »Keine Ahnung. Was ist denn los?«
»Ach. Ich hab' die Geschichte jetzt schon so oft erzählt, da habe ich völlig vergessen, daß Sie sie ja noch gar nicht kennen. In meinem Apartment ist eingebrochen worden.«
Sie war am Abend zuvor von einem Vortrag in Evanston heimgekommen und hatte alle Papiere auf dem Boden verstreut vorgefunden. Außerdem fehlten ihre Disketten. Als sie daraufhin bei der Polizei angerufen hatte, war sie von den dortigen Beamten nicht ernst genommen worden.
»Das waren die Aufzeichnungen zu meiner Dissertation. Die sind unersetzlich. Die Dissertation ist natürlich fertig und gebunden, aber die Notizen wollte ich für ein anderes Buch verwenden. Die Leute von der Polizei verstehen das nicht; sie sagen, es sei unmöglich, alle Einbrüche in dieser Stadt aufzuklären, und wenn doch keine Wertsachen fehlen... Tja, ich habe keine Wertsachen, nur meinen Computer.«
»Wie sind die Einbrecher
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