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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Ende des Holocaust Asset Recovery Act für ein Ende der Demonstrationen vor dem Ajax-Gebäude? Aber was, wenn Mr. Rossy mehr wollte; was, wenn er wollte, daß Isaiah Sommers die Schuld für den Mord zugeschoben würde, damit er selbst die Akte schließen konnte und das ganze Durcheinander endlich los wäre? Was, wenn Rossy sich bereit erklärte, nach Springfield zu fliegen und den IHARA für Sie abzuwürgen, sozusagen als Belohnung dafür, daß Sie die Demonstrationen einstellen und jemanden dazu bringen würden, sich um Isaiah Sommers zu kümmern?«
    »Sie haben einen guten Ruf in Ihrer Branche, Warshawski. Das ist Ihrer nicht würdig.« Durham stand auf und ging zur Tür; der junge Mann mit dem EYE-Blazer folgte ihm. Mir blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls aufzustehen. »Ja, Durham, aber vergessen Sie nicht, daß ich schamlos bin - das haben Sie selbst auf Ihre Plakate geschrieben.«
    Ich holte meinen Wagen aus der Garage im West Loop, wo ich ihn abgestellt hatte, eher verwirrt als verärgert über das Gespräch mit Durham. Was hatte er von mir erfahren wollen - er hatte mich verdächtig schnell empfangen. Was heckten er und Rossy zusammen aus? War tatsächlich einer seiner Leute für den Anruf verantwortlich, der zu der Verhaftung von Isaiah Sommers geführt hatte? Es gelang mir nicht, die Teile des Puzzles zu einem Ganzen zusammenzusetzen. Ich befand mich gerade auf der gefährlichen Kreuzung an der Armitage Avenue, wo sich drei Straßen unter dem Kennedy Expressway treffen, als Tim Streeter anrief. »Vic, ich möchte dich nicht beunruhigen, aber wir haben hier ein kleines Problem.« Mein Herz setzte einen Schlag aus. »Calia? Was ist passiert? Wo bist du? Wart mal bitte einen Moment.« Ich legte eine Vollbremsung unter dem Kennedy Expressway hin, zwang einen Sattelschlepper, ebenfalls zu bremsen, und lenkte den Wagen unter wütendem Hupen des Sattelschlepperfahrers in eine Tankstelle auf der anderen Seite.
    »Vic, beruhige dich. Die Kleine ist hier bei mir; wir sind im Kindermuseum in Wilmette. Agnes geht's gut. Das Problem hat mit der Klinik zu tun. Dieser Posner, du weißt schon, der Typ, der... « »Ja, ja, ich kenne ihn.«
    »Nun, der ist mit einer Gruppe von Demonstranten vor der Klinik aufgetaucht, um Mr. Loewenthal und Dr. Herschel zu beschuldigen, daß sie die Wiedervereinigung jüdischer Familien verhindern. Die Kleine und ich hätten uns zu einem kleinen Snack mit Mr. Loewenthal treffen sollen - Agnes bereitet ihre Präsentation für die Galerie vor -, aber als wir zum Krankenhaus kamen, standen schon Posner und seine Leute davor.«
    »Verdammt.« Ich erlebte einen so starken Adrenalinstoß, daß ich bereit war, sofort zur Bryn Mawr Avenue zu eilen und mir Posner höchstpersönlich vorzuknöpfen. »Ist Radbuka auch dabei?« »Ja. Deshalb haben wir ja das Problem. Ich hab' zuerst nicht gewußt, was da los ist, hab's für 'ne Demo von Gewerkschaftlern oder Abtreibungsgegnern gehalten. Erst als wir näher dran waren, hab' ich gesehen, was auf den Plakaten steht. Und dann hat Radbuka die Kleine entdeckt und ist auf sie zugekommen. Ich hab' sie sofort weggeschoben, aber da hatten die Kamerateams die Sache schon spitzgekriegt. Könnte gut sein, daß sie heute abend im Fernsehen ist. Schwer zu sagen. Ich hab' Mr. Loewenthal vom Wagen aus angerufen und bin dann gleich hier rauf gefahren.« Er sagte kurz etwas zu Calia, die im Hintergrund jammerte, sie wolle sofort ihren Opa sehen. »Ich hör' jetzt lieber auf. Ich hab' Mr. Loewenthal gesagt, wenn er Unterstützung braucht, soll er meinen Bruder anrufen. Ich kümmere mich um die Kleine.«
    Nachdem wir aufgelegt hatten, stützte ich den Kopf in die Hände und versuchte, mich zu sammeln. Ich konnte nicht einfach in Richtung Norden zur Klinik fahren, ohne etwas für Isaiah Sommers zu tun. Also zwang ich mich, den Wagen zu meinem Büro zu lenken, wo Mary Louise mich mit einer ernsten Rüge dafür begrüßte, daß ich in der Nacht wieder einmal nicht erreichbar gewesen war. So konnte man in dieser Branche einfach nicht arbeiten. Wenn ich das nächste Mal vorhatte, mich von der Welt zurückzuziehen und zu schlafen, sollte ich ihr zuerst Bescheid sagen, damit sie mir Rückendeckung geben konnte.
    »Du hast recht. Es wird nicht wieder vorkommen - vielleicht hat mir der Schlafmangel das Gehirn vernebelt. Aber ich muß dir folgendes sagen...« Ich beschrieb ihr die Vorfälle um Isaiah Sommers, Amy Blount und nun um die Demonstration vor dem Beth Israel Hospital.

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