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Ihr wahrer Name

Ihr wahrer Name

Titel: Ihr wahrer Name Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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über mein eigenes mit ihm besprechen.«
    »Wenn das so ist, Morrell, machen wir das draußen auf der Veranda. Ohne Nikotin führe ich mit dir keine Vertragsdiskussionen.«
    Ich habe keine Ahnung, wie lange die beiden aufblieben; ich selbst schlief praktisch schon, als die Tür zur Veranda sich hinter ihnen schloß.

5
    Erste Spuren
    Als ich am nächsten Morgen vom Joggen zurückkam, war Don immer noch dort, wo ich ihn am Abend zuvor das letzte Mal gesehen hatte: mit einer Zigarette auf der hinteren Veranda. Er trug sogar dieselbe Jeans und dasselbe zerknitterte grüne Hemd.
    »Du siehst unglaublich gesund aus. Da muß ich ja fast aus Selbstverteidigung noch mehr rauchen.« Er zog ein letztes Mal an seiner Zigarette und drückte sie dann ordentlich auf einer Tonscherbe aus, die Morrell ihm gegeben hatte. »Morrell hat gesagt, du würdest die Kaffeemaschine für mich anschmeißen. Du weißt wahrscheinlich, daß er in der Stadt ist, um mit jemandem vom Außenministerium zu reden.«
    Ja, das wußte ich, denn Morrell war zur gleichen Zeit wie ich aufgestanden, nämlich um halb sieben. Je näher der Tag seines Abflugs rückte, desto schlechter schlief er - ich war in der Nacht mehrfach aufgewacht und hatte gesehen, daß er die Decke anstarrte. Am Morgen war ich so leise wie möglich aus dem Bett geschlüpft, hatte mich im Gästebad gewaschen und dann von seinem Arbeitszimmer aus Ralph Devereux, den Leiter der Leistungsabteilung bei der Ajax Insurance, angerufen, um ihm auf seinem Anrufbeantworter die Nachricht zu hinterlassen, daß ich ihn gern treffen würde, sobald es ihm paßte. Als ich das erledigt hatte, war auch Morrell schon aufgestanden. Während ich meine Dehn- und Streckübungen machte und ein Glas Saft trank, beantwortete er seine Post. Als ich zum Joggen ging, war er in eine Internet-Unterhaltung mit Humane Mediane in Rom vertieft. Auf dem Rückweg kam ich an Max' Haus am Lake vorbei. Sein Buick stand zusammen mit zwei anderen Autos in der Auffahrt, vermutlich die Leihwagen von Carl und Michael. Ansonsten konnte ich noch kein Lebenszeichen entdecken: Musiker gehen spät zu Bett und stehen spät auf. Max, der normalerweise bereits um acht arbeitete, paßte sich offenbar dem Tagesrhythmus von Michael und Carl an.
    Ich starrte das Haus an, als könnte ich durch die Fenster in die Seelen der Männer darin blicken. Woran hatte der Mann aus der Fernsehsendung vom Vorabend Max und Carl erinnert? Zumindest den Namen hatten sie erkannt, da war ich mir ziemlich sicher. Hatte einer ihrer Londoner Freunde zur Familie Paul Radbukas gehört? Max hatte mir ganz deutlich gezeigt, daß er noch nicht darüber reden wollte, deshalb durfte ich mich nicht aufdrängen. Ich schüttelte meine Beine aus und joggte weiter.
    Morrell hatte eine Espressomaschine, die fast so groß war wie die in den Lokalen. Als ich wieder in der Wohnung war, machte ich für Don und mich einen Cappuccino, bevor ich unter die Dusche ging. Während ich mich anzog, hörte ich mir meine Nachrichten auf dem Anrufbeantworter an. Ralph von der Ajax hatte zurückgerufen und würde sich freuen, wenn ich um Viertel vor zwölf vorbeikäme. Ich schlüpfte in den rosafarbenen Seidenpullover und den grüngrauen Rock, die ich am Tag zuvor getragen hatte. Manchmal ist es gar nicht so einfach, einen Teil meines Lebens bei Morrell zu verbringen - die Kleidung, die ich gern hätte, ist immer in meiner eigenen Wohnung, wenn ich bei ihm bin, und umgekehrt.
    Als ich die Küche betrat, saß Don mit dem Herald-Star am Eßbereich in der Mitte. »Wenn dich jemand in Paris zu einer Fahrt auf einen russischen Berg mitnimmt, wo bist du dann?« »Auf einen russischen Berg?« Ich gab Orangenschnitze und Granola in meinen Joghurt. »Bereitest du dich so auf deine Interviews mit Posner und Durham vor?«
    Er grinste. »Ja, das ist so etwas wie Intelligenztraining. Wenn du schnell ein paar Informationen über die Therapeutin von gestern abend brauchtest, wo würdest du da anfangen?« Ich lehnte mich beim Essen gegen die Arbeitsfläche. »Ich würde die Datenbanken mit den Zulassungen von Psychotherapeuten durchgehen, um zu sehen, ob sie eine Lizenz und was für eine Ausbildung sie hat. Ich würde es zuerst bei ProQuest versuchen; da könnte es ein paar Artikel über sie geben.«
    Don machte sich eine Notiz am Rand der Kreuzworträtselseite. »Wie lange würdest du brauchen, um das für mich zu erledigen? Und was würde das kosten?«
    »Kommt drauf an, wie tief ich schürfen soll. Die

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