Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
passiert?«
»Wir hatten letzte Nacht einen Einbrecher im Haus«, berichtete Alan.
»Keine Panik – wir haben ihn nicht gestellt. Ich wünschte, wir hätten ihn erwischt. Crombie ist heute Morgen schon da gewesen, um nachzusehen, ob das Schloss repariert werden kann, und er hat zu einer neuen Tür geraten. Ich weiß, dass Bauunternehmer gerne übertreiben, um Geld zu verdienen, doch in diesem Fall denke ich, er hat Recht. Die alte Tür war völlig verzogen, deswegen war es für den Einbrecher ein Leichtes, das Schloss zu sprengen. Keine Sorge, ich werde den Schaden bezahlen.«
»Das wirst du selbstverständlich nicht! Meine Güte …!« Paul untersuchte die beschädigte Tür.
»Hat er etwas gestohlen?«
»Nein. Er hat alle Vorräte aus den Schränken und dem Kühlschrank geräumt und in der Küche verstreut und ein paar Sachen im Wohnzimmer zerstört. Du wirst es gleich sehen.«
Laura kam aus dem Wohnzimmer; sie hatte es bereits gesehen.
»Was um alles in der Welt ist mit den Kissen passiert? Hat jemand die Wand abgewaschen?«
Markby lieferte weitere Erklärungen ab.
»Nun ja, es ist nicht so schlimm. Es waren sehr alte Möbel; wir hätten sie so oder so irgendwann ersetzt. Solange nur euch nichts passiert ist. Ich muss schon sagen, es macht mir Angst!«
»Wenn Crombie heute Morgen schon hier war, dann weiß inzwischen das ganze Dorf Bescheid«, warf Paul ein. Vicky war unterdessen in den Garten spaziert, und als ihr Vater verstummte, hörten sie, wie sie mit strenger Stimme zu irgendjemandem sprach.
»Ich nehme dich mit ins Haus«, sagte sie mit klarer Kinderstimme.
»Stell dich nicht so an. Nein, du kommst sofort her und lässt dich von mir hochheben! Halt still, Katze! Ich will dich hochheben!«
»O nein, Nimrod!«, stöhnte Meredith auf.
»Ich glaube nicht, dass sie versuchen sollte, den Kater … er gehört wirklich nicht zu der Sorte, die …« Vicky kam durch die Hintertür in die Küche. Sie ächzte, als hätte sie schwer zu heben. Sie tauchte im Wohnzimmer auf. Nimrod hatte, wie es schien, seinen Meister gefunden. Vielleicht waren die vielen Würstchen schuld, die er gefressen hatte. Vielleicht hatten sie ihn schwerfällig gemacht. Vicky hatte ihn jedenfalls fest unter den Vorderbeinen gepackt und hielt ihn mit dem Rücken an die Brust gedrückt fest. Nimrod baumelte würdelos in ihrem Griff, die Vorderbeine nach oben gestreckt, sodass sie sein wütendes, zerquetschtes Gesicht einrahmten. Der Rest des Katers hing lang und schlaff herab. Der Bauch in der Mitte des fellüberzogenen Leibs wölbte sich deutlich sichtbar hervor. Voll gefressen mit Würstchen. Der Stummelschwanz, unfähig zu peitschen wegen fehlender Länge, zuckte wütend hin und her. Er sah aus wie einer dieser Füchse, die modebewusste edwardianische Frauen früher über den Schultern getragen hatten, komplett mit Kopf und böse dreinblickenden Glasaugen. Vicky stolperte mit ihm durch das Haus – Nimrod war ein schwerer Bursche, auch ohne die Würstchen im Bauch –, und es gelang ihr tatsächlich, ihre Trophäe ins Wohnzimmer zu schleifen, um sie allen zu zeigen.
»Ich habe diese Katze gefunden«, hechelte sie.
»Wir können sie mit nach Hause nehmen.«
»Das glaube ich nicht, Liebes«, erwiderte ihr Vater.
»Ich glaube, dieser Kater wohnt nebenan. Setz ihn besser wieder ab.« Vickys Gesicht war rot vor Anstrengung, und nun kam ein aufsässiger Ausdruck hinzu, der ihr Ähnlichkeit mit ihrem Gefangenen verlieh.
»Ich hab die Katze gefunden! Sie war in unserem Garten! Sie gehört mir! Wir können sie behalten!«
»Lass den Kater wieder runter, Liebes«, wiederholte Paul geduldig und wandte sich wieder seinem Picknickkorb zu. Er nahm das gebratene Hühnchen hervor und stellte es auf eine Platte. Nimrod, immer noch in Vickys Schwitzkasten, öffnete die Augen, soweit er dies in seiner Lage konnte, und seine Barthaare zuckten. Der Duft des gebratenen Hühnchens hatte ihn erreicht, und trotz seiner gegenwärtig eher misslichen Lage und seines immer noch prall gefüllten Magens erwachte sein Interesse.
»Das ist eine nette Katze!«, quengelte Vicky und schlug sich auf die Seite jener Minderheit, die sich zu Nimrods Bewunderern zählte. Der Streit mit ihrem Vater hatte sie unaufmerksam werden lassen, und ihr Würgegriff war schlaffer geworden. Nimrod schien sich zu verflüssigen. Er rutschte zwischen Vickys kleinen Händen hindurch und landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden, wo er sich kurz sortierte, schüttelte und
Weitere Kostenlose Bücher