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Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Titel: Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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bekannt. Sie war bei Hofe vorgestellt worden, und ihr Name wurde mit einer Reihe anständiger Männer in Verbindung gebracht, bevor der Krieg ausbrach – die Leute begannen sich zu wundern, wieso es keinem gelang, sie vor den Altar zu bringen. Dann kam der Krieg, und die Leute hatten es plötzlich sehr eilig zu heiraten. Nutze den Tag, war das allgemeine Motto. Man wartet nicht länger, wenn man nicht weiß, ob man die nächsten Wochen oder Monate überlebt. Junge Paare stürzten zum Standesamt, sobald der Soldat eine Woche Fronturlaub hatte, und nutzten die ihnen verbleibende Zeit, so gut es ging. Die Mädchen in Olivias Kreisen heirateten schneller, als man sich umsehen konnte, und oft Männer, die sie kaum kannten! Jemand wie Olivia, die den Generalstab durch das Land fuhr, war umgeben von gesunden jungen Männern, die jeden Tag lebten, als sei es ihr letzter, und das war es häufig genug auch. Sie hatte reichlich Gelegenheit, mit einem von ihnen zum Standesamt zu gehen und die Sache legal zu machen. Sie hatte unzählige Verehrer. Sie machte ihnen Mut, kokettierte mit ihnen bis zu einem gewissen Punkt und ließ sie abblitzen, wenn sie Feuer gefangen hatten und zu zudringlich wurden. Sie spielte mit den Gefühlen junger Männer, die ihr Leben für ihr Land aufs Spiel setzten – und darunter litt ihr Ruf. Ich weiß zum Beispiel mit Bestimmtheit, dass zwei adlige Witwen es als ihre Pflicht betrachteten, Olivia beiseite zu nehmen und ihr ernst ins Gewissen zu reden. Sie sagten ihr im Grunde genommen auf den Kopf zu, dass sie sich einen von ihnen aussuchen und mit ihm zum Standesamt gehen sollte, mit einem Schleier vor dem Gesicht und einem Anstecksträußchen auf der Bluse, und damit allen anderen Bewunderern klar machen, dass sie aus dem Rennen waren.« Lawrence vollführte eine heftige Geste mit der freien Hand.
    »Marcus muss ihr erschienen sein wie die Antwort auf ein Gebet. Ich glaube ehrlich – und Gott möge mir vergeben, sollte ich mich irren –, ich glaube, sie hielt Marcus für einen aufrichtigen, vertrauensseligen Burschen, der ihr erlauben würde, Violet mit in das eheliche Haus zu nehmen, ohne je Verdacht zu schöpfen. Ich sage nicht, dass sie Marcus nicht mochte. Die Leute waren …« Lawrence verstummte erneut und starrte in die Flammen.
    »Ein verdammt feiner Bursche«, murmelte er.
    »Er hätte etwas Besseres verdient gehabt.« Es kostete ihn sichtlich Anstrengung, sich zusammenzureißen.
    »Er hat es nie erfahren. Wenigstens glaube ich nicht, dass er etwas vermutete, und ich denke nicht, dass jemand es ihm gesagt hat. Ich danke Gott dafür.« Lawrence atmete tief durch.
    »Doch nach dem Krieg, nachdem Marcus gestorben war, warf Olivia sämtliche Konventionen über Bord! Für sie war es vollkommen in Ordnung, sich gemeinsam mit einer Freundin häuslich niederzulassen. Es gab viele Frauen, die als Folge des Krieges alleine geblieben waren, und nicht wenige von ihnen kämpften dadurch gegen die Einsamkeit und die Armut der Nachkriegszeit an, dass sie ein Heim und die damit verbundenen Kosten mit jemand anderem teilten. Doch Olivia schien das nicht zu reichen. Es war ihr völlig gleichgültig, dass alle Welt erfuhr, wie viel enger ihre Beziehung zu Miss Dawson war. Die Menschen wollten es einfach nicht hören, doch Olivia bestand darauf. Es war unverzeihlich, nicht nur, weil die arme kleine Violet Dawson schrecklich unter dem Geschwätz der Leute litt und von der Gesellschaft geschnitten wurde. Olivia war stets sehr selbstsüchtig gewesen und hatte nie Rücksicht auf die Gefühle anderer genommen. Doch es war ihre Sache, was sie mit ihrem Leben anfing. Ich hätte mich niemals eingemischt, wenn es nicht um das Ansehen von Marcus gegangen wäre.« Smeaton blickte auf und sah Markby und Sir Basil aus verblassten, doch immer noch wild entschlossenen Augen an.
    »Es ließ meinen Bruder dastehen wie einen verdammten Narren! Und damit wurde es zu meiner Angelegenheit. Ich durfte nicht zulassen, dass die Menschen hinter vorgehaltener Hand tuschelten, wie blind der arme Marcus gewesen war, weil er nicht gemerkt hatte, was sich vor seiner Nase abgespielt hatte. Einige Leute meinten sogar …« Smeaton stockte, doch dann riss er sich mit einer sichtlichen Anstrengung zusammen und fuhr fort.
    »Einige Leute meinten, dass die Ehe lediglich geschlossen worden war, um äußerlichen Konventionen zu genügen, damit beide Seiten ihren eigentlichen sexuellen Vorlieben nachgehen konnten, ohne dass es zu einem Skandal

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