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Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall

Titel: Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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gesprungen und so schnell wie möglich hierher gefahren, um die heilige Stätte zu schützen. Das ist jedenfalls ihre Geschichte, und sie weicht keinen Millimeter davon ab. In Wahrheit ist sie vielleicht rein zufällig dorthin gefahren, um irgendein Ritual durchzuführen, und dabei über Kevin und mich gestolpert. Aber falls es so ist, so gibt sie es nicht zu. Von mir aus mag sie bei ihrer Version bleiben. Sie funktioniert definitiv auf einer anderen Ebene als wir anderen. Möglicherweise bildet sie sich alles ein, aber wie heißt es doch so schön: Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als wir uns träumen lassen.«
    »Unsinn«, sagte der ungläubige Alan wenig beeindruckt.
    »Die Frau hat eine richtige Kunstform daraus gemacht, wenn du meine Meinung hören willst. Aber es ist und bleibt Hokuspokus.«
    »Meiner Meinung nach kann sie glauben, was sie will«, sagte Gill Armitage.
    »Wenn tatsächlich unbekannte Mächte am Werk sind, die vor unseren Augen verborgen sind, dann habe ich absolut nichts dagegen, weiter in Unwissenheit zu leben. Man sollte sich nicht in Dinge einmischen, von denen man nichts versteht.«
    »Absolut!«, stimmte Tom Burnett ihr zu.
    »Die Auswirkungen dieser Dinge auf schwache Gemüter können katastrophal sein. Ich weiß von verbürgten Fällen, wo Menschen in eigenartige Kulte gerieten und den Verstand verloren haben. Ich hätte im Übrigen nichts gegen einen weiteren Schluck von Ihrem Selbstgemachten, Wynne. Dieses Zeug ist wirklich allererster Güte!«
    »Nun, dann probieren Sie doch diesen Pfirsichlikör«, antwortete Wynne und öffnete eine neue Flasche.
    »Den habe ich noch nie vorher gemacht, und ich würde gerne Ihre Meinung hören.« Alle meldeten sich gerne freiwillig zum Kosten, und Gläser wurden ausgestreckt und neu gefüllt. Das Übernatürliche als Gesprächsthema war beendet, und Wynnes Gäste murmelten Anerkennung für ihren Pfirsichlikör.
    »Oh, wundervoll! Sie müssen mir unbedingt verraten, wie Sie den gemacht haben!«, sagte Gill.
    »Um ehrlich zu sein, eine Spur zu süß für meinen Geschmack, aber sehr aromatisch«, sagte Alan.
    »Mensch, dieser Stoff hat es vielleicht in sich!«, sagte Rory.
    »Der arme Kevin«, wandte sich Wynne wieder dem anfänglichen Thema der Unterhaltung zu.
    »Er hat völlig Recht mit allem, was er zu Ihnen gesagt hat, Meredith. Wir wussten alle, dass Ernie ihn gehalten hat wie einen Hund.«
    »Ich nicht«, widersprach Tom Burnett sogleich.
    »Das kommt daher, dass Sie noch nicht so lange in Parsloe St. John sind und nichts mit den Berrys zu tun hatten.« Rory leerte sein Glas auf einen Zug.
    »Aber Wynne hat Recht. Nicht, dass ich gewusst hätte, wie schlimm es in Kevins Kindheit gewesen ist. Ich hatte nichts mit den Berrys zu schaffen, als er noch klein war. Aber vermutlich ist das nur eine Ausrede, weil ich mit ein wenig Nachdenken durchaus darauf hätte kommen können, dass Ernie den Jungen schon seit vielen Jahren misshandelt hat, wenn er Kevin selbst mit neunzehn Jahren noch regelmäßig verprügelte. Und es war nicht zu übersehen, dass er das tat. Kevin hatte ständig ein blau geschlagenes Auge oder eine aufgesprungene Lippe oder sonst eine Blessur, wenn er im Dorf herumlief. Und Ernie konnte man ansehen, dass er ein Schläger war, ein mieser Typ. Ich mochte den Burschen von Anfang an nicht. Was Kevin angeht, so glaube ich, er hat dem ganzen Dorf auf dem Gewissen gelegen. Viele Leute fühlten sich deswegen unwohl, wenn sie ihm auf der Straße begegnet sind. Die Art und Weise, wie er immer nur ›Ernies Junge‹ gerufen wurde und nie bei seinem eigenen Namen. Es nahm ihm seine Würde, machte ihn weniger zu einem Individuum und seine Not zu ignorieren weniger zu einem Verbrechen. ›Berrys Junge‹, das war genau das Gleiche wie ›Berrys Wagen‹ oder ›Berrys Sonstwas‹. Es half den Dorfbewohnern, mit ihrem schlechten Gewissen ins Reine zu kommen.« Rory starrte in sein Glas.
    »Ich habe mich damit getröstet, dass ich mir immer wieder sagte, wenn er unglücklich ist, warum zur Hölle packt er dann nicht seine Sachen und geht? Er war schließlich alt genug dazu.«
    »Das konnte er nicht«, widersprach Tom Burnett entschieden.
    »Ein Mensch, der sein ganzes Leben lang so misshandelt wurde, kann sich nicht ohne weiteres von seinem Peiniger befreien. Sein Selbstbewusstsein ist völlig zerstört. Ständige Misshandlung wird zu einer Gewohnheit – der Misshandelte wird vollkommen abhängig von seinem Quälgeist. Meist ist eine

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