Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
wieder vergessen. Ich bin müde und gehe ins Bett. Häng noch schnell ein paar Knoblauchknollen über die Türen, wenn du möchtest, und dann komm.«
Bereits um neun Uhr am nächsten Morgen war Sir Basil am Telefon. Das ist die Rache dafür, dachte Markby, weil wir ihn gestern Abend aus dem Bett gerissen haben.
Doch Sir Basil hatte andere noch viel früher aufgeschreckt.
»Ich habe meinen Nachfolger angerufen. Er hat nichts dagegen einzuwenden, dass Sie ein paar Fragen wegen Olivia Smeaton stellen. Falls Sie etwas finden, muss die Sache natürlich offiziell untersucht werden. Doch wie Sie bereits sagten, die Frau ist tot und begraben, und daran können wir nichts mehr ändern. Moira beabsichtigt immer noch, ihrer Freundin Mireille Smeaton zu schreiben, und falls Sie es wünschen, kann sie fragen, ob Mireilles Mann Lawrence bereit wäre, sich mit Ihnen zu unterhalten. Es würde natürlich eine Reise nach Cumbria bedeuten. Ich bezweifle, dass Lawrence deswegen hierher kommen würde. Ich weiß überhaupt nicht, wie aktiv er in seinem Alter noch ist.«
»Wenn alles andere versagt, fahre ich vielleicht tatsächlich nach Cumbria und statte ihm einen Besuch ab«, stimmte Markby zu, während er insgeheim fluchte.
»Der Chief Constable war tatsächlich sehr interessiert«, fuhr Sir Basil fort.
»Motorsport ist sein Hobby, und er wusste sogar, wer Olivia Smeaton war. Er konnte sich erinnern, den Nachruf gelesen zu haben. Ihm war nicht bekannt, dass sie wieder in England gelebt hat und dass sie überhaupt noch am Leben war. Wenn Sie mit Ihren Nachforschungen fertig sind, schicken Sie ihm einen kurzen Bericht. Er will sicher wissen, ob sich etwas ergeben hat – falls überhaupt.«
Markby verabschiedete sich und legte den Hörer auf. Er hatte tatsächlich in ein Wespennest gestochen – ganz gleich, was er Meredith vorgeworfen hatte, er selbst war nicht ein Stück besser. Hätte er doch nur den Mund gehalten. Jetzt hielt er den schwarzen Peter in der Hand. Er musste Nachforschungen anstellen, und er hatte keinen einzigen plausiblen Grund dafür – außer einer inoffiziellen Ermunterung. Falls er etwas herausfand, musste er wie verlangt Bericht erstatten und konnte den Fall dankbar an andere abtreten. Falls er nichts herausfand, konnte er zumindest Wynne Carter beruhigen – und den Motorsportfan, den sie jetzt offensichtlich als Chief Constable hatten.
»Wünsch mir Glück«, sagte er zu Meredith, als er sich fertig machte, um ins Dorf zu gehen.
»Wohin willst du zuerst?«
»Mit dem Arzt reden, falls er Zeit hat. Danach will ich zu diesem Bauunternehmer, diesem Crombie. Treffen wir uns zum Mittagessen im Pub?«
»Ja!«, antwortete sie mit einer in seinen Augen völlig unnötigen Begeisterung.
»Aber frag den Wirt nicht, warum er Ringe unter den Augen hat!«, empfahl er halb im Scherz.
Wie sich herausstellte, musste er seine geplante Besuchsreihenfolge umkehren. Dr. Burnett war bereits zu einem Krankenbesuch unterwegs und würde erst am Nachmittag wieder zu Hause eintreffen.
Die Auskunft kam aus dem Mund von Mrs Burnett, einer dünnen, nervösen Frau mit glanzlosem Haar und abgespanntem Gesicht, die einen Säugling an ihren unmütterlich flachen Busen drückte. Sie hielt außerdem einen rebellischen Dreikäsehoch an der Hand fest, während sie Markby an der Tür ihres Hauses empfing.
Markby empfand sie als sehr jung, kaum älter als dreiundzwanzig, und sie sah aus, als wäre sie der Belastung kaum gewachsen.
Wenn schon das Äußere von The Abbot’s House heruntergekommen wirkte, dann verriet ein rascher Blick an Mrs Burnett vorbei in den Flur, dass auch dort dringend eine Renovierung vonnöten gewesen wäre. Die Wände waren schmuddelig und mit Fingerabdrücken des Jungen übersät. Der Teppich war bis auf das Rückengewebe abgetreten. In der Luft hing der Geruch nach einfachem Essen, gemischt mit dem feuchtschwülen Aroma von billigem parfümiertem Waschmittel. Im Hintergrund hörte Markby eine Waschmaschine auf vollen Touren schleudern. Es war ein großes Haus, und Markby fragte sich, ob Mrs Burnett Hilfe hatte oder ob sie den Haushalt ganz allein führte. Es sah jedenfalls aus, als wären Janine Cattos Dienste hier dringend vonnöten.
Markby verabschiedete sich, nachdem er wenig begeistert seinen wiederholten Besuch für den Nachmittag angekündigt hatte.
»Wie war noch gleich Ihr Name?«, fragte sie.
»Gedulde dich noch einen Augenblick, Benny! Mami spricht mit einem Besucher! Verzeihung, haben Sie
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