Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
hat wieder eine Freundin gefunden. Er war schon immer ein rechter Don Juan.« Es klang eher unwahrscheinlich – angesichts Mr Berrys allgemeinem Erscheinungsbild, und Markby fühlte sich genötigt zu murmeln, dass er Berry im Pub kennen gelernt hatte.
»Ah!«, schnaubte Max Crombie.
»Sie glauben mir nicht, wie? Sie kennen Ernie nicht.« Zugegeben. Markby kannte Ernie Berry tatsächlich nicht. Er riss sich zusammen und kam wieder auf den eigentlichen Grund seines Besuchs zu sprechen.
»Sie haben ziemlich viel für Mrs Smeaton gearbeitet. Wenn ich richtig informiert bin, hat sie sehr zurückgezogen gelebt?« Crombie dachte so lange über Markbys Worte nach, dass Markby bereits glaubte, er hätte ihn nicht richtig verstanden. Er wollte die Frage gerade wiederholen, als Crombie zu einer Antwort ansetzte.
»Nein, so würde ich es nicht nennen. Nein.« Er drückte sich aus dem Korbsessel hoch.
»Möchten Sie vielleicht ein Lager? Ich hab jede Menge Sorten im Kühlschrank.«
»Nein danke. Ich bin zum Mittagessen mit einer Freundin im King’s Head verabredet. Besser, wenn ich vorher noch nichts getrunken habe.«
»Dann sage ich Sandra, dass sie Ihnen noch einen Kaffee bringen soll. He, Sandra!«, brüllte Mr Crombie nach seiner Gemahlin.
»Bring uns noch einen Kaffee, Liebes, ja?« Ein Ruf von irgendwo aus dem Haus schien Zustimmung zu verkünden. Max Crombie kehrte auf seinen Korbsessel zurück. Das geschickte Ablenkungsmanöver war Markby nicht entgangen. Crombie hatte viel Zeit gehabt, um über seine Antwort nachzudenken.
»Sie war nicht mehr so gut auf den Beinen, wissen Sie?«, begann er.
»Es war nicht so, dass sie nicht aus dem Haus wollte, eher, dass sie nicht mehr so weit laufen konnte. Wir waren überhaupt nicht überrascht, als wir hörten, dass sie die Treppe runtergefallen ist, nicht wahr, Liebes?« Die letzten Worte waren an die Adresse von Mrs Crombie gerichtet, die in diesem Augenblick mit einem Tablett und einer Kanne frischen Kaffees hinzukam.
»Arme alte Frau«, sagte Mrs Crombie leichthin.
»Eine schreckliche Art, so zu sterben, aber wenigstens ging es schnell. Ich denke, dass es viel schlimmer ist, wochenlang in einem Krankenhausbett zu liegen, mit Schläuchen und anderen Dingen, die einem aus dem Körper ragen.«
»Die Polizei untersucht die Geschichte doch nicht etwa, oder, Chief?«, erkundigte sich ihr Ehemann. Seine kleinen, scharfen Augen hielten Markbys Blick ohne Blinzeln stand.
»Bei der Gerichtsverhandlung wurde nichts dergleichen angeordnet. Man hat keine Ungereimtheiten festgestellt, was Mrs Smeatons Tod angeht.«
»Sie waren bei der Gerichtsverhandlung zur Feststellung von Mrs Smeatons Todesursache, Mr Crombie?«, fragte Markby.
»Das war ich, allerdings! Ich war auch auf ihrer Beerdigung. Ich halte viel davon, jemand anderem Respekt zu zollen. Sie hat unsere Julie in ihrem Testament bedacht, wissen Sie? Olivia Smeaton war eine sehr nette alte Dame. Was für eine Schande, wirklich.«
»Eine Schande, was mit ihrem Pony geschehen ist. Sie war ganz außer sich deswegen. Die Art und Weise, wie es gestorben ist.«
»Sie haben mit Rory Armitage geredet, stimmt’s?« Crombie strich sich über die glatten Haare.
»Ja, Sie haben vollkommen Recht, es war wirklich eine sehr eigenartige Geschichte.«
»Sie haben kein Kreuzkraut auf Ihrer Koppel gefunden?«
»Nein … Julie und Sandra sind auf Händen und Knien über die Weide gekrochen und haben jeden Winkel abgesucht. Unsere Julie war zutiefst besorgt. Sie liebt ihr Pony über alles.«
»Den Palomino? Sie scheint das andere Pony ebenfalls sehr gemocht zu haben. Das Tier, das gestorben ist, meine ich.«
»Sie hat geheult wie ein Schlosshund!«
»Mr Crombie«, fragte Markby unvermittelt, »gab es in Ihrer Umgebung – hier bei Ihnen zu Hause oder auf dem Bauhof – in letzter Zeit Fälle von Vandalismus? Auch wenn es vielleicht so unbedeutend erschien, dass Sie sich nicht die Mühe gemacht haben, es zu melden?« Markby wusste, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Crombie schwieg. Er rutschte unruhig auf seinem Sessel hin und her.
»Woher wissen Sie das?«, fragte er schließlich.
»Ich wusste es nicht – allerdings hat es im Dorf eine Reihe hinterhältiger Übergriffe gegeben, und ich habe mich gefragt, ob Sie ebenfalls betroffen sind.« Der Bauunternehmer fuhr sich mit der Zunge über die Oberlippe.
»Eine ganz blöde Geschichte, wirklich. Jemand ist in den Bauhof eingebrochen und in das Farbenlager. Er hat ein paar Eimer
Weitere Kostenlose Bücher