Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
Ihren Namen jetzt genannt? Sind Sie Privatpatient?« In ihren Augen schimmerte ein Hoffnungsfunke.
»Markby«, sagte Markby.
»Superintendent Alan Markby. Ich komme nicht, um ihren Mann in seiner Eigenschaft als Mediziner zu konsultieren …« Das Leuchten in ihren Augen erlosch, und Depression kehrte zurück.
»… sondern in meiner Eigenschaft als Polizeibeamter. Bitte erschrecken Sie nicht; mein Besuch ist ganz und gar inoffiziell.«
Sie sah ihn zweifelnd an.
»Oh. Ich verstehe.« Die Tür flog sehr brüsk vor Markbys Nase ins Schloss. Er stand noch für einen Augenblick auf der Treppe und betrachtete die verwitterten Holzdielen. Seine Gedanken waren weniger bei Dr. Burnett und seiner Frau, als vielmehr bei etwas anderem, das ihm persönlich weit näher stand. Er trat zurück und betrachtete eingehend die Fassade des Hauses. Meredith hatte angedeutet, dass The Abbot’s House in einem schlimmen Zustand war, und sie hatte Recht. Er fragte sich, wie viel es Burnett kosten würde, das Haus renovieren zu lassen, nur die wichtigsten Dinge. Und überlegte weiter, wie viel es kosten würde, Rookery House zu renovieren und anschließend instand zu halten. In einem Seitenfenster bewegte sich ein Vorhang, und Markby wandte sich hastig ab und ging die Treppe hinunter zum Tor. Rookery House war zwar dem äußeren Anschein nach in einem besseren Zustand als The Abbot’s House – oder zumindest nicht in einem schlimmeren –, doch es würde seine neuen Besitzer trotzdem eine hübsche Stange Geld kosten.
»Andererseits ist es nicht gerade so, als wäre ich blank«, murmelte er vor sich hin. Er lebte in einfachen Verhältnissen. Seit vielen Jahren war er allein und musste für niemanden sorgen. Angesichts seiner Dienstjahre und seines Rangs war sein Gehalt nicht schlecht.
»Außerdem wird es an der Zeit, dass ich es mir ein wenig gemütlicher mache«, murmelte er. Markbys Scheidung lag etliche Jahre zurück. Sie war sauber und glatt über die Bühne gegangen, hauptsächlich deswegen, weil er damals kein Geld besessen hatte. Sie hatten keine Kinder. Rachel, seine frühere Frau, hatte eingesehen, dass ein langwieriger Streit um Besitztümer lediglich den Anwälten Geld eingebracht hätte. Sie hatte sich mit einer Aufteilung des ehelichen Hausstands zufrieden gegeben, einem Arrangement, das ihr die besten Möbel, den größten Teil der Hochzeitsgeschenke und jeden elektrischen Apparat zugesichert hatte, angefangen bei der Küchenmaschine bis hin zum Fernseher. Ihm war nichts geblieben außer einer Schlafcouch, einem Kamelsattelhocker (ein ungewünschtes und ungeliebtes Hochzeitsgeschenk), dem Picknickgeschirr, drei Vorhängen und einer Garnitur Barhocker für den Küchentresen, für die Rachel keine Verwendung hatte. Fairerweise musste dazu gesagt werden, dass die meisten Hochzeitsgeschenke von ihren Freundinnen und ihrer Familie gekommen waren, also hatte sie wohl auch Anspruch darauf gehabt. Zu jener Zeit war ihm kaum etwas gleichgültiger gewesen. Er hatte sich seine kleine viktorianische Villa in Bamford gekauft, weil er eben zu jener Zeit nach Bamford versetzt worden war, hatte die Vorhänge aufgehängt, die Garnitur Hocker aufgestellt, den Kamelsattel für einen Flohmarkt gespendet und war eingezogen. Seit damals hatte er ein paar Möbel mehr, doch zwei der alten Vorhänge hingen immer noch vor dem Fenster seines Gästezimmers. Er war nicht, wie Rachel es immer wieder behauptet hatte, besonders gut im Haushalt, und er war kein domestizierter Mann. Er war jedoch ein Mann, der häusliche Annehmlichkeiten genoss, wenn sie ihm geboten wurden. Das war auch der Grund, aus dem er seine Schwester und ihre Familie so gerne besuchte. Und weswegen er die gemeinsame Zeit mit Meredith genoss. Er fantasierte über ein Leben mit ihr zusammen, unter einem gemeinsamen Dach, nicht nur gelegentlich gemeinsam im Bett. Es war die geringe Aussicht, seinen Traum jemals zu verwirklichen, die ihn am Vorabend auf der Heimfahrt so unglaublich gereizt hatte reagieren lassen. Er wurde deswegen noch immer von Gewissensbissen geplagt. Doch sein Traum lebte weiter. Er trat durch das Vorgartentor von The Abbot’s House auf die Straße und überraschte sich dabei, als er einen sehnsüchtigen Blick auf das Haus gegenüber warf. Das Haus, in dem Olivia Smeaton gelebt hatte. Er überquerte die Straße und spähte durch das Tor und den unkrautüberwucherten Kiesweg entlang. Auf dem Dach flatterte noch immer die Plane im Wind. Crombie hatte das Dach noch
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