Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
nicht repariert. Crombie. Wenn Markby an diesem Morgen schon nicht mit Doc Burnett sprechen konnte, dann würde er eben den Bauunternehmer besuchen. Und ganz gewiss war er ein guter Mann. Geoffrey Chaucer
KAPITEL 12
DA DER Arzt nicht mehr zu Hause, sondern bereits unterwegs zu Krankenbesuchen war, beschloss Markby, zunächst Max Crombie auf seinem Bauhof aufzusuchen.
Sein Plan wurde erneut durchkreuzt. Als er endlich auf dem Gelände ankam, war gerade Frühstückspause. Ein Arbeiter informierte ihn, mit vollem Mund an einem Schinkensandwich kauend, dass der Boss nach Hause gegangen sei, um dort sein zweites Frühstück einzunehmen.
Markby trottete zu Crombies großem Haus. Es war in jeder Hinsicht ein krasser Gegensatz zu The Abbot’s House. Ein Neubau, höchstens fünfzehn Jahre alt, mit Doppelverglasung und einem Landschaftsgarten, einer Doppelgarage, zwei lebensgroßen Hundestatuen auf der Veranda und, wie er herausfand, als er läutete, einer melodischen Türglocke.
Mrs Crombie öffnete ihm. Sie war klein, pummelig, fröhlich (welch ein Kontrast zu Mrs Burnett in The Abbot’s House!) und führte ihn durch die Eingangshalle in eine sonnendurchflutete, warme Loggia, wo Max auf kostspieligem, bequemem Mobiliar saß, die Füße auf einem Weidenhocker, den Daily Express in der Hand und eine Tasse Kaffee auf dem Tisch neben sich.
»Nehmen Sie doch Platz, Chief«, bot Crombie freundlich an, nachdem er Markbys Namen und den Grund seines Besuchs erfahren hatte.
Markby nahm an, dass Crombie den Titel nicht verwendete, weil er den Dienstgrad nicht begriff, sondern weil er irgendwann einmal in Her Majesty’s Navy gedient hatte. Er war ein stämmiger, rotgesichtiger Bursche mit glatt zurückgekämmtem Haar und sah ganz danach aus, als würde er hin und wieder gerne einen über den Durst trinken. Nichtsdestotrotz entging seinen braunen, scharfen Augen wahrscheinlich kaum jemals etwas Wichtiges, und sie hatten Markby bereits eingehend gemustert. Der Superintendent fühlte sich an eine Wasserratte erinnert, die einen Eindringling in ihr Revier an der Uferböschung taxiert.
Er fragte sich, ob Crombie in Parsloe St. John einheimisch war und äußerte sich diesbezüglich.
»Ganz recht, das bin ich!«, sagte Crombie jovial.
»Hier geboren und aufgewachsen! Natürlich nicht in diesem Haus. Das habe ich erst für mich und meine Frau gebaut, als wir eine Familie geplant haben. Obwohl wir hinterher noch ein paar Jahre auf unsere Julie warten mussten, nicht wahr, Liebes?« Die Bemerkung galt Mrs Crombie, die in diesem Augenblick die Loggia betrat, um Markby eine Tasse Kaffee und einen Teller mit Biskuits zu bringen.
»Ich glaube, ich habe Ihre Tochter bereits gesehen«, erwiderte Markby.
»Sie war auf einem Palomino-Pony unterwegs.«
»Das Pony hat mich ein Vermögen gekostet!«, strahlte Crombie.
»Nicht wahr, Sandra?« Sandra hatte die Loggia wieder verlassen, doch Markby hörte, wie sie sich im Haus bewegte. Crombie wartete nicht auf eine Antwort – vielleicht hatte er nicht damit gerechnet, dass seine Frage gehört wurde, oder es war ihm egal. Er beugte sich vor und tippte seinem Besucher auf das Knie.
»Sie ist eine großartige kleine Reiterin, wissen Sie? Hat schon jede Menge Preise gewonnen. Ich zeig Ihnen die Rosetten, bevor Sie gehen. Hab sie alle auf einer Pinnwand in ihrem Zimmer. Massenweise Rosetten – und ein paar Pokale obendrein!« Die Pokale sind ja wohl kaum an die Pinnwand geheftet, dachte Markby pedantisch.
»Wenn ich richtig informiert bin, hat Olivia Smeaton Ihrer Tochter das Reiten beigebracht?«, fragte er.
»Eine nette alte Dame«, sagte Crombie.
»Sie mochte unsere Julie sehr. Aber wer mag sie eigentlich nicht?«
»In der Tat.« Er kam immer besser mit Crombies rhetorischem Redestil zurecht.
»Ich war gestern Morgen in Rookery House. Habe das Haus besichtigt.« In den kleinen braunen Augen erwachte professionelles Interesse.
»Überlegen Sie, ob Sie es kaufen wollen? Es hat ein paar Renovierungsarbeiten nötig. Ich arbeite gegenwärtig dort, rein zufällig.«
»Das Dach, nicht wahr?«, sagte Markby.
»Mir ist die Plane aufgefallen.«
»Sie haben die Plane gesehen? Ja, ja, das Dach, das kann ich Ihnen sagen.« Max Crombie wackelte ominös mit dem Zeigefinger.
»Ich hab schon jede Menge Arbeit in dieses Dach gesteckt. Dann hat sie die Arbeiten stoppen lassen, bevor wir fertig waren. Die gute alte Mrs Smeaton, sie war in mancherlei Hinsicht sehr eigen. Wie alte Leute eben so sind,
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