Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
geht es ihr ein wenig besser. Kommen Sie doch rein und sehen Sie selbst.« Wynne trat an ihm vorbei in den Flur. Ihr Kater Nimrod hatte auf der Schwelle neben ihren Hacken gelauert und sah nun, dass seine Herrin sich entschieden hatte, das Haus zu betreten. Mit einem Satz schoss er an Wynne vorbei und die Treppe hinauf ins Obergeschoss. Wynne entschuldigte sich für sein Verhalten, das sie auf die natürliche Neugier aller Katzen zurückführte. Markby dirigierte sie in die Küche, wo Meredith über einer letzten Tasse Kaffee trödelte.
»Keine Sorge wegen des Katers. Mir geht es einigermaßen«, begrüßte Meredith ihre Besucherin und lächelte schwach.
»Ich habe Kaffee getrunken und Cornflakes gegessen, und ich glaube nicht, dass ich in Depressionen fallen werde.« Wynne setzte sich zu ihr an den Tisch und beugte sich vor, als wollte sie ihr etwas Vertrauliches sagen.
»Sie sind eine sehr tapfere Frau, Meredith. Diese junge Inspektorin hat gestern Abend noch bei mir geläutet, nachdem sie bei Ihnen fertig gewesen ist.«
»Oh, Sie meinen Inspector Crane«, murmelte Meredith.
»Eine sehr kompetente Person.« Beide Frauen schwiegen, während ihre unausgesprochenen Worte in der Luft hingen. Es war offensichtlich, dass beide den gleichen Gedanken nachhingen. Wynne war die Erste, die ihren Gedanken Ausdruck verlieh.
»Sie sehen heute ganz anders aus, diese Polizistinnen, finden Sie nicht auch? In meiner Zeit waren sie ziemlich … äh, stabil gebaut und hatten nicht den geringsten Sinn für Mode.«
»Das ist bei den männlichen Polizisten nicht anders«, erwiderte Meredith.
»Sie werden jünger und jünger, heißt es zumindest.«
»Wie wahr, wie wahr. Inspector Crane hat einen sehr energischen, kompetenten Eindruck hinterlassen. Ich weiß nicht, was die Leute im Dorf von ihr halten werden.« Markby räusperte sich und fragte in leidendem Tonfall, ob dies bedeutete, dass er ein harmloser alter Kauz wäre, dessen Ablaufdatum längst überschritten sei und der längst in den Ruhestand gehörte. Beide Frauen beeilten sich zu versichern, dass dem selbstverständlich nicht so wäre.
»Na Gott sei Dank«, murmelte Markby.
»Ich habe mir schon ernsthaft Gedanken gemacht.« Nimrod war offensichtlich mit seinen Erkundungen im Haus fertig. Er tauchte in der Küchentür auf, sah zu Markby hoch und tappte dann zu seiner Herrin, um sich zu ihren Füßen niederzulassen. Meredith sprach ihn leise an. Er legte das heil gebliebene Ohr an, was ihm ein besonders finsteres Aussehen verlieh, und ignorierte Merediths Bemühungen im Übrigen völlig.
»Aber im Ernst«, sagte Wynne.
»Ich bin vorbeigekommen, um Ihnen zu erzählen – selbstverständlich erst, nachdem ich mich überzeugt habe, dass es Ihnen besser geht –, dass die Inspektorin mich nach Berrys Jungem gefragt und darum gebeten hat, dass ich mich für eine Weile um ihn kümmere. Ich habe ihr versprochen, dass ich heute Morgen zum Cottage der Berrys gehen und nachschauen würde, wie es dem Jungen geht. Ich hoffe sehr, er kommt einigermaßen zurecht.«
»Ich habe Sie vorgeschlagen, Wynne«, gestand Meredith.
»Ich hoffe sehr, es kommt Ihnen nicht ungelegen.«
»Selbstverständlich nicht! Aber ich frage mich, ob ich alleine so gut damit zurechtkomme. Es ist mir ein bisschen unangenehm, wie ich verlegen gestehen muss, nach allem, was Sie durchgemacht haben, aber besteht vielleicht die Möglichkeit, dass Sie mitkommen?« Wynne warf einen nervösen Seitenblick zu Markby.
»Ich kann mir denken, dass Sie keine große Lust dazu verspüren, und bestimmt haben Sie schon andere Pläne für den Tag oder möchten einfach in Ruhe gelassen werden, aber Sie sind erfahren im Umgang mit Menschen, die großen Schmerz erlitten haben. Ich zwar in gewisser Weise auch, aber auf eine andere Weise. In meiner aktiven Zeit habe ich die armen Teufel nicht in Ruhe gelassen, bis sie mir ihre Geschichte erzählten.« Nimrod schien allmählich unruhig zu werden. Tatsächlich, überlegte Meredith, war es wahrscheinlich schlimmer, wenn sie den ganzen Tag über im Haus saß, allein mit ihren Gedanken, als wenn sie nach draußen ging – andererseits war Kevin der Junge des Toten und der Letzte, den Meredith sehen wollte. Außerdem war sie es gewesen, die der Inspektorin Wynne vorgeschlagen hatte, und nur deshalb war Kevin auf Wynnes Teller gelandet. Es war nicht ganz fair gewesen, zumindest nicht, ohne vorher Wynne um ihr Einverständnis zu bitten. Sie schuldete ihr ein wenig Unterstützung bei
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