Ihr Wille Geschehe: Mitchell& Markbys Zehnter Fall
geeignet waren, einen Rock mit Schottenmuster und eine gefütterte ärmellose Weste über einem flaschengrünen Pullover. Die langen roten Haare waren streng nach hinten gebürstet und wurden von einem Band zusammengehalten.
»Wie kommen Sie voran?«, erkundigte sich Markby freundlich. Ein angespanntes Lächeln huschte über ihre Züge und verschwand sogleich wieder.
»Bis jetzt hatten wir leider noch kein Glück. Wir machen heute Nachmittag im Küchengarten weiter.«
»Ich bin nicht gekommen, um im Weg zu stehen«, versicherte er ihr.
»Ich habe mich nur gefragt, ob es bereits einen ersten Obduktionsbericht gibt?«
»Die Obduktion wurde gestern Abend durchgeführt, Sir. Es gibt keinerlei Spuren von einem Kampf, bevor Berry … bevor er starb. In seinem Körper befand sich eine große Menge Alkohol. Der Pathologe glaubt, dass er in den letzten zwölf Stunden vor seinem Tod stark getrunken hat. Er hat seinen Rausch möglicherweise unter diesem Baum ausschlafen wollen – doch das ist nur eine Theorie. Es ist jedenfalls ein hübscher Fleck. Jemand kam vorbei und hat mit einem einzigen gezielten Streich seine Kehle durchtrennt, die Luftröhre und die Halsschlagadern. Berry hat möglicherweise nicht einmal bemerkt, was mit ihm geschah. Kurze Zeit später hat der Mörder seine Arbeit vollendet, indem er die Halswirbel und den Rest des Gewebes durchtrennte. Vielleicht hatte er vor, den Leichnam zu zerteilen und Stück für Stück wegzuschaffen. Falls ja, ließ er irgendwann von diesem Plan ab. Wir wissen nicht, warum er den Kopf mitgenommen hat. Vielleicht, um die Identifikation zu verzögern … dort, wo er ihn zurückgelassen hat, musste er früher oder später gefunden werden.« Sie sprach nüchtern und sachlich. Sie war nicht gefühllos, doch sie hatte ihre Nerven ausgezeichnet unter Kontrolle. Sie war eine erfahrene Polizeibeamtin.
»Was hat Sie bewogen, eine Karriere bei der Polizei anzustreben?«, fragte er unvermittelt. Sie zögerte.
»Üblicherweise, wenn man mir diese Frage stellt, antworte ich, dass ich eine sinnvolle Arbeit machen will.«
»Soweit es mich betrifft, ist das ein ausgezeichneter Grund.« Markby nickte in Richtung des Kastanienbaums und des Geistes von Ernie Berry, falls er noch dort spukte.
»Wie lange war er schon tot?«, fragte er. Sie entspannte sich sichtlich. Ohne Zweifel war sie erleichtert, weil er ihr weitere persönliche Fragen ersparte.
»Der Pathologe schätzt, nicht länger als fünf oder sechs Stunden.«
»Er war schon viel länger verschwunden. Er war seit zwei Nächten nicht mehr zu Hause. Er muss sich während all dieser Zeit irgendwo aufgehalten haben. Möglicherweise nicht in Parsloe St. John, sonst hätte ihn ganz bestimmt jemand gesehen.« Markbys Bemerkungen waren beiläufig gemeint. Er hatte nicht beabsichtigt, ihre Arbeit zu tun, doch offensichtlich empfand sie es so, denn sie erstarrte.
»Jawohl, Sir. Wir suchen noch immer nach einer Freundin. Es könnte sich als schwierig erweisen.« Ihr Blick schweifte über die Koppel zu dem Kastanienbaum und der Stelle, wo der kleine Erdhügel das Grab markierte.
»Er hat beim Ausheben des Grabes geholfen. Dann kehrte er hierher zurück und starb. Es ist fast, als wäre er zum Sterben hergekommen. Ein eigenartiger Ort, wenn man es bedenkt. Sich neben einem Pferdegrab unter einen Baum zu setzen und ein Nickerchen zu halten.«
»Vielleicht wusste er, dass ihn hier niemand stören würde?«, schlug Markby vor.
»Er kannte dieses Haus und die Gärten gut. Er hat schließlich viele Jahre für Mrs Smeaton gearbeitet.«
»Vermutlich haben Sie Recht, Sir.« Sie steckte die Hände in die Westentaschen. Die Suchkette hatte das Ende der Koppel erreicht und machte kehrt. Markby nickte in Richtung der Leute.
»Ich lasse Sie jetzt besser wieder allein.«
»Ich hoffe, Miss Mitchell geht es heute ein wenig besser«, sagte sie unerwartet.
»Es geht ihr gut«, antwortete Markby energisch.
»Sie ist mit Wynne Carter ins Dorf gegangen, um nach Berrys Jungem zu sehen.« Crane schnitt eine Grimasse.
»Dieses Cottage ist eine echte Müllhalde von einem Haus, wenn Sie mich fragen! Wenn Miss Mitchell noch nie dort war, wird sie ihren nächsten Schock erleben.«
»Ich werde heute Mittag alles darüber erfahren. Wir werden im Pub essen, im King’s Head. Haben Sie nicht Lust, uns Gesellschaft zu leisten?« Sie zögerte.
»Ich weiß nicht, ob ich Zeit dafür finde. Sie wissen ja, wie das ist, Sir. Trotzdem, danke sehr für die
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