Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist
schweigt.
âWas hast du? Gefälltâs dir nicht?â
âDoooch, wieso?â
Ich setze mich neben ihn, lege die Arme um seine Schultern, den Kopf in seine Halsbeuge.
âAlles okay, kleine Mayâ, murmelt er und hält mir Papas Bier hin.
Ich trinke, obwohl ich Bier nicht mag.
Und dann küssen wir uns.
7. Verschlafen
âWach auf, Leander!â Ich rüttle ihn.
Er hat im Schlaf ganz fürchterlich gestöhnt.
âDu hast geträumt. Wach auf. Es ist alles gut.
Wach auf!â Ich halte mein Gesicht nahe an seins, meine langen Haare kitzeln seine Nase.
Er reibt sie mit geschlossenen Augen.
Ich küsse seine Stirn, seine Wangen, seinen Mund.
âWach bitte auf. Die Sonne scheint!
Es ist schon nach neun. Wenn meine Eltern uns im Bett finden, gibtâs Ãrger!â
Dabei war alles so schön. Wir haben ein bisschen gekuschelt und einander gestreichelt und es hat wunderbar gekribbelt. Und dann ist Leander plötzlich weggesackt und ich war noch wach und hab ihn so lange angeschaut, bis es dunkel wurde. Dann hab ich die Terrassentür zugemacht und bin neben ihm eingeschlafen.
Aber das glauben meine Eltern mir nie.
âLeander, du musst wach werden!â
Er lächelt mich an.
Es kribbelt und knistert in mir.
âLass mich weiterschlafen. Ich muss diesen Albtraum abschütteln, ich hab so schlecht geträumt.â
Er zieht die Knie an, rollt sich vom Rücken auf die Seite, aber das lass ich nicht zu.
âSteh auf, bitte!â
âDu summst ja wie ein Bienenschwarm, Maylinâ, grummelt er.
âIch bin noch in dem schrecklichen Traum gefangen.â
Er greift meinen Nacken, zieht meinen Kopf zu sich und küsst mich.
âRette mich, Marie-Helene!â
Doch ich reiÃe mich los und knie im T-Shirt mit bloÃen Beinen über ihm.
âIch krieg totalen Stress mit meinen Eltern, wenn sie dich hier finden!â Ich versuche streng auszusehen.
âMarie-Helene, kleine Maylin.â
Er schaut mich ernst an.
âDass es so was wie dich gibt!â
âJa, ja, es gibt mich. Aber jetzt raus mit dir, versteh doch bitte!â
âOkay, GroÃtante Mathilde. Ich gehorche ja schonâ, murmelt er und ich muss lachen.
âIch seh ja ein, dass ich aufstehen und mich anziehen muss. Ãrger sollst du meinetwegen nicht bekommen. Deine Eltern sind sooo streng, die sperren dich glatt in den Hexenturm bei Wasser und Brot! Du zitterst ja schon!â
Er reiÃt mich an sich.
Flutwellen, heià wie Geysire, stürzen über mich.
Ich krieg kaum noch Luft.
Drücke Leander von mir weg.
Ich weià selber, dass ich für alles noch zu jung bin. Meine Mami hat es mir deutlich gesagt.
Ich hör ihre Stimme in mir tönen:
âMarie-Helene, ihr seid beide noch halbe Kinder.
Du bist nicht mal vierzehn! Meine Güte, in deinem Alter hab ich noch mit Puppen gespielt!â
âDas stimmt nicht, Mama. Du hast mir selber erzählt, dass du in meinem Alter in deinen Klavierlehrer verknallt warst!â
Sie bekommt dann jedes Mal eine Ãrgerfalte über der Nasenwurzel und wedelt mit der rechten Hand in der Luft herum, will meinen Einwand wegwischen.
âDein Leander ist zwar fünf Jahre älter, aber sehr erwachsen wirkt er nicht gerade.
Wenn er dich lieb hat, muss er dich in Ruhe lassen, bis ihr älter seid. Gegenseitige Achtung ist wichtiger als früher Sex!â
âWir machen doch gar nichts. Und vom Petting wird man nicht schwanger, Mami!â
Huch, das war zu viel. Sie reiÃt die Augen auf, als ob ich zum Dinosaurier mutiert wäre.
âReg dich ab, Mami. Leander mag mich, wir verstehen uns gut. Wir sind einfach nur gern zusammen.â
Okay, wenn sie uns jetzt hier findet, bin ich nicht mehr so sicher, dass sie mir glaubt.
Aber statt zu verschwinden, erzählt Leander mir seinen gruseligen Albtraum.
Irgendwas aus einem Film über Inkas oder Mayas, die ihn auf einem Steintisch schlachten wollten.
âDer Oberpriester wollte mir mit einem riesigen Messer die Brust aufschlitzen und mein Herz rausreiÃen. Ich hatte tierisch Angst.â
âWarum guckst du auch so grässliche Filme?â
Er fährt sich durch die Locken. âZum Glück hast du mich geweckt!â
Endlich rafft er sich auf.
Weg mit der Bettdecke.
Er schleudert sie auf mich, dass ich wie unter einem eingestürzten Zelt begraben bin.
âHey!â
Ich, schon barfuà neben dem Bett,
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