Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist
Einbrecher.
Hätte ich bloà nicht auf Pia gehört!
âLass uns zurückfahren, Pia!â
âNö, erst mal schleichen wir uns an.â
Sie fasst mich am Handgelenk und zieht mich hinter sich her.
Vor dem Haus mache ich mich los.
Pia steigt kühn die Stufen zur Haustür hoch.
Ich bleibe unten und drehe mich weg.
Pia liest das Namensschild.
âFranz und Greta Hauswaldâ, kreischt sie.
âSoll ich mal klingeln?â
âBist du wahnsinnig? Bloà nicht!â
Ich zeige ihr einen Vogel.
Sie hopst die Stufen herunter.
âWar nur SpaÃ. Franz und Greta, das klingt so nach GroÃeltern. Komm, wir gucken mal, ob das Tor offen ist.â
Sie wartet nicht, sondern drückt gegen das groÃe Hoftor. Es schwingt sofort auf.
War tatsächlich nur angelehnt.
Zitternd schleiche ich hinter Pia her in den Innenhof.
Bisschen neugierig bin ich ja doch.
4. Ertappt
Der Hof ist eine einzige Baustelle.
Neben der Scheune ragt ein neues Haus auf.
Die Fenster sind noch mit Folie verklebt.
Die Tür fehlt. Links und rechts sind groÃe Haufen Bauschutt. Zerknüllte Plastikfolie weht im Wind.
Das alte Haus gegenüber hat einen Hintereingang.
Auch hier führen Stufen zur Tür hoch.
Pia pirscht sich an und liest wieder das Klingelschild. âFamilie Hauswaldâ, flüstert sie mir zu. âDas hört sich schon eher nach Wollschafs Eltern an.â
Meinetwegen, denke ich, kann Leander hier wohnen oder auch nicht. Ich will nur noch weg.
âKomm, Pia. Ist mir peinlich, so bei fremden Leuten rumzuschnüffeln. Lass uns gehen!â
In diesem Moment rumpelt ein Motor vor dem Hoftor. Pia und ich erstarren.
Wir sind gefangen!
Wohin jetzt? Langsam schwingen die Torflügel nach innen. Und der Bus vom Waldorfkindergarten rollt ein Stück weit in den Hof.
âSchnell, weg hier!â
Pia zerrt mich in das halbfertige Haus.
Mein Herz rast.
Das Blut dröhnt mir in den Ohren.
Peinlicher gehtâs kaum noch.
Wir stehen in einer groÃen Rohbauküche.
Aus den Wänden hängen Kabel und sprieÃen Rohre.
Der Motor wird abgestellt.
âLeander, kommst du?â, ruft eine freundliche Männerstimme. Gleichzeitig poltert es und etwas schreit wie ein Brüllaffe im Zoo.
âJetzt halt doch mal still!â, faucht genervt, ungeduldig ⦠wer? Leander?
Pia, mutig wie immer, späht durch das verklebte Küchenfenster. âAch du ScheiÃe!â, murmelt sie und rutscht in die Hocke neben mich.
âWas denn?â
Wieder dieser grässliche Affenschrei.
âDa ist er!â Sie hält sich die Nase zu und niest so leise wie möglich.
Ich zittere.
Pias blöde Erkältung verrät uns noch.
Vorsichtig schiebe ich mich hoch, drücke mich in die Fensterecke und gucke hinaus.
Er ist es wirklich!
Leander alias Mister Wollschaf persönlich!
Er schleppt ein kleines Mädchen die Stufen von der blauen Haustür in den Hof hinunter.
Er hat es sich wie einen Sack über die Schulter geworfen. Ein Beinchen steckt in einem geringelten Kniestrumpf und pinkfarbenem Ballerina, das andere ist bis zum Knie eingegipst. Und mit beiden, Gips und Schuh, trommelt die Kleine wie verrückt auf Leanders Rücken ein. Dichte hellblonde Locken hängen in ihr Gesicht. Sie schreit wütend und zappelt und Leander schimpft: âHalt still, hab ich gesagt!â
Dann schiebt er sie in den Bus. Aus dem Haus kommt eine ältere Frau und steigt mit ein.
âLeander und seine kleine Schwester.
Oma bringt sie zur Kindergartenpartyâ, kommentiert Pia in ihren Schal.
Sie späht mir schon die ganze Zeit über die Schulter und hustet unterdrückt in meinen Nacken.
Der Bus rumpelt vom Hof.
Jetzt kommt Leander direkt auf unsere Türöffnung zu. Nein, bloà nicht! Das überleb ich nicht!
Ich drücke mit beiden Händen meine Augen zu.
Blödsinnig, ich weiÃ.
Also lieber der Gefahr ins Gesicht sehen.
Leander steht genau vor dem plastikverklebten Küchenfenster.
âOh nein!â, jammert Pia. âWenn der uns hier ertappt!â
Doch Leander zögert, macht kehrt und entfernt sich in Richtung Scheune. Dabei verschwindet er aus unserem Blickfeld. Ist er weg?
Ist er in der Scheune? Oder durchs Tor auf die StraÃe gelaufen?
âRaus!â Pia schiebt mich energisch vor sich her.
Murmelt was von: ââ¦Â letzte Chance, bevor er das Tor zumacht!â
5. Ãberraschung
Die
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