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Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist

Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist

Titel: Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nortrud Boge-Erli
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Eltern beim Einzug ins neue Haus geholfen und Geburtstag gehabt und nicht mal richtig gefeiert, sagt er.
    Aber jetzt ist er achtzehn und darf allein Auto fahren. Er hat seinen Roller verkauft und einen weißen, etwas zerbeulten Kastenwagen gekauft, an dem er ständig herumbastelt. Lippmann/Elektroservice steht auf dem Wagen.
    War mal ein Lieferwagen und Leander ist total stolz auf das Teil.
    Er will damit auf Europatour gehen.
    â€žVielleicht schon bald“, sagt er.
    â€žNimmst du mich mit?“, frage ich.
    â€žKlar, immer doch!“ Er grinst.
    Ob er das ernst meint? Ich weiß nicht.
    Er ist oft schlecht drauf. In der Schule hatte er viel Stress. Zu Hause auch.
    Ich krieg nicht genau raus, warum.
    Okay, die Eltern machen ihm Vorwürfe, weil er nicht genug auf seine kleine Schwester aufgepasst hat. Darum hat sie sich beim Rumklettern auf der Baustelle den Fuß gebrochen.
    Aber nun ist sie den Gips los und alles ist wieder gut. Trotzdem soll er sich ständig um sie kümmern.
    â€žDiese Zicke“, schimpft er. „Ich versteh nicht, warum meine Alten überhaupt noch mal ein Kind haben mussten! Und dann auch noch so ein verwöhntes, kreischendes Balg!“
    â€žIch finde Klärchen richtig süß. Ich hätte gern so eine kleine Schwester“, sage ich.
    â€žKannst meine haben“, grummelt Leander.
    â€žAu ja! Was willst du dafür?“
    Wenigstens lacht er jetzt ein bisschen.
    â€žGeschenkt.“
    Wir küssen uns.
    Dann öffnet Leander die beiden hinteren Türen des Autos. Er hat einen dicken Schaumstoffbelag auf die Ladefläche gelegt, kniet sich drauf und klebt Styropor an die Seitenwände, um sie zu isolieren.
    â€žIch kann’s manchmal nicht mehr aushalten. Früher war’s besser. Wir sind zu dritt mit dem Campingbus verreist. Aber seit die Kleine auf der Welt ist, mag mich hier keiner mehr.“
    â€žAber ich, ich mag dich!“
    Ich klettere zu ihm, schlinge meine Arme um ihn, drücke Küsschen auf seinen Nacken und in sein Haar. Er tut mir so, so, so leid, der arme, süße Mister Wollschaf.
    Aber ihn bedrückt noch was anderes.
    Das spüre ich. Hat er Stress im Fußballverein?

    Und da sage ich: „Heute machen wir es.“
    Leander guckt mich groß an. „Was – machen?“
    â€žDu weißt schon! Mami und Papi bleiben über Nacht weg.“
    â€žUnd ich soll zu dir kommen, weil deine Eltern weg sind?“ Leander schüttelt den Kopf.
    â€žHast du Angst allein im Haus?“
    â€žNee, aber ich will mit dir zusammen sein.
    Ganz lange, ohne dass du am Lippmann Elektroservice herumschraubst.“
    â€žHeute Abend ist aber Training. Bald geht die nächste Aufstiegsrunde los und ich hab schon zu oft gefehlt. Ich kann heute Abend echt nicht!“
    In mir wird es total finster. Alle Freude ist weg.
    Da nimmt er mich in die Arme und drückt seine Lippen auf meine. „Ich komm nach dem Training. Okay?“

    Es klingelt. Ich schrecke zusammen.
    Dabei habe ich doch auf Leander gewartet.
    Er stellt sein altes Fahrrad ab. Wischt sich den Schweiß von der Stirn, hängt den Helm an den Lenker. Sein Vereinsshirt hat dunkle Flecken auf der Brust und unter den Armen.
    Er lächelt verspannt.
    â€žRein mit dir!“, sage ich und klinge irgendwie daneben. Wir sind beide nicht cool. Was genau haben wir vor? „Willst du duschen?“
    â€žJa, gern. Ich hab ein frisches Shirt mitgebracht.“ Er klingt wie, wie …
    weiß auch nicht.
    â€žHast du was zu trinken für mich?“
    â€žWasser oder Saft?“
    â€žBier.“
    Ach so, er ist achtzehn, erwachsen!
    Er darf schon lange Bier trinken.
    Mein Papa hat eine ganze Kiste Pils im Keller und im Kühlschrank steht eine Flasche, die schön kalt ist. Die öffne ich für Leander.
    Er kippt sie durstig runter. Dann duscht er und zieht frische Sachen an.
    Wir gehen in mein Zimmer im Erdgeschoss.

    â€žHast du noch eine Flasche?“
    Leander fläzt sich auf mein Bett.
    â€žIch nicht, aber mein Pa. Ich weiß nicht so recht … Wenn du meinst.“
    Leander trinkt diesmal langsamer. Der Duft der Sommergärten weht zur offenen Terrassentür herein. Unser Haus liegt am Hang. Wohnzimmer, Elternschlafzimmer und Küche sind oben.
    Unten sollte mal eine Einliegerwohnung sein, die ist aber nie benutzt worden.
    Seit vorigem Sommer darf ich hier wohnen mit eigener Dusche und WC .
    Leander

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