Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist
wollte mir das T-Shirt ausziehen.
Ich schüttle die Decke ab. Werfe sie über ihn.
Gut gezielt! Er lacht. Streift sie ab und wirft sich auf mich.
Und wir fallen wieder übereinander her.
Wir kitzeln uns, ringen kichernd miteinander und kriegen kaum noch Luft. Ineinander verschlungen, kämpfen wir darum, wer wen zuerst küsst.
Wir sind eingehüllt in ein magisches, prickelndes Gefühl, das uns alles vergessen lässt.
Uns dahin trägt, wo alle Gedanken enden.
Nicht nachdenken.
Nicht fragen, wie es weitergeht.
8. Eltern
âMaylin! Also wirklich!â Die Stimme meiner Mutter tönt schrill wie ein Wecker.
Wir fahren hoch und starren sie an.
âJetzt aber ganz schnell auseinander!â
Sie blitzt vor Zorn. âUnd wir reden später, Maylin, okay?â Damit pfeffert sie die Tür zu.
Wir sind elektrisiert vor Schreck.
Wir haben mein Zimmer nicht abgeschlossen.
Wozu auch? Meine Eltern wollten erst am späten Vormittag zurück sein.
Nur leider ist es längst mehr als später Vormittag. Ich blicke ungläubig auf das groÃe Zifferblatt von meinem Wecker. Es zeigt vierzehn Uhr dreiÃig.
Waren wir so abgetaucht?
Ich muss kichern.
Was für eine wahnsinnig schöne, lustige Liebe!
Leander schlüpft schon in seine Jeans und sucht sein T-Shirt.
Als ich die Terrassentür öffne, drückt feucht-warme Luft ins Zimmer. Fühlt sich gewittrig an. Wie die Stimmung im Haus.
Wir durchwühlen alles nach Leanders T-Shirt, finden es unter meinen Jeans, verwurstelt mit meinem Top, dem blau-weià gestreiften, das er gestern so sexy fand.
Er drückt mir einen letzten Kuss auf die Lippen, dann schiebe ich ihn durch die Tür, die in den Garten führt.
Meiner wütenden Löwin von einer Mutter muss er nicht unbedingt noch mal begegnen.
Leander kann ja nichts dafür.
ICH hab ihn eingeladen.
Und es war einfach wunderbar.
Und nun?
Nur Mut, Maylin!
Ich betrete die Höhle der Löwen.
Und die Löwen knurren gewaltig.
9. Leanders Entschluss
âMeine Eltern wollen mit dir redenâ, sage ich, sobald ich Leander sehe. âSie haben mir verboten, dich zu treffen.â
Leander legt den Schraubenschlüssel weg und schiebt sich unter seinem weiÃen Kastenwagen hervor.
âIch bin einfach abgehauen und zu dir gefahrenâ, sage ich und klappe den Fahrradständer heraus.
Ich muss mich zusammenreiÃen, damit ich nicht losheule.
âDas war ja megaschlauâ, meint er.
âDas verärgert sie erst recht. Halt mal lieber den Ball flach.â
Wir sind allein im Hof zwischen dem alten und dem neuen Haus. Leanders Eltern sind samt Klärchen zu Freunden mit kleinen Kindern gefahren. Ich glaub, das ärgert Leander.
Darum ist er so kratzig.
Aber ich muss unbedingt mit ihm reden.
Leander klopft seine Latzhose ab, wäscht sich die Hände am Gartenschlauch. Jetzt zieht er das fleckige T-Shirt aus. Er sieht echt süà aus, so mit bloÃem Oberkörper.
Wir hocken uns nebeneinander auf die Gartenbank an der sonnigen Hauswand. Das neue Haus ist inzwischen zitronengelb gestrichen und zu beiden Seiten der Tür stehen Blumenkübel mit roten Geranien. Es ist immer noch schwülheiÃ.
Ich lege beide Arme um Leanders Hals.
Leander hat die Hände zwischen seinen Knien gefaltet und lässt den Kopf hängen.
Er schaut mich nicht an.
âTut mir echt leid wegen heute Morgenâ,
sagt er. âIch hätte früher gehen sollen. Ich mach immer alles falsch. Und jetzt hast du Stress mit deinen Eltern wegen mir.â
âPah! Ich lass mir überhaupt nichts von denen verbieten.â
âSind deine Eltern wirklich so sauer?â
Er hebt den Kopf und schaut mich an.
Seine Augen sind hellgrau, fast weiÃ.
Ich starre ihn verzweifelt an.
âDu bist volljährig. Erwachsen.
Und sie behaupten, ich wäre noch ein Kind, das nicht über sich selbst entscheiden darf.â
âKapier ich nicht.â Leander schaut mich zärtlich an. âFür mich bist du doch kein Kind, Maylinâ,
murmelt er, zieht mich zu sich und küsst mich, bis ich keine Luft mehr kriege.
âSagst du das meinen Eltern?â, frage ich, als er mich wieder loslässt.
âWas?â
âDass ich kein Kind mehr bin?â
âWieso sollte ich?â
âNa, damit sie es wieder erlauben. Damit wir uns treffen dürfen und küssen und alles â¦â
âDas ist nicht nötig.
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