Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist
Sonne blendet mich und ich schlieÃe sekundenlang die Augen. Plötzlich knattert ein Roller auf uns zu und bremst. Ich höre sofort:
Es ist nicht der Wollschaf-Roller, zum Glück!
Pia und ich stehen nämlich ohne Deckung da.
Unmöglich, jetzt noch hinter den Haufen Bauschutt zu flüchten.
âHey!â, krächzt Pia da und hustet laut.
Ich öffne die Augen. Starre auf Helm, braun gebrannte Hände und Beine in Jeans.
Der Junge nimmt den Helm ab. Es ist Ali.
Und in diesem Moment schiebt Leander seinen Roller aus der Scheune. Sieht Ali und sieht uns.
âWas macht ihr zwei denn hier?â Ali lacht schallend. Leander stimmt ein.
âNachschauen, ob Leander schon tot ist!â, sagt Pia geistesgegenwärtig.
âOder grade mal noch so ein bisschen lebtâ, kreische ich und lache mit.
Ich bin so was von erleichtert!
âIhr seid ganz schön dreistâ, sagt Leander.
Und grinst.
âWollt ihr mit zum Sportplatz? Die Gelben spielen gleich gegen uns. Vereinsmannschaft.
Aufstiegsspielâ, sagt Ali.
âAber wir müssen sofort losâ, drängt Leander.
Keine Zeit, wir sind mit der Clique zur Gartenschau verabredet, will ich schon sagen.
Aber Pia ist schneller: âKlar, wir kommen und drücken euch die Daumen.â
âDann steigt mal hinten auf.â Ali winkt Pia zu.
Leander nickt mir zu und setzt seinen Helm auf.
In meinem Bauch kribbelt es. Doch blöderweise haben wir ja die Räder dabei!
Also radeln wir nur hinterher.
Es wird trotzdem genial. Ali steht im Tor.
Er hält die Bälle wie ein Bundesliga-Torwart.
Die Gelbhemden vom Nachbarort haben keine Chance. Gleich in der siebten Minute schieÃt Leander ein Tor. Dann verwarnt ihn der Schiedsrichter, weil er einen Gegner mit der Hand weggeschubst hat. Aber Leander macht auch das nächste Tor. Ich hab gar nicht gewusst, wie spannend FuÃball sein kann!
Es endet drei zu null für Leanders Mannschaft, die Kraniche Altheim.
Nach dem Schlusspfiff laufen wir mit den anderen Fans aufs Spielfeld.
Ali umarmt Pia und ich drücke den verschwitzten Leander.
Er mag es. Er küsst mich auf beide Wangen.
Als die anderen ihn beglückwünschen, behält er seinen Arm um meine Hüften.
Er lässt mich gar nicht mehr los und ich schwebe auf Wolke sieben.
Ali sagt, wir sollen warten, bis sie sich umgezogen haben. Dann können wir mit den Kranichen im Clubhaus Sieg und Aufstieg feiern.
Klar warten Pia und ich.
Und natürlich feiern wir. Leander trinkt viele Biere und murmelt in mein Haar, dass er total in mich verknallt ist.
Und abends beim groÃen Feuerwerk, mit dem die Gartenschau eröffnet wird, halten wir einander immer noch fest und brüllen OOOOH und AAAAH , als die Raketen in SträuÃen aus bunten Sternen über den Himmel zischen.
Und Leander drückt seine Lippen auf meine.
Mit der Zungenspitze streichelt er sie zärtlich.
Da öffne ich meinen Mund und wir küssen uns richtig. Es schmeckt wunderbar fruchtig wie Kirschen im Sommer frisch vom Baum.
Und die goldenen Sterne der Raketen rieseln mir vom Nacken bis in die Zehen.
6. Sommerferien
âUnd heute machen wir esâ, sage ich zu ihm.
Zwischen dem Feuerwerk und heute liegen fast die ganzen Sommerferien. Dreizehn freie Tage sind noch übrig, bevor das neue Schuljahr beginnt.
In den ersten drei Wochen waren Pia und ich beinahe jeden Tag am Baggersee.
Leander kam manchmal später dazu.
Er hat bei seinem Onkel in der Autowerkstatt gearbeitet und Geld verdient. Wenn er kam, sind wir schnell mit meinem gelben Badeboot rausgepaddelt und haben geknutscht und geküsst.
Dann kamen die grausam langen Tage, an denen ich es vor Sehnsucht nach Leander fast nicht ausgehalten habe. Und viele, superviele SMS von mir zu ihm.
Okay, nicht ganz so viele von ihm zu mir.
Meine Eltern und ich waren zweieinhalb Wochen lang auf Fuerteventura in einem Hotel, das wie eine orientalische Burg aussieht.
Mama nennt das maurischen Stil.
Ich hatte ein Zimmer mit Rundbogenfenster und breitem Mauersims. Von da aus konnte ich übers Meer gucken und die Palmen am Swimmingpool sehen.
Ich hab mir vorgestellt, dass Leander und ich hier Ferien machen. Und manchmal hab ich einen Jungen gesehen, der ähnlich aussah wie er.
Ich bin jedes Mal zusammengezuckt und mein Herz hat wie blöd gewummert. Natürlich war er es nie.
Wie auch!
Leander hat zu Hause immer noch Taschengeld verdient und seinen
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