Ihr wisst ja nicht, was Liebe ist
Ich bin sowieso bald weg.
Dann erledigt sich alles von selbst.â
âWas, weg?â Mein Herz klopft plötzlich wie verrückt.
âAch, komm. So eine Tour ist nichts für kleine verwöhnte Mädchen.â
âGrad hast du gesagt, ich wär kein kleines Mädchen für dich!â, rufe ich empört.
âWas gilt denn jetzt?â
âDass ich allein fahre.â Er steht auf.
âSei lieb und lass mich. Ich komm ja irgendwann wieder. Bis dahin haben sich deine Eltern dann beruhigt.â
Ich starre ihn entsetzt an.
âIst das dein Ernst?â
Leander nickt und schweigt.
Vor meinen Augen verschwimmt alles.
Ich fasse es einfach nicht!
Wie kann Leander mich so im Stich lassen?
Ich schnappe mein Rad. Weg. Nur weg!
10. Pia und das Internet
Und wohin? Am Himmel treiben schwarze Wolken.
Wind fährt in die Bäume.
Bloà nicht nach Hause.
Pia! Ich muss Pia alles erzählen.
Sie weià noch nicht, dass Leander bei mir übernachtet hat.
Dass meine Eltern deswegen stinksauer sind.
Dass ich Leander nicht mehr treffen darf.
Dass sie es mir total verboten haben.
Und behauptet, es gäbe sogar einen Paragrafen im Gesetzbuch dazu.
Pia muss alles wissen: dass mir ihr blödes Verbot schnurzegal ist. Und alle noch blöderen Paragrafen der Welt sowieso.
Aber dass es mir das Herz zerreiÃt. Denn Leander will ohne mich wegfahren!
Ich trample wie verrückt.
Ãber mir peitscht der Wind die Baumwipfel.
Dicke Tropfen platschen aufs Pflaster.
Es riecht staubig und würzig. Nach Sommerregen auf heiÃem Asphalt.
Dann platzen die Wolken. Es blitzt, es donnert und gieÃt. Wenn mich der Blitz erschlägt?
Das werden meine Eltern bereuen. Leander auch.
Wenn ich tot bin, wird es ihnen leidtun!
Das Gewitter ist genau über mir. Doch da erreiche ich die ersten Häuser der Siedlung.
Aus der StraÃe ist ein reiÃender Bach geworden.
Wasser gurgelt lehmgelb im Rinnstein.
Ich mittendurch. Das weiÃe Minikleid klebt auf meiner Haut. Regen rinnt mir aus den Haaren.
Klatschnass erreiche ich Pias Haus.
Sturmklingeln!
Ihr Papa öffnet, ihre Mama wickelt mich in ein groÃes Saunatuch, Pia rubbelt mich trocken und stopft mich in ihren flauschigen Bademantel. DrauÃen klatscht der Regen an die Fensterscheiben.
Ich zittere, schlottere, meine Zähne klappern.
Pias Mama bringt uns heiÃe Schokolade mit Sahne.
Ich schnuppere den süÃen Duft. Bin gerettet.
Ich erzähle.
Pia hört zu.
âOh je, du Arme!â, sagt sie mitleidig.
Ich kann kaum sprechen vor lauter Geschluchze.
Von Leander behauptet sie: âDer tickt nicht richtig!â Sie tippt sich wild an die Stirn.
âWas will er denn jetzt verreisen, wo die Schule bald wieder anfängt?â Dann drückt sie mich lange. âOb Eltern uns verbieten können, mit einem Jungen zusammen zu sein?
Das wüsste ich selber gern. Keine Ahnung!â
DrauÃen fegt der Sturm abgerissene Ãste ans Fenster. Doch das Gewitter grummelt schon weiter weg. Wir hocken stumm auf Pias Bett.
âInternet!â Pia lässt mich los und stürzt sich auf ihr Laptop. âWir schauen nach, ob das mit dem Paragrafen stimmt.â
Pia gibt âJugendschutzâ ein.
Die Suchmaschine spuckt zwar Paragrafen aus, aber da geht es nur darum, wie lange wir abends ausgehen und dass wir nicht rauchen dürfen.
Und keinen Alkohol ausgeschenkt bekommen.
Ãber das Liebesverbot zwischen Leander und mir finden wir nichts.
âForumâ, murmelt Pia, loggt sich ein und fragt unsere Freunde.
Carlo3 ist online und schreibt sofort zurück:
Der Paragraf heiÃt 176 oder 180, ich weià nicht genau, jedenfalls stellt das Strafgesetzbuch nur Sex mit abhängigen Minderjährigen unter Strafe.
Und nur, wenn der Erwachsene Zwang ausübt.
Das ist ja bei euch nicht der Fall!
Kitty weià es genauer:
Vorsicht, Leute!
Eure Eltern können euch den Umgang verbieten!
Vor allem, wenn du noch nicht 14Â J. alt bist!
Mist, das haben sie schon gemacht.
Sie haben mir verboten, Leander zu treffen.
Sie wollten es ihm höchstpersönlich sagen.
Damit er mir ab sofort aus dem Weg geht.
Aber muss ich mich dadran halten?
Wir fragen noch einmal rund: Können Eltern den 18-jährigen Freund anzeigen?
Darüber weià niemand so genau Bescheid.
Jens bringt das Stichwort âAnzeigendeliktâ auf.
Danach könnte ein Achtzehnjähriger angeblich bestraft
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