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Ihre Beiden Väter

Ihre Beiden Väter

Titel: Ihre Beiden Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ariel Tachna
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müssen und darauf zu bestehen. Die Firma musste ihm die freie Zeit geben – das wusste er noch aus der Zeit, als das Gesetz beschlossen wurde - aber offensichtlich wollten sie es ihm nicht so einfach machen.
    Schließlich erklärten sie sich bereit, den Papierkram an das Krankenhaus zu faxen, damit sie es ausfüllen konnten. Entweder er musste weiterarbeiten, bis das Ganze bearbeitet war oder Urlaub nehmen.
    „Gut“, blaffte Srikkanth. „Wenn das so ist, dann nehmen sie meinen Urlaub. Ich möchte einfach nur meine Tochter nach Hause holen.“
    Er widerstand dem Drang, das Telefon einfach hinzuknallen, nachdem er aufgelegt hatte und musste sich daran erinnern, dass die Frau nicht Schuld hatte an Jills Tod, der ihn in diese unerwartete Situation gebracht hatte. Hätte er das alles vorher gewusst, wenn sie ein Paar gewesen wären und er Monate zum Planen gehabt hätte, hätte er den Papierkram schon längst erledigt. Aber all das war nicht geplant.
    Er atmete tief durch, schloss seine Augen und rief sich Sophie ins Gedächtnis, wie sie am Morgen in seinen Armen geschlafen hatte. Allein das beruhigte seine Nerven. Erneut atmete er tief ein, öffnete die Augen wieder und ging nach unten, um zu sehen, ob Jaime Hilfe brauchte den Laufstall aufzubauen. Er hatte das Gefühl, sein Freund konnte das gebrauchen.
     
    Eine Stunde später, das Bett war endlich fertig aufgebaut, lehnte sich Srikkanth auf dem Boden sitzend gegen seine Matratze und grinste Jaime an. „Wir sind ein ziemlich gutes Team.“
    „Das sind wir.“ Jaime grinste zurück. “Jetzt müssen wir nur noch sehen, wie es geht, wenn Sophie tatsächlich hier ist und wir uns um mehr Sorgen müssen, als ein Bett zusammenzubauen. Das bedeutet, wir müssen herausfinden, wie das mit dem Autositz funktioniert. Solange wir den Sitz nicht eingebaut haben, kann sie nicht nach Hause.“
    Der Autositz war einfacher als das Bett. Mit einem Verriegelungs- System aus drei Druckknöpfen und zwei Gurten war er schnell in Srikkanths Auto befestigt.
    Srikkanth war versucht, ins Krankenhaus zu fahren, um Sophie zu sehen, auch wenn er wusste, dass es zu spät war sie nach Hause zu holen. Nach ein paar inneren Debatten entschied er sich, zu Hause zu bleiben, weiter auszupacken und alles zu arrangieren. Mit Jaimes Hilfe räumte er sein Bücherregal leer und packte die Bücher weg. So hatte er Platz für Sophies leere Fläschchen, ihre Windeltasche und den Rest ihrer Sachen. Als dann alles für ihre Ankunft so weit vorbereitet war, ging Jaime nach unten, um fern zu sehen. Srikkanth blieb alleine, starrte auf das Babybett und das Bücherregal und fragte sich abermals, wie sich sein Leben so verändern konnte.
    Mit dem Finger fuhr er über den Rand des Laufstalls und versuchte, sich das Baby, das er am Morgen in den Armen gehalten hatte, friedlich schlafend in dem Korbwagen vorzustellen. Das gelang ihm nicht wirklich. Er ging zu dem Regal, nahm eine der Rasseln, die Jaime für sie gekauft hatte. Versuchsweise schüttelte er sie, malte sich aus, wie ihre kleine Hand danach griff, sie schüttelte und der Raum sich mit ihrem Lachen erfüllte. Er wusste nicht viel über Babys, aber er wusste, dass er das nicht sofort erwarten konnte. Es würde nicht lange dauern, nur ein paar Monate, bevor sie sich mit der Welt beschäftigte, mit ihren Spielsachen spielte, sich an ihren Teddybär kuschelte. Srikkanth nahm ihn vom Regal und rieb den weichen Stoff über sein Gesicht. Tränen traten ihm in die Augen, als er an Jill und Sophie dachte. An all die Dinge, die er mit Sophie erleben würde und Jill  nicht mehr erleben konnte. Er wollte den Bär wieder zurück ins Regal setzen, konnte aber nicht loslassen.
    Du bist ein sentimentaler Dummkopf, schalt er sich selbst und drückte das Stofftier fest an sich, als er sich auf sein Bett setzte. Zum x-ten Mal versuchte er zu verarbeiten, was in den letzten drei Tagen passiert war. Sein Kummer würde sich nicht legen können, da er ahnte, dass heute Abend der Letzte sein würde, an dem er für längere Zeit Ruhe und Frieden haben würde. Am Morgen hatte er die Krankenschwestern beobachtet. Keinen Augenblick konnten sie sich setzen, da eines der Babys immer irgendetwas brauchte: ein Fläschchen, eine frische Windel, eine saubere Decke. Zugegeben, sie mussten sich um mehrere Babys gleichzeitig kümmern. Allerdings wussten sie, was sie taten. Srikkanth hatte nicht die leiseste Ahnung.
    Den Bär fest umklammernd lag er auf seinem Bett und starrte an die Decke.

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