Ihre Beiden Väter
tragen.“
„Ich hab ihr eigentlich nur Strampler gekauft“, gestand Srikkanth, erneut verunsichert.
„Das ist in Ordnung“, versicherte ihm die Schwester sofort. „Brauchen sie zwei Lagen, legen Sie einfach zwei Decken über ihren Strampler, dann hat sie auch drei Lagen. Oder drehen sie zu Hause die Heizung höher, so, dass es auch ihnen noch angenehm ist.“
„Wann kann ich sie mit nach draußen nehmen?“ Er wollte sich einfach nicht jedes Mal, wenn er Besorgungen erledigen musste oder mehr Windeln oder Milchpulver oder andere Sachen für sie benötigte, Jaime aufdrängen.
„Die Ärzte sagen normalerweise sechs Wochen“, meinte die Schwester, „aber ich bezweifle, dass irgendjemand so lange wartet. Möchten sie sie irgendwohin mitnehmen, denken sie bitte daran, dass sich das Risiko erhöht, sich mit Bakterien anzustecken, je mehr Kontakt sie zu anderen Personen hat. Nach ihrer ersten Impfung ist es dann nicht mehr so schlimm. Wenn sie Besuch bekommen, sorgen sie dafür, dass sich ihre Gäste die Hände gründlich waschen, bevor sie Sophie nehmen wollen. Sind ihre Gäste krank, sollten diese sie gar nicht halten.“
Srikkanth nickte, nicht erwähnend, dass sie eh niemand besuchen würde und seine Eltern in Indien waren. Freunde hatte er viele. Die meisten würde ein Baby jedoch nicht interessieren. Seine Kollegen wussten noch nicht einmal was von ihr, da er ja seine Vaterschaft nicht bekannt machen wollte. „Dann schätze ich, bin ich bereit, sie mit nach Hause zu nehmen.“
„Machen Sie, sobald Sie können, einen Termin bei einem Kinderarzt“, erinnerte ihn die Schwester noch. „Wenn Sie Fragen haben, ist das der richtige Ansprechpartner.“
„Vielen Dank.“ Etwas ungeschickt stand Srikkanth auf und jonglierte das noch ungewohnte Bündel in seinen Armen. „Für alles.“
„Keine Ursache“, lächelte die Schwester. „Eine der Freuden in meinem Beruf ist es, gesunde Babys mit ihren liebenden Eltern nach Hause gehen zu lassen. Was Sophie am meisten braucht, ist ihre Liebe und Aufmerksamkeit. Geben sie ihr das und alles andere wird gut.“
Srikkanth blickte in Sophies schlafendes Gesicht und wusste, dass er damit keine Probleme haben würde.
Kapitel 5
Srikkanth parkte das Auto in der Einfahrt vor der Wohnung und atmete tief durch, bevor er ausstieg und die hintere Tür öffnete. Ehe er den Sitz aus der Halterung hob, vergewisserte er sich, dass Sophie gut in ihre Decke gewickelt war. Dann nahm er sie mit nach oben, stellte den Sitz ab und holte sie umständlich heraus. Sie wand sich ein wenig, als er den Gurt löste und herum tastete, um ihren Kopf zu stützen. Immer wieder sagte er sich, dass es mit etwas Übung schon einfacher werden würde. Außerdem würde sie bald lernen, ihren Kopf selbst zu halten. Trotzdem befürchtete er immer noch, ihr wehzutun. Es schien aber, als hätte er sie nicht allzu sehr gestört, denn in seinen Armen beruhigte sie sich schnell wieder. Nicht mal ihre Augenlider flatterten.
Sein knurrender Magen unterbrach seine Gedanken. Einen Moment überlegte er, ob er sie mitnehmen sollte, während er sich etwas zu essen machte. Allerdings war er sich nicht sicher, wie er beides schaffen sollte. Und der Korbwagen war hier. Vorsichtig legte er sie hinein, deckte sie mit einer leichten Decke zu und schlüpfte aus dem Zimmer. Ihm gelang es, lange genug unten zu bleiben, um sich ein Tiefkühlgericht warm zu machen. Davon aß er jedoch nur die Hälfte. Das Bedürfnis, nach Sophie zu sehen, war einfach zu groß. Er nahm seinen Teller mit nach oben und balancierte ihn auf seinen Knien. Die ganze Zeit klebten seine Augen an Sophie. Er musste sie einfach ansehen. Da machte es auch nichts, dass sie sich kaum bewegte.
Nach dem Essen blieb er so sitzen. Den Teller vergessend, beobachtete er ihren Schlaf, bis er ebenfalls einnickte. Scheppernd fiel der Teller zu Boden. Der Lärm weckte sie beide auf. Aus ihrem erholsamen Schlaf gerissen jammerte Sophie unglücklich. Sofort sprang Srikkanth auf, um sie zu beruhigen. In seinen Armen wurde sie auch wirklich wieder ruhiger, wenn auch quengeliger als sonst.
Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es fast Zeit für ihr Essen war. Mit Sophie und einer Flasche der vorgemischten Säuglingsnahrung ging er nach unten, um sie zu erwärmen. Während sie darauf warteten, dass der Fläschchenwärmer seine Arbeit tat, wurde Sophie unruhig. Ihm fiel ein, Jaime eine SMS zu schicken, ob er neue Babynahrung holen könnte. Er musste allerdings
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