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Ihre Beiden Väter

Ihre Beiden Väter

Titel: Ihre Beiden Väter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ariel Tachna
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wie Alvaro reagieren würde. Er jedenfalls blinzelte nicht einmal, sondern ließ sie auf seinem Schoß auf und ab hüpfen. Seine Miene wechselte von seinem vorherigen strengen Ausdruck zu einem freudigen Entzücken, als Sophie lachte und klatschte.
    „Siehst du?“, murmelte Srikkanth, nachdem die Spannung im Zimmer plötzlich einige Grad nachließ. „Ich sagte ja, dass Sophie uns den Weg ebnen wird.“
    Jaime lachte leise. „Du bist brillant.“
    Langsam kehrten die Gespräche auf ein normales Niveau zurück. Die Familie brachte sich auf den neuesten Stand, was in der letzten Woche so los war. Die Geräusche wirbelten um Srikkanth herum, das Meiste war auf Spanisch. Er hatte das Gefühl, die Sprache gezwungenermaßen schnell zu lernen. Ein klein wenig zog er sich zurück und beobachtete, wie Jaime langsam wieder in den Kreis seiner Familie gezogen wurde. Anfangs war es schwierig, doch das waren Jaimes Brüder und Schwestern. Offensichtlich war diese Familie eng miteinander verbunden. Während sich die Gespräche fortsetzten, konnte er sehen, wie die Unbeholfenheit verschwand. Als Alvaro aufstand, spannte er sich erneut an. Sophie saß auf seiner Hüfte, doch Alvaro balancierte sie einfach und klopfte Srikkanth auf die Schulter.
    „Deine Tochter ist wunderschön“, sagte Alvaro und stellte sich neben Srikkanth. „Du kannst glücklich sein, sie zu haben.“
    „Das bin ich auch“, pflichtete er ihm bei und erinnerte sich daran, wie nah dran er gewesen war, sie wegzugeben. „Es tut mir leid, dass ihre Mutter gestorben ist, aber nicht, dass ich sie habe.“
    „Das hat Jaime nicht erklärt. Du bist ... wie er, sí ? Dennoch hast du eine Tochter.“
    Srikkanth lachte. „Ja, ich bin schwul wie Jaime. Sophies Mutter, Jill, war meine beste Freundin.     
    Als sie ein Baby wollte, bin ich mit ihr in eine Fertilitätsklinik gegangen. Bei Sophies Geburt ist sie gestorben und ich hatte plötzlich eine Tochter.“
    Alvaro nickte. „Dann bist du ein viel beschäftigter Mann. Was machst du mit ihr, wenn du bei der Arbeit bist?“
    „Die meiste Zeit arbeite ich von zu Hause aus“, erklärte Srikkanth, „damit ich gleichzeitig auf Sophie aufpassen kann. Jaime hat seinen Dienstplan so umgestellt, dass er montags daheim sein kann, wenn ich ins Büro muss. Es ist nicht ideal, da es bedeutet, dass er samstags arbeiten muss. Aber besser so, als wäre sie in der Kita und könnte sie den ganzen Tag nicht sehen.“
    „Lange wird das nicht mehr gehen“, warnte Alvaro. „Ich habe keine Kinder, aber jüngere Geschwister. In einem Monat wird Sophie nicht mehr da bleiben, wo du sie hinsetzt. Wenn ihr jemanden braucht, der tagsüber auf sie aufpasst, ruft Mamá oder Paula an. Sie arbeiten nicht und wären froh, ein Baby im Haus zu haben.“
    „Ich kann mich nicht so aufdrängen“, protestierte Srikkanth.
    Alvaro zuckte mit den Schultern. „Es ist kein Aufdrängen, wenn es Familie ist.“
    „Dinner!“, rief Señora Frias aus der Küche.
    „Ich nehme sie“, bot Srikkanth an.
    Alvaro lachte. „Wir sind Experten im Essen und gleichzeitig Babys zu halten. Wir reichen sie einfach am Tisch weiter.“
    Sie gingen in das Esszimmer, wo der riesige Tisch unter all dem Essen ächzte. Srikkanth zählte mindestens zwölf verschiedene Platten: Tamales, Bohnen, Tortillas, eine Art Hähnchen und mehrere Gerichte, die er nicht identifizieren konnte. Alles duftete herrlich.
    „Die Enchiladas wirst du nicht mögen“, murmelte Jaime an Srikkanths Seite, „aber ich denke, das ist das Einzige mit Rind.“
    „Danke“, erwiderte Srikkanth leise.  Zwar hielt er sich nicht so strikt an seine Ernährungsvorschriften, sehr zum Missfallen seiner Eltern, doch Rindfleisch schmeckte ihm bis heute nicht.
    Die Familie begann, die Speisen herumzureichen. Die Gespräche setzten sich unvermindert fort, nur jetzt auf Englisch. Srikkanth fragte sich, ob das bedeutete, dass er akzeptiert wurde.
    „Wo arbeitest du eigentlich?“, wollte Luis von ihm wissen.
    „Ich bin Web-Designer“, erklärte Srikkanth. „Die Firma hat alle möglichen ortsansässigen Geschäfte unter Vertrag, um deren Webseiten zu designen und instand zu halten. Momentan arbeite ich an einer Neugestaltung für The Corkscrew.“
    „Ich liebe diesen Laden“, rief Paula aus. „Mindestens einmal im Monat kaufe ich dort ein.“
    „Nach diesem Monat kannst du online bestellen und wenn du kommst und es abholst, ist alles schon eingepackt“, vertraute Srikkanth ihr an. „Das ist

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