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Ihre Leidenschaft

Ihre Leidenschaft

Titel: Ihre Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Véronique Olmi
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niederdrückt, sie sitzt auf der Rückbank des Mercedes, sie weiß nicht mehr, welcher es war, die Cousine wechselte so oft, aber immer schwarz, das war vornehmer, immer neue Kinkerlitzchen am Armaturenbrett, auf die ihr Mann so stolz war; aber an diesem Tag fährt nicht der Mann, sondern der Chauffeur. Sie sitzt hinten, er trägt weder Mütze noch Uniform, das würde nach neureich aussehen, hellbraunes Leder, bearbeitetes, gegerbtes Leder auf den Sitzen und der riesigen Armlehne, diese Armlehne fasziniert sie, so viel verschwendeter Platz … (Im Auto ihres Vaters sind sie so viele, die Kleineren auf dem Schoß der Größeren, die Größeren dicht aneinandergepresst, und der ewige Witz des Vaters, wenn sie an der Ampel stehen und die Leute in den Autos neben ihnen sie immer wieder zu zählen versuchen, der Vater dreht seine Scheibe runter und sagt zu ihnen: »Dabei haben wir die Zwillinge zu Hause gelassen!«, dann dreht er die Scheibe wieder hoch und sagt zur Mutter: »Das stimmt, ich hätte gern Zwillinge!«). Aber im Mercedes der Cousine diese riesige Armlehne zwischen den beiden Hintersitzen, Platz für drei Geschwister, mindestens … und plötzlich die Scham. Die Scham an diesem Tag in der Straße, an der gearbeitet wird. Der schwarze Mercedes, das einzige Auto in der Straße. Steckt fest. Und der arabische Arbeiter, seine großen, abgearbeiteten Hände an der Schaufel, und die Scheibe des Chauffeurs, die langsam, elegant heruntergleitet, und ohne Vorwarnung, ohne Vorspiel die Beschimpfungen, das Geschrei des Chauffeurs, damit der Arbeiter Platz macht. Und der Arbeiter macht Platz. Sofort. Schweigend. Er räumt sich zur Seite, und der Mercedes fährt an ihm vorbei, in Zeitlupe, das gedämpfte Geräusch der Räder auf dem lockeren Schotter, und Hélène sieht den Blick des Arbeiters auf sich ruhen, ohne Hass, ohne Auflehnung, ohne Gefühl. Eine Ruhe, eine Resignation, die nichts verlangt, obwohl sie ihm doch sagen möchte, dass sie in diesem Auto nichts zu suchen hat, sie ist nicht reich, sie ist nur ein Fahrgast, ein Fährgast des Geldes.
    Aber der Mercedes ist vorbeigefahren.
    Der Arbeiter wird niemals die Wahrheit erfahren.
    Zu spät.

 
     
     
     
    P ATRICKS L ACHEN BEDEUTETE das Irreparable.
    Hélène schloss die Augen. Ein letztes Mal erinnern. Ein letztes Mal verschmelzen. In Gedanken streichelte sie den Körper des Geliebten, von den Zehen bis zum Scheitel, jede Parzelle seines göttlichen Körpers, Füße, Beine, Geschlecht, Bauch, Schultern, Arme, Hände, das wunderbare Gesicht, ihre Lippen auf den geschlossenen Lidern, ihre Finger auf den geschwungenen Brauen, ihre Zunge an seiner Zunge, ihre Wange an seiner Wange, ihre Zuflucht, ihre Liebe, ihr Geliebter, der sie mit ihrer Inbrunst, ihrem Kummer, ihren Ausbrüchen, ihren Fehlern genommen hatte, der ihr früheres Leben, ihr Chaos, ihre Fehler akzeptiert hatte, ihr Geliebter seit Urzeiten, ihre gestohlenen, ihre verhohlenen Küsse, auf Zehenspitzen, von den Fingerspitzen, die schüchternen Küsse der Vergebung, die wortlosen Küsse des Morgenkaffees, die riskanten Küsse im Auto, auf den Fußgängerübergängen, die tiefgründigen Küsse neu aufflammender Leidenschaft, all das nie mehr, diese Liebe am helllichten Tag, nie mehr ihre Küsse am helllichten Tag, nicht mal mehr ihre Küsse in der Nacht, er in ihr, auf ihr, die langsamen Bewegungen seiner Hüften und ihre warmen Lippen, die gehauchten Küsse und die kleinen Seufzer, langsam, regelmäßig, nie mehr die Vielfalt der Umarmungen, die unendliche Palette ihrer Umarmungen, die gemeinsame Müdigkeit, das Verlangen, die Faulheit, die Lust in diesen Armen, nie mehr.
    Es war vorbei.
    Es würde vorbeigehen.
     
    Hélène sah auf die weiße, ungerührte Wand vor sich, Gleichgültigkeit einer Wand, die niemandem gehört, kein Foto, kein Spiegel, man konnte sich in diesem Zimmer nicht wiedererkennen, konnte in diesem Zimmer nicht träumen, höchstens dem Leben ins Gesicht sehen: Der Mann ihres Lebens hatte sie nicht erwählt, der Mann ihres Lebens hatte ein anderes Leben, erfüllter, teurer, ein Leben als Patriarch, als schuldiger Ehemann, als Ehemann mit Scheckkarte, aber er täuschte sich.
    Er gehörte ihr!
    Allzu sehr hatten sie Tage und Nächte vermischt, die Finsternis bekämpft, Handfläche an Handfläche geschweißt, das Blut am Blut des anderen erwärmt, das befleckte Blut in ihr durch sein Geschlecht gereinigt und versöhnt, dieser Mann war in ihr, und sie allein wusste es.
     
    Und auf der

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