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Ihre Leidenschaft

Ihre Leidenschaft

Titel: Ihre Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Véronique Olmi
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verdienen. Die Tränen der Mutter zum Schulbeginn wegen der Karies des einen, der Kurzsichtigkeit des anderen … und Hélènes Koffer.
    Perpignan Paris
    Perpignan Orly
    Wiedersehen mit der Schäferin auf dem bedruckten Stoff am Kopfende, die lächelnd darauf wartet, dass der kleine Marquis ihr den Ring an den Finger steckt, um sie endlich aus dem Elend zu holen.
    Perpignan Paris
    Perpignan Orly
    Wiedersehen mit dem Schaukelpferd, den Spielsachen und den sündigen Empfindungen.
    Perpignan Orly
    Damals wurden die Flugtickets an Bord kontrolliert, man musste sie bei der Stewardess vorzeigen, die sich wie ein kleiner Marquis verbeugte, und Hélène reichte ihr von der Höhe ihrer drei Jahre herab immer die richtigen Papiere, da lächelte die Stewardess und sagte: »Sehr gut, du irrst dich nicht«, und Hélène antwortete: »Nein, Madame, ich irre mich nie.«
    Perpignan Orly
    Die Stewardess sah so nett und hübsch aus, Hélène sagte: »Wenn ich groß bin, werde ich Stewardess«, und der Cousin hatte protestiert: »Stewardessen sind Dienstmädchen«, und er wusste, wovon er sprach, denn er verbrachte sein Leben auf Flughäfen, immer die Zeitverschiebungen, der zollfreie Whisky und die Zigarettenstangen, Stewardessen waren wie Dienstmädchen, Hélène hatte Dienstmädchenträume.
     
    Irgendwelche Leute stritten sich auf dem Gang. Hélène verstand nichts, hörte die Wut, den unterdrückten Ärger, die Beherrschung, die kultivierte Verzweiflung, man brüllt nicht in der Öffentlichkeit, man lässt es nicht alle im Hotel hören, Verpiss dich! Was? Wiederhol das noch mal! Was hast du da gesagt? Armes Schwein! Ich warne dich, das ist das letzte Mal! Du hast es gewagt! Das hast du dich getraut? Ich hatte dich gewarnt, Pech gehabt! Lass mich los! Lass mich los, sage ich!
     
    Nein, also wirklich …
     
    Nein, also wirklich, jeder sein Leben mit seinen Päckchen von verborgenen Tränen überall im Körper. Manchmal weint man. Manchmal fällt man. Manchmal Krebs. Depression. Schwer zu sagen, wann das Päckchen explodieren wird. Der Mann ihres Lebens hatte so laut gelacht, das Echo seines Lachens hatte den schlafenden Kummer geweckt, jedes Lachen seit der Kindheit, die Verachtung, die bösen Überraschungen, die Herablassung, das Schulterzucken, die angewiderte Miene. Was? Diese Frau? Wie viel? Wie viel zahlst du für diese Frau?
     
    Für Patrick hätte sie alles gegeben. Er sagte zu ihr: »Du bist eine schöne Geliebte«, sie antwortete, das sei noch gar nichts, wenn er mit ihr käme, richtig, ganz und gar mit ihr, dann würde er sehen, wie sie ihn lieben würde, sie fühlte sich wie ein gefesseltes Tier und wollte doch mit ihm rennen, es war so groß, es gehörte ihnen, sie würden staunen über so viel Glück, es würde ihnen den Atem rauben, das Glück des Lebens zu zweit, es war möglich, das wusste sie jetzt, jetzt, wo sie erlebte, dass sie zum ersten Mal verliebt war, er war ihre erste Liebe, so viele Liebhaber vor ihm, Illusion eines Paares, Zusammensein, ohne etwas zu stören, ein unbewegliches, braves Leben, Rendezvous, zerwühlte Betten, und trotzdem zerreißt der Himmel nie.
    Aber Patrick, ihre erste Liebe, ihre schönste Liebesgeschichte, das Lachen des Mannes ihres Lebens, sein Lachen über Arsenal, Île Saint-Louis, Eglise Saint Gervais, Sélect, sein Lachen über die Boote, von denen sie geträumt hatten, die Ufer unter dem Pont Marie, die kleine Bank neben der Weide, das schräge Licht, über die kleine Schwester Jesu, die das Gewölbe fegte, den Whisky ohne Eis und die Austern, die er ihr zubereitet; er hatte über ihre Orte gelacht, er hatte ihre Schritte in Paris ausgelöscht, er hatte ihre Liebesgesten vergessen, sie hatten nackt aneinandergeschmiegt im Badezimmer getanzt, er hatte sie auf seinem Schoß gewiegt wie ein Kind, ihr Kopf an seinem Hals, er hatte sie in seinen Armen getragen und vor Glück herumgewirbelt, er hatte sie massiert, er hatte sie geleckt, er hatte sie ausgezogen, er hatte sie getröstet, er hatte sie gebeten zu singen, an ihn gekuschelt, in der Dunkelheit, sie hatten ihre Taufmedaillons und ihren Glauben ausgetauscht, er hatte mit ihr ihre neuen Kleider ausgesucht, sie hatte für ihn Gemälde gekauft, Ateliers entdeckt, unbekannte Künstler, die von ihnen sprachen, denn das Leben sah man durch sie, sie waren auf der Welt, und die Welt hatte sich auf sie vorbereitet.
     
    Er hatte darüber gelacht.
     
    Unmöglich, es rückgängig zu machen, die Grausamkeit auszulöschen. Unmöglich,

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