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Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Titel: Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Bengtsson
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staatlichen Medien. Man bezeichnete sie als Spionin und Hure, die sich an einen Ausländer verkauft habe. Ziel der Aktionen war es, eine aggressive Gegenreaktion zu provozieren.
    Parallel hierzu hatte die SPDC die Tür zu einem weiteren Dialog wieder verschlossen. Das ganze zweite Halbjahr 2002 wartete Aung San Suu Kyi auf eine Einladung zu ernsthaften politischen Verhandlungen, aber nichts geschah.
    Vieles deutet darauf hin, dass die unklare Haltung der Junta auf einem internen Konflikt beruhte. Trotz seiner skrupellosen und extrem brutalen Methoden war Khin Nyunt ein pragmatischer Politiker. Er wusste, dass das Militärregime früher oder später fallen würde, die Frage war nur, wann genau und auf welche Weise. Würde sich der Übergang zu einem anderen System friedlich vollziehen oder würde es so wie in Rumänien enden? Würde das Volk seine Unterdrücker am nächsten Laternenmast aufhängen? Niemand weiß, wie die Pläne eigentlich aussahen, und vielleicht spielte Khin Nyunt das gleiche Doppelspiel wie alle anderen. Möglicherweise sah er sich auch in seiner Macht bedroht, nachdem sein Mentor, der alte Diktator Ne Win, öffentlich erniedrigt und durch den Schmutz gezogen worden war. Viele in Burma gingen davon aus, dass er das Land auch nach seinem formellen Abgang im Jahr 1988 aus den Kulissen heraus lenkte. Im März 2002 allerdings ließ die Junta verlauten, dass Ne Win unter Hausarrest gestellt worden war und man viele seiner Verwandten verhaftet hatte. Die Anklage warf ihnen vor, einen Putsch gegen die Junta geplant zu haben. Ne Win starb im Dezember 2002, noch während er unter Hausarrest stand. Die staatlichen Zeitungen erwähnten seinen Tod mit keinem Wort.
    Unklar ist, wie das Verhältnis zwischen Khin Nyunt und Ne Win zu diesem Zeitpunkt aussah, aber es ist durchaus denkbar, dass Khin Nyunt in den Gesprächen mit Suu Kyi nach einer Exit-Strategie suchte.
    Die beiden anderen einflussreichen Figuren der Junta, Than Shwe und Maung Aye, waren gänzlich anderer Auffassung. Im Grunde genommen befürworteten sie eine weitere Bekämpfung der Demokratiebewegung mit Mitteln der Gewalt und setzten sich für eine fortgesetzte Isolation Aung San Suu Kyis ein.
    Am Nachmittag des 29. Mai 2003 traf Khin Nyunt mit einem ausländischen Diplomaten zusammen. Nachdem sie einige Minuten miteinander gesprochen hatten, klingelte plötzlich Khin Nyunts Mobiltelefon. Er warf einen Blick auf das Display und nahm das Gespräch an.
    »Er wurde völlig blass«, erzählte der Diplomat, »und nachdem er aufgelegt hatte, saß er eine gute Minute schweigend da. Danach entschuldigte er sich und verließ den Raum.«
    Khin Nyunt hatte soeben erfahren, dass Aung San Suu Kyi umgebracht werden sollte.
    Die Nacht zum 30. Mai hatten Suu Kyi und ihre Begleiter im Haus eines NLD -Anhängers in der Stadt Monywa verbracht, einige Kilometer westlich von Mandalay. Sie waren auf einer Rundfahrt durch Zentralburma und hatten noch einige Stationen vor sich, bevor die Reise wieder zurück nach Rangun führen sollte. Einige Tage vor ihrer Abreise hatte Suu Kyi ein Gespräch mit einem guten Bekannten geführt. Er hatte sich über den Mangel eines konkreten politischen Programms beschwert. Wenn sie es mit der neuen politischen Freiheit ernst meinten, dann müssten sie sich viel klarer zu Fragen der Bildungs- und Sozialpolitik sowie anderen Themen äußern, deren Handhabung durch die Junta sie selbst kritisierten. »Du hast recht«, hatte Suu Kyi erwidert. Nach ihrer Reise wollte sie daher eine Gruppe von Leuten zusammenstellen und die Richtlinien eines deutlicheren politischen Programms erarbeiten.
    Am Morgen des 30. Mai weihte sie ein neues NLD -Büro in Monywa ein und traf danach mit einer Gruppe von Jugendlichen zusammen, die eine lokale Jugendorganisation aufbauen wollten. Gegen zehn Uhr verließen die fünf vollbesetzten Fahrzeuge Monywa wieder, um weiter in Richtung Norden zu fahren. Im ersten Wagen saßen ein Fahrer, Aung San Suu Kyi und einige NLD -Aktivisten der lokalen Parteisektion. Im vierten Wagen saßen ein paar junge NLD -Aktivisten, die auch als Suu Kyis Leibwächter fungierten. U Tin Oo, der alternde Vizevorsitzende der Partei, wurde am Ende der Karawane in einem Minibus chauffiert, und dahinter hatte sich eine ganze Wagenfolge aus Parteianhängern gebildet, welche sich entschieden hatte, ihnen zu folgen.
    Nach einigen Kilometern kamen sie zu einem Dorf. Die ganze Gesellschaft hielt an, um ein weiteres NLD -Büro zu eröffnen und sich mit

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