Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi
Druck von außen verstärkt, wenn auch vorerst nur minimal. Die USA hatten eine Verbot für Neuinvestitionen in Burma ausgesprochen, und es war die Rede von verschärften Sanktionen seitens der EU , wenngleich sich dies nicht auf Waren bezog, die für den burmesischen Export von Bedeutung waren. Darüber hinaus hatte die International Labour Organization (ILO), ein Organ der UN, Burma für die systematische Anwendung von Zwangsarbeit hart kritisiert. Die ILO hatte errechnet, dass ungefähr 800 000 Menschen zu unbezahlter Arbeit im Straßenbau, beim Bau von Schulen oder als Träger in der Armee verdammt waren. Zu früheren Zeiten hatte die Junta solche Kritik immer zurückgewiesen und behauptet, es sei eine asiatische Tradition, dass Menschen ohne Bezahlung für ihre Regierung arbeiteten. Dieses Mal jedoch forderte die ILO all ihre Mitgliedsorganisationen, darunter Staaten, Unternehmen und Gewerkschaften, auf, die Handelsbeziehungen mit Burma einzustellen, wenn sich die Situation nicht verbesserte.
Im Dezember 1999 verabschiedete die UN-Generalversammlung eine weitere Resolution (54/186), die von Burma die Einhaltung der grundlegenden UN-Prinzipien hinsichtlich der Menschenrechte forderte. Das Dokument war für eine diplomatische Note ungewöhnlich scharf formuliert. Es verlangte, dass die Junta einen Dialog mit Aung San Suu Kyi und den Vertretern der ethnischen Minderheiten einleitete. Das Wahlergebnis von 1990 sollte respektiert und die Macht sukzessive auf eine dem Wahlergebnis entsprechend zusammengesetzte Regierung übertragen werden. Die Resolution verlangte zudem ein Ende der Übergriffe gegen die ethnischen Minderheiten, der Zwangsarbeit und des Einsatzes von Kindersoldaten.
Eine andere Erklärung für den Verhandlungswillen der Junta war möglicherweise die Ernennung des Malaysiers Razali Ismail zum UN-Sondergesandten für Burma im April 2000. Razali hatte jahrzehntelang als Diplomat gearbeitet, war Botschafter Malaysias in Indien gewesen und hatte verschiedene Delegationen seines Landes bei der ASEAN und der UN vertreten. In den 1990er Jahren hatte er für eine Zeitlang auch als Vorsitzender der UN-Generalversammlung gedient. Malaysias Regierung hatte immer über gute Beziehungen zur Militärjunta in Burma verfügt.
Razali schien Khin Nyunt von der Notwendigkeit eines Dialogs überzeugt zu haben. Eine Aung San Suu Kyi nahestehende Person berichtete, dass sie mit Khin Nyunt Einigkeit über einen langfristigen Fahrplan erzielte, der unter anderem beinhaltete, dass die NLD ihre Plätze im nationalen Konvent wieder einnehmen sollte. Noch während der Gespräche wurden 244 NLD -Aktivisten aus dem Gefängnis entlassen, darunter 54 Abgeordnete, die 1990 ins Parlament gewählt worden waren.
Die meisten Burma-Kenner waren dennoch weiter skeptisch.
»Die Junta redet mit Aung San Suu Kyi, um sich Zeit zu kaufen«, sagte Aung Zaw, Chefredakteur der in Thailand herausgegebenen Zeitung
The Irrawaddy
. »Zeit, um mehr Waffen zu kaufen und bei den Burmesen weitere falsche Hoffnungen auf politische Reformen zu wecken.«
Am 6. Mai wurde Aung San Suu Kyi freigelassen. Auf den Fernsehbildern vom ersten Tag in Freiheit sieht sie verhärmt und müde aus. Auf dem Weg zum Hauptquartier der NLD wird sie durch eine Menschenmenge geschleust und scheint einmal beinahe hinzufallen.
Aber genau wie nach dem ersten Hausarrest raffte sie sich wieder auf und konnte schnell mit ihrer Aufgabe, die Demokratiebewegung zu restaurieren, fortfahren. Ein Regierungssprecher sagte, dass sie nun »frei ist, ihre politischen Pflichten auszuüben, auch was ihre eigene Partei NLD betrifft. Heute wenden wir das Blatt und schreiben ein neues Kapitel für das Volk in Myanmar und für unsere Beziehungen zur internationalen Gemeinschaft. Es führt kein Weg zurück.«
Überall auf der Welt verbreiteten die Massenmedien die Nachricht, dass der politische Stillstand in Burma überwunden schien. »Dies ist der erste entscheidende Schritt, den die Junta seit vielen Jahren gegangen ist«, sagte der Exilburmese und Gründer der Organisation Free Burma Coalition, Dr. Zarni.
Doch nicht alle dachten so positiv. Aung Din, der fünf Jahre im Gefängnis gesessen hatte, weil er den Studentenaufstand von 1988 mit angeführt hatte, verwies darauf, dass die Junta bisher noch keine Zugeständnisse gemacht hatte, die ihre eigene Macht einschränkten. Zwar waren ein paar politische Gefangene freigelassen worden, konnten aber jederzeit wieder verhaftet werden, wenn es die
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