Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi
Verbindungen mit den Machthabern in Peking bedacht war.
Ob seine Absicht, die Wirtschaft für chinesische Unternehmen zu öffnen, den Ausschlag gegeben hatte, oder ob es an seinen Kontakten zu Razali oder womöglich an seiner Kompromissbereitschaft im Hinblick auf Aung San Suu Kyi gelegen hatte, lässt sich unmöglich klären, aber Mitte Oktober 2004 wurde Khin Nyunt als Premierminister abgesetzt. In der Presse hieß es, er sei aus »gesundheitlichen Gründen« zurückgetreten. Er verschwand spurlos, und einige Monate später kursierte das Gerücht, dass er in ein Hochsicherheitsgefängnis auf Coco Island im Indischen Ozean gebracht worden wäre. Parallel zu seiner Absetzung wurden über 2 000 seiner loyalsten Mitarbeiter im militärischen Sicherheitsdienst verabschiedet oder ins Gefängnis geworfen. Als ich 2005 nach Burma flog, um Recherchen für mein Buch
Granatklockorna i Myitkyina
durchzuführen, traf ich auf einige Polit-Aktivisten, die mit einer Portion Galgenhumor erklärten, der Sicherheitsapparat sei nach Khin Nyunts Fall »härter, aber auch dümmer« geworden.
»Zum Teil stimmt das noch immer«, sagte Zaw Zaw, als wir uns auf Plastikstühlen niederließen und grünen chinesischen Tee bestellten. »Aber eben nur teilweise. Than Shwe hat die Überwachung verschärft und die Menschen haben heute mehr Angst. Die USDA fungiert zunehmend als Sicherheitsdienst, und nach den großen Protesten 2007 sind die Kontrollen besonders streng geworden. Die Leute von der USDA sollen jetzt auch noch Dorfvorsteher werden und überall im Land Büros erhalten. Die USDA wird mehr und mehr zu Burmas neuem totalitärem Machtzentrum.«
Um ihre neue Machtposition zu festigen, wurde die USDA einige Monate nach meiner Begegnung mit Zaw Zaw in die »Partei der Junta«, USDP , verwandelt und konnte bei der Wahl im November desselben Jahres einen Erdrutschsieg verbuchen. Die USDP verfügt über eine solide Mehrheit im neugewählten Parlament. Die wenigen Demokratieverfechter, die seit Aung San Suu Kyis Freilassung gewählt wurden, konnten das Kräfteverhältnis in keiner Weise verändern.
Zaw Zaw war früher ein Mitglied der NLD -Jugendorganisation. Ende der 1990er Jahre, als Aung San Suu Kyi sich frei bewegen konnte, hatte er eine Zeitlang mit ein paar anderen NLD -Aktivisten in einem der Häuser in der University Avenue gewohnt. Um ein politisches Engagement der Jugend zu unterbinden, hatte die Junta 1996 alle Universitäten geschlossen und erst vier Jahre später wieder geöffnet. Doch die Absicht, einen neuen Studentenaufstand zu verhindern, führte zu einem gegenteiligen Effekt. Eine ganze Generation von Akademikern wurde arbeitslos und hatte genügend Zeit, sich in der Demokratiebewegung zu engagieren. Auch Zaw Zaw war weiter aktiv, und während Aung San Suu Kyis Rundreisen in den Jahren 2002 und 2003 setzte er sich stark für den Aufbau neuer NLD -Sektionen ein.
Nun erzählte Zaw Zaw, dass er müde geworden sei. Nicht im Hinblick auf Suu Kyi, die er immer noch sehr unterstützte, aber hinsichtlich der restlichen NLD -Führung.
»Sie sind alt und haben Angst und wagen nichts«, sagte er und nahm einen Schluck Tee. »Als die Proteste der Mönche im September 2007 begannen, warteten alle darauf, dass die NLD die Führung übernehmen würde. Aber nichts dergleichen geschah. Stattdessen forderte man die Menschen auf, sich ruhig zu verhalten und nicht zu demonstrieren. Dem Aufstand fehlte also eine politische Spitze, und so fiel es der Junta leicht, die Demonstrationen zu unterdrücken.«
Zaw Zaws mitunter ironisches Lachen und sein intensiver Blick ließen mich bei unserem Gespräch unwillkürlich an Aung San denken. Ähnlich mussten auch die jungen Nationalisten in den 1930er Jahren gearbeitet haben. Immer zu hundert Prozent auf die Aufgabe konzentriert und unzufrieden mit den »Alten« der Bewegung.
Für alle, die die Ereignisse in Burma über die Jahre hinweg verfolgt hatten, kamen die Demonstrationen 2007 zum Teil recht überraschend. Es war allgemein bekannt, dass das burmesische Volk sein Regime hasste. Die Armut hatte die Unzufriedenheit sogar noch verstärkt. Aber nichts wies eigentlich darauf hin, dass erneut so viele Menschen bereit waren, eine offene Konfrontation mit der Junta zu suchen. Seit den großen Protesten im Jahr 1988 waren 19 Jahre vergangen; Aung San Suu Kyi war seit 2003 von der Öffentlichkeit ferngehalten worden.
Dies hatte wiederum dazu geführt, dass das internationale Interesse an Burma
Weitere Kostenlose Bücher