Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi
verblasste. Ein kurzer Blick auf die internationalen englischsprachigen Zeitungen zeigt, dass die Anzahl der Artikel über Burma zwischen 2003 und 2007 dramatisch abnahm. Die ethnischen Säuberungen und die Übergriffe in den burmesischen Grenzgebieten waren für die westliche Presse nicht interessant genug. Die Devise lautete: Aung San Suu Kyi oder gar nichts.
Parallel dazu schien es, als hätte die Kampagne für Menschenrechte, die in den 1990er Jahren so furios gestartet war, all ihre Antriebskraft verloren. Auf konkrete und brutale Weise bewies Burma zu jener Zeit, dass die abgegebenen Versprechen im Hinblick auf eine sich immer weiter demokratisierende Welt nicht automatisch eingelöst werden mussten.
Auch unter den im Exil lebenden Gruppen ließ der Optimismus zu Beginn des neuen Jahrtausends nach. Viele Aktivisten lebten seit fast 20 Jahren im Ausland, ohne ihre Familien oder Freunde in der Heimat treffen oder ein klares Resultat im Kampf für die Demokratie erkennen zu können. Als ich 1998 an der Grenze zwischen Burma und Thailand entlangreiste, glaubten die meisten, dass die Junta innerhalb von ein oder zwei Jahren stürzen würde. »Nächstes Jahr in Rangun!«, sagte ein im Jahr 1990 geflohener Student, als wir uns in der Grenzstadt Mae Sot voneinander verabschiedeten. Aber das folgende Jahr verlief unverändert. Die Unterdrückung war genauso stark. Die Armut genauso verbreitet. Das bedeutet allerdings nicht, dass die Arbeit der Exilgruppen in all diesen Jahren vergeblich war. Ganz im Gegenteil. Denn indem die Jugend ausgebildet, ein Dialog mit den ethnischen Gruppen geführt, das Gesundheitswesen aufgebaut und grundlegende politische Fragen diskutiert werden, entsteht eine Basis im Volk, die die Chancen für die Etablierung der Demokratie in Burma erhöht, wenn die Entwicklung eines Tages beständige Formen annehmen sollte.
Doch der Fall der Junta zögerte sich hinaus. Burma wurde nicht zu einem zweiten Südafrika. Möglicherweise liegt dies auch an der Rastlosigkeit unserer Zeit und unserem Wunsch nach schnellen Ergebnissen. Nachdem die Burma-Kampagne keine Resultate zeitigte, konzentrierten sich viele junge westliche Aktivisten auf andere Themen.
In erster Linie beruht das verminderte Interesse an Burma natürlich auf dem Attentat vom 11. September 2001 und dem dadurch ausgelösten Krieg gegen den Terrorismus. Einige Jahre drehte sich die internationale Debatte fast ausschließlich um den fundamentalistischen Islam, die brutalen Methoden im Kampf gegen den Terrorismus und die Missachtung der Menschenrechte durch westliche Nationen. Die USA marschierten im März 2003 in den Irak ein – nur zwei Monate nachdem die Junta in Burma eine erneute Unterdrückung der Demokratiebewegung beschlossen hatte.
Die Junta tat alles Erdenkliche, um ihre eigenen Bemühungen zur Machterhaltung mit dem Krieg gegen den Terrorismus in Verbindung bringen zu können. Immer öfter wurden Vertreter der Demokratiebewegung als Terroristen bezeichnet, und die staatlichen Zeitungen erinnerten ununterbrochen an diejenigen Gruppen, die mit der Junta noch immer Krieg führten. Besonders hart traf es hierbei die Bevölkerung der muslimisch dominierten Gebiete im Arakan-Staat westlich von Rangun. Die burmesische Regierungsarmee ging mit aller Härte gegen die Guerilla des muslimischen Rohingya-Volks vor, welche die Tatmadaw bekämpfte. Die Rohingya, seit Jahrhunderten im Arakan-Staat ansässig, wurden als muslimische Extremisten und »Eindringlinge aus Bangladesch« bezeichnet. Die Bevölkerung wurde mit Gewalt aus ihren angestammten Dörfern vertrieben und durch Burmanen ersetzt, die aus anderen Landesteilen zwangsumgesiedelt wurden. (Eben jene Spannungen führten 2012 zu Gewalt und Unruhen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen im Arakan-Staat.)
Nach dem Jahrtausendwechsel kam es gelegentlich auch zu Bombenexplosionen in Rangun, welche aber vermutlich von christlichen Karen-Gruppen ausgelöst wurden, die des Dschungelkriegs überdrüssig geworden waren und den Terrorismus als legitimes Mittel gewählt hatten. Ende der 1990er Jahre hielt eine karenische Gruppe, die sich als Armee Gottes bezeichnete, einige Tage lang die burmesische Botschaft in Bangkok besetzt. Auch für die Geiselnahme einiger Hundert Patienten in einem Krankenhaus in der Stadt Ratchanaburi war diese Gruppe verantwortlich. Die Ereignisse zogen große internationale Aufmerksamkeit auf sich, als deutlich wurde, dass die Armee Gottes von Johnny und Luther
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