Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi
Trockengebieten Burmas, geboren. Er war das jüngste von neun Kindern, seine Eltern gehörten der unteren Mittelklasse an – soweit man im damaligen Burma überhaupt von einer Mittelklasse sprechen kann. Sein Vater, U Pha, stammte aus einer Bauernfamilie, verließ jedoch die ländliche Gegend und ließ sich zum Juristen ausbilden. Während Aung Sans Kindheit und Jugend betrieb der Vater eine kleine Anwaltskanzlei, doch in einer Stadt wie Natmauk gab es nur einen begrenzten Klientenstamm und die Kanzlei erwirtschaftete nicht viel mehr als die Unkosten. Stattdessen war es die Mutter, Daw Suu, die für die ökonomische Stabilität der Familie sorgte. Sie hatte außerhalb der Stadt etwas Land geerbt. Neben Kindererziehung und Haushaltsführung kümmerte sie sich darum, dass der Besitz genügend Erträge abwarf und die Familie zurechtkam.
Zur Zeit des burmanischen Königreiches in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts hatte ihre Familie dem niederen burmanischen Adel angehört. Der Cousin ihrer Mutter, U Min Yaung, war zu Beginn der britischen Besatzung in den 1880er Jahren einer der zähesten Guerillakämpfer gewesen. Aung San wuchs mit Erzählungen über seinen berühmten Verwandten auf, und schon als Kind träumte er davon, sich an der Spitze einer großen Armee der britischen Kolonialmacht entgegenzustellen.
Die Briten hatten Burma im 19. Jahrhundert in drei Phasen besetzt. In den 1820er Jahren hatten sie die Provinzen Arakan und Tenasserim an der Küste eingenommen. Das Ziel bestand zu dieser Zeit eigentlich nur darin, die Großmachtpläne des burmanischen Königreichs zu unterbinden. Unter der Herrschaft König Bodawpayas waren die Burmanen 1784 in Arakan einmarschiert und hatten die dort ansässige Bevölkerung mehr oder weniger versklavt. Die Folge war, dass eine Flüchtlingswelle die Grenze nach Indien überrollte, wo die Briten herrschten. 1817 überfielen die Burmanen Assam im nordöstlichen Indien, und zwei Jahre später erfolgte ein gewaltsamer Übergriff auf Manipur und danach Cachar, dessen ehemalige Machthaber bei den Briten Schutz suchten. Doch erst im Jahr 1823, als die Burmanen den britischen Außenposten auf der Insel Shapura angriffen, entwickelte sich der Konflikt mit den Briten zu einem ausgewachsenen Krieg. Die Briten entsandten eine große Truppe, die jedoch aufgrund von Krankheitsfällen und wegen der Regenzeit beinahe völlig unterging. 15 000 Soldaten starben. Insgesamt kostete der Krieg die Briten fünf Millionen Pfund – ein Betrag, der nach heutigem Geldwert ungefähr einer Summe von 15 Milliarden Euro entspricht.
Aber sie gewannen den Krieg und unterwarfen dadurch zwei der strategisch wichtigsten Küstenabschnitte Burmas. Eine der entscheidenden Schlachten fand in Danabyu statt, das einige Kilometer nordwestlich von Rangun liegt. Bis zu diesem Zeitpunkt war die burmanische Armee immer als Sieger hervorgegangen, doch in Danabyu gelang es den Briten, den burmanischen Oberbefehlshaber General Bandula zu töten, ein militärstrategisches Genie, das die Kriegstaktik persönlich entwickelt hatte. Der burmanische Hof traf ein Friedensabkommen mit den Briten (Yandabo-Abkommen), das unter anderem günstige Handelsbedingungen für die Britische Ostindien-Kompanie beinhaltete. Ein paar Jahre später forcierten die britischen Händler einen weiteren Krieg, und innerhalb weniger Tage wurden auch Rangun sowie Teile des Irrawaddy-Deltas besetzt.
Die Briten kontrollierten nunmehr die gesamte Küste und das fruchtbare Land im Süden. Die Macht lag in der Praxis bei den Händlern der Ostindien-Kompanie. Eine Handelsvertretung hatte den Status einer Kolonialmacht erlangt, die natürlich ein geradezu symbiotisches Verhältnis mit dem englischen Staat hatte.
Das burmanische Königreich – oder was davon übrig geblieben war – musste sich für sein Überleben nun völlig dem britischen Wohlwollen unterwerfen. Doch die Britische Ostindien-Kompanie war noch nicht zufrieden. Sie wollte einen Handelsweg zwischen dem Indischen Ozean und China aufbauen und betrachtete die Berge im nördlichen Burma als beste Alternative für ihr Vorhaben. Zur selben Zeit expandierten die Franzosen ihre Interessenssphäre in Indochina; die Briten fürchteten Konkurrenz. In einem Brief an den indischen Generalgouverneur schrieb der britische Außenminister Lord Cranborne 1867:
»… es ist von äußerster Wichtigkeit, zu verhindern, dass eine andere europäische Macht sich zwischen das britische Burma und China drängt. Es
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