Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi

Titel: Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesper Bengtsson
Vom Netzwerk:
vielen anderen verlor er niemals das Ziel aus den Augen; Sinn und Zweck der Bewegung war die Vertreibung der Briten und die Gründung eines souveränen Burma. Keine ideologischen oder innenpolitischen Konflikte waren so wichtig, als dass sie die Bewegung daran hindern sollten, ihr endgültiges Ziel zu erreichen. Diese Haltung machte Aung San zu einer zentralen Figur, unabhängig davon, welche Fraktion zufällig gerade die Bewegung als Ganzes dominierte.
    1938 verließ Aung San die Universität, um sich der Organisation Dohbama Asi-ayone (Wir Burmesen) anzuschließen. Diese hatte sich ein paar Jahre zuvor gegründet, und die Mitglieder bezeichneten sich selbst als
thakins
(Herren), ein Titel der normalerweise den Briten vorbehalten war. Zur selben Zeit wuchsen die sozialen Spannungen in Burma. Arbeiter der Ölindustrie streikten für bessere Löhne und Arbeitsbedingungen, Bauern zogen nach Rangun, um auf den Straßen zu demonstrieren. Bei einem Studentenaufstand wurde einer der Studenten von der Polizei getötet, was im ganzen Land eine Welle neuer Proteste auslöste. In Mandalay starben 17 Menschen bei einem Zusammenstoß von Polizei und Demonstranten. Die Lage war damals genauso angespannt wie 60 Jahre später, als sich Aung San Suu Kyi an die Spitze der Protestbewegung stellte.
    Aung San betrachtete die sozialen Unruhen als Chance zur Schaffung einer nachhaltigen Widerstandsbewegung sowie als Möglichkeit, den Druck auf die britische Administration zu verstärken. Zusammen mit anderen Anführern der Organisation Dohbama Asi-ayone reiste Aung San unentwegt im ganzen Land umher und traf mit Arbeiterführern, Studenten und Mönchen zusammen, um die Proteste zu koordinieren. Nach einigen Monaten hatte sich »Wir Burmesen« innerhalb der antikolonialen Widerstandsbewegung einen Namen gemacht.
    Das Arbeitstempo und die Energie passten zu Aung San. Er war der Generalsekretär der Organisation und arbeitete unentwegt. Tagsüber hielt er Zusammenkünfte ab und schrieb Artikel, in der Nacht schlief er auf einer Decke im Büro der Organisation in der Yegyaw Street. Noch immer scherte er sich nicht um sein Aussehen, und seine Kleidung hing wie schmutzige Lappen an seinem mageren Körper. Obwohl er der bekannteste Anführer der Nationalisten war, hatte er das Alter von 24 Jahren noch nicht überschritten. Viele der älteren Nationalisten, die in das Büro in der Yegyaw Street kamen, hielten ihn für einen Dienstboten, der Ordnung halten und Tee servieren sollte.
    Den Briten war die politische Entwicklung keineswegs entgangen. Im Laufe der 1930er Jahre hatten sie Burma einen größeren, wenngleich nur symbolischen Einfluss zuerkannt. Die Burmesen durften ihr eigenes Parlament wählen und ihre eigene Regierung bestimmen. In den 1930er Jahren war Ba Maw für einige Zeit Premierminister. In der Praxis war die politische Macht jedoch stark begrenzt, alle Beschlüsse mussten dem britischen Gouverneur, der Verwaltung in Kalkutta oder der Regierung in London vorgelegt werden.
    Die Proteste und die Gewalt auf den Straßen führten zur Absetzung der Regierung Ba Maws, die jedoch bald darauf von einer weiteren Marionettenregierung ersetzt wurde.
    Die nationalistische Bewegung hatte gute Verbindungen nach Indien und war seit langem von den gewaltfreien Methoden Gandhis und Nehrus beeinflusst. Auch Aung San betrachtete die indischen Nationalisten als Vorbilder – gut ausgebildete Akademiker, oft politisch radikal, die sich für einen Eintritt in das System entschieden, um es von innen heraus zu verändern. Für Aung San waren die Methoden an sich gleichwohl immer diskutierbar. Der Weg zum Ziel war eine Frage der Strategie, nicht mehr und nicht weniger. Gegen Ende der 1930er Jahre hatte ihn die Trägheit des Systems ermüdet, und er neigte immer mehr dem Standpunkt zu, dass die Zeit für bewaffneten Widerstand gekommen sei. Er wollte Waffen beschaffen und eine Guerillaarmee aufbauen. Im Buch
Aung San and the Struggle for Burmese Independence
findet sich ein Zitat von ihm, in dem er den Plan erläutert, den er während der sozialen Unruhen im Jahr vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bereits in groben Zügen skizziert hatte:
    »Eine umfassende nationale und progressive Massenmobilisierung gegen den britischen Imperialismus […] eine Reihe von lokalen Streiks unter den Industriearbeitern und auch den Landarbeitern, die später zu einem Generalstreik führen sollen. Außerdem alle Arten militanter Propaganda, beispielsweise

Weitere Kostenlose Bücher