Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi
eingeladen. Bei seiner Rückkehr hatte er kurzerhand die Zeitung
Sun
aufgekauft, offenbar mit japanischen Geldern, und danach Propaganda für die japanische Expansion in Asien betrieben. Dasselbe war mit der Zeitung
New Burma
geschehen, nachdem ihr Besitzer, der profaschistische Politiker Thein Maung, 1939 eine ähnliche Reise unternommen hatte.
Diese rechtsorientierten Nationalisten hatten für Aung San und seine sozialistischen Kollegen nicht viel übrig, begriffen aber, dass die Japaner aus seiner etwas kopflosen Reise nach China Nutzen ziehen könnten. Hinter dem Rücken der gesamten nationalistischen Bewegung einigten sie sich mit Oberst Keiji Suzuki vom japanischen Sicherheitsdienst. Als Journalist getarnt war Suzuki nach Rangun entsandt worden, leitete jedoch in Wirklichkeit die Minami Kikan, eine Geheimorganisation, deren einzige Aufgabe es war, die nationalistische Bewegung Burmas zu unterstützen. Japan zielte darauf ab, die Kontrolle über die sogenannte Burmastraße zu erlangen, ein Transportweg, der das nördliche Burma durchquerte. Die Alliierten nutzten diese Straße, um Waffen und Ausrüstung an Chiang Kai-shek und seine chinesische Nationalarmee, die Kuomintang, zu schicken. Wäre es den Japanern gelungen, diesen Transportweg zu unterbrechen, so hätten sich ihre Chancen für einen endgültigen Sieg über Chiang Kai-shek und eine daraus resultierende Kontrolle über ganz Asien beträchtlich erhöht.
Die burmesischen Rechtsnationalisten hatten gemeinsam mit Suzuki einen Plan ausgearbeitet, der darauf hinauslief, dass die japanische Armee eine Gruppe junger Nationalisten in Empfang nehmen und ihnen eine militärische Ausbildung angedeihen lassen sollte. Nachdem Aung San und Thakin Hla Myaing in Amoy von den Japanern kontaktiert worden waren, brachte man sie nach Tokio, damit sie mit Suzuki zusammentreffen konnten. Heute ist es unmöglich zu klären, ob Aung San im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit den Japanern Bedenken hatte. Einige Jahre später – mit dem Fazit in der Hand – behauptete er, gleich von Beginn an Zweifel gehabt zu haben. Der Aufenthalt in Japan war »nicht so schlimm, wie man hätte erwarten können«, sagte er, betonte jedoch auch, dass ihn die knallharte soziale Hierarchie und die Art und Weise, wie die japanische Armee Frauen behandelte, erschreckt habe. Geradezu schockiert war er, als Suzuki erklärte, die einzige Methode zur Vertreibung der Briten bestünde darin, Männer, Frauen und Kinder ohne Ausnahme zu töten. Zwar kniete Aung San vor dem kaiserlichen Palast nieder, als man das 2 600-jährige Bestehen des Imperiums feierte, aber »nur aus Höflichkeit, und nicht, weil ich die Absicht hatte, ein Untertan des Kaisers zu werden«.
Tatsächlich hatte wohl Aung Sans pragmatische Seite den Ausschlag gegeben. Er betrachtete Japan als Werkzeug. Als Feind des Feindes, der mit seiner starken Militärmacht und seinen imperialistischen Eigeninteressen dabei helfen konnte, die Briten vor die Tür zu setzen.
Verkleidet als chinesischer Seemann kehrte Aung San im Februar 1941 nach Burma zurück. Im Gepäck hatte er die Aussicht auf Geld, Waffen und militärisches Training. Viele der radikalen Nationalisten in Rangun reagierten skeptisch. Sie misstrauten den japanischen Ambitionen, aber Aung San überzeugte sie, dass es strategisch richtig war, auf die Japaner zu bauen. Eine Gruppe junger Burmesen wurde ausgewählt, um nach Hainan zu reisen und sich vom japanischen Sicherheitsdienst militärisch ausbilden zu lassen.
In drei Gruppen fuhren sie nach Hainan. Kurze Zeit später folgte noch eine vierte Gruppe, die sich aus Nationalisten aus der faschistischen Fraktion zusammensetzte. Der Anführer dieser Gruppe war Thakin Tun Ok, aber auch Ne Win, der spätere Diktator, befand sich unter ihnen. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar, dass die Japaner Aung San nicht über den Weg trauten und die Gruppe der linksgerichteten Nationalisten um eine loyalere, rechtsorientierte Gruppe ergänzen wollten. Die jungen Männer, die in Hainan militärisch ausgebildet wurden, bezeichnete man später als »die Dreißig Kameraden«.
Vor dem Aufenthalt in Hainan war es noch immer eine offene Frage gewesen, wer sich an die Spitze der jungen Nationalisten stellen sollte, jetzt jedoch trat Aung San als treibende Kraft deutlich hervor. In ihrem Buch
Aung San of Burma
schreibt Aung San Suu Kyi:
»Trotz aller Beschwerden über seine erbärmlichen sozialen Fähigkeiten, war er es, der die Männer antrieb,
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