Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi
wenn sich ihre Köpfe und Körper wehrten. Er war es, der sich um die Jüngsten der Gruppe kümmerte und beispielhafte Selbstkontrolle zeigte, wenn die anderen über das unmenschlich harte militärische Training der Japaner klagten.«
Ende 1941 trafen Suzuki und die Dreißig Kameraden in Bangkok zusammen, wo sie die formale Gründung der Burma Independence Army (BIA) besiegelten. Thailand, wo sich die Männer frei bewegen konnten, hatte lange zwischen den Kriegsmächten gestanden. Schließlich jedoch hatte Premierminister Phibun Soggram den Finger in die Luft gehalten und festgestellt, dass der Kriegswind zugunsten Japans blies. Daraufhin hatte er Japan das mündliche Versprechen gegeben, Thailand als Durchfahrtsland für die Okkupation Malaysias und Burmas benutzen zu dürfen. Darüber hinaus hatte er das vage Versprechen erhalten, dass der Shan-Staat im Osten Burmas nach einem Sieg Japans an Thailand fallen würde.
Als Aung San und Suzuki in Bangkok die BIA gründeten, war die Stadt von japanischen Agenten und Offizieren geradezu überschwemmt. Die BIA war der Embryo, der sich später in Burmas reguläre Armee verwandeln sollte. Zu Beginn bestand sie aus den 30 in Hainan ausgebildeten Nationalisten, einigen Agenten von der Minami Kikan sowie einigen Hundert Burmesen und Thailändern, die sich in Bangkok freiwillig hatten rekrutieren lassen. Keiji Suzuki wurde zum General und Befehlshaber ernannt, Aung San wurde Stabschef und war der höchstrangierende Burmese in der BIA.
Als die Pläne für die japanische Unterstützung entwickelt worden waren, hatte Oberst Suzuki die Rolle der japanischen Armee wohlweislich im Unklaren belassen. Eine Interpretation besagte, dass die BIA die Kerntruppe darstellen, nach Burma vordringen und auf dem Weg nach Rangun eine größere Guerillatruppe rekrutieren sollte. Die Japaner sollten Teile des südlichen Burma sowie den Shan-Staat einnehmen, um die Burmastraße nach China zu blockieren, den Rest des Landes aber den burmesischen Truppen überlassen. Tatsächlich kam es anders. Es zeigte sich, dass die Japaner die burmesischen Nationalisten nur benutzten, um einen moralischen Vorwand für die Invasion zu erhalten, die sie schon lange geplant hatten. Die BIA marschierte Seite an Seite mit der japanischen 15. Armee, als der Angriff Ende 1941 erfolgte. Die japanische Luftwaffe hatte bereits seit Wochen strategisch wichtige Ziele im Land bombardiert. Die Briten, die den Krieg schlecht vorbereitet hatten und dem Angriff nichts entgegensetzen konnten, flohen Hals über Kopf in die Assam-Provinz nach Indien.
Aung San hoffte, dass die in Burma verbliebenen Nationalisten Guerillazellen aufgebaut hätten, die beim Angriff der BIA aktiviert werden könnten. Doch eine solche unter der Oberfläche agierende Organisation gab es nicht. Stattdessen vollzog sich die Rekrutierung neuer Soldaten völlig planlos und hatte beunruhigende Konsequenzen, als undisziplinierte Einheiten über die Karen-Bevölkerung im Süden Burmas herfielen.
Oberst Suzukis Organisation in Burma funktionierte hingegen besser. Die japanische Propaganda hatte darauf abgezielt, die japanischen Truppen als Befreier darzustellen. Als die ersten Bomber über dem ländlichen Raum im Süden Burmas auftauchten, suchten viele Burmesen daher nicht etwa nach Schutz, sondern verließen ihre Häuser und versammelten sich auf den Straßen, um ihnen zuzwinken.
Zu Beginn schienen die Besatzer auch an ihrem Versprechen festzuhalten, den Burmesen selbst die Kontrolle zu überlassen. In Rangun wurde unter Leitung Tun Oks eine Regierung eingesetzt. Doch die burmesische Selbstverwaltung war bereits zu diesem Zeitpunkt stark beschnitten. In der Praxis wurden alle entscheidenden Beschlüsse vom japanischen Militärkommando gefasst. Nach nur wenigen Monaten trat die Regierung Tun Oks zurück und wurde danach durch eine lange Reihe kurzlebiger Marionettenregimes ersetzt. Eine dieser Regierungen wurde von Ba Maw geleitet, der bereits unter den Briten als Premierminister gedient hatte und für seine Verachtung demokratischer Prinzipien bekannt war. Sein Motto als Regierungschef lautete: »Ein Blut, eine Stimme, eine Führung.«
»Die Soldaten aus Nippon, die von vielen als Befreier gefeiert wurden, entpuppten sich als schlimmere Unterdrücker als die Briten«, schreibt Aung San Suu Kyi. »Die Anzahl brutaler Vorfälle stieg mit jedem Tag. Kempei (der japanische militärische Sicherheitsdient) wurde zu einem gefürchteten Wort, und die Burmesen
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