Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi
nach Hause zu nehmen. Unterstützt von Offizieren der alliierten Luftlandetruppen in den Bergen an der Grenze nach Thailand, hatten die Karen ähnlichen Widerstand geleistet. Später konnten sich die Karen rühmen, mindestens 30 000 japanische Soldaten während des Krieges getötet zu haben.
Um den Dschungelkrieg zu finanzieren, bedienten sich die Alliierten der einzigen Währung, die in den Bergregionen von Natur aus vorhanden war: Opium. Die Gebiete im nordöstlichen Burma eignen sich perfekt für den Anbau von Opiummohn, und die Bauern hatten über Generationen Opium auf den lokalen Märkten verkauft. Im frühen 20. Jahrhundert hatten die chinesischen Kriegsherren den Anbau der Droge zwecks Export zu den Opiumhöhlen in Großstädten wie Peking, Shanghai und Hongkong forciert. Chiang Kai-shek hatte die Produktionsmengen noch weiter in die Höhe getrieben, um den immer aussichtsloser werdenden Kampf gegen die Japaner zu finanzieren. Die Alliierten übernahmen einen Teil der Kontakte der chinesischen nationalistischen Armee in diesem Gebiet.
Die beiden ehemaligen Offiziere Dean Brelis und W. R. Peers beschreiben in ihrem Buch
Behind the Burma road
die Situation wie folgt:
»Einfach ausgedrückt war Papiergeld, ebenso wie Münzen, als Zahlungsmittel oft völlig wertlos. Für Geld gab es schlichtweg nichts zu kaufen; Opium dagegen war ein Zahlungsmittel, das alle benutzten […] Für unsere Agenten war Opium aus vielen Gründen verfügbar. Um Informationen zu beschaffen oder sich freies Geleit zu erkaufen. Angesichts der enormen Aufgaben mussten alle moralischen Zweifel beiseite geschoben werden. Wenn Opium für den Sieg benutzt werden konnte, so war die Sache klar.«
Der alliierte Plan sah vor, Burma vom Norden her zurückzuerobern und eine neue Straße über die Berge nach China zu öffnen. Die in der indischen Provinz Assam zusammengestellte Armee war so kosmopolitisch wie noch keine zuvor. Es gab Soldaten aus allen Teilen des britischen Imperiums: Nigerianer, Kenianer, Ägypter, Inder sowie Männer aus den ethischen Minderheitsgruppen in Burma. Und auch Amerikaner, Australier und Franzosen waren in diese abgelegene Ecke Südostasiens geschickt worden, um eines der allerwichtigsten Landgebiete in diesem Krieg zurückzugewinnen.
Die alliierte Truppe startete ihre Gegenoffensive im Herbst 1943 und war im Mai 1944 bis nach Myitkyina, der Hauptstadt des Kachin-Volkes vorgedrungen. Auch wenn Burmas Städte und Dörfer während der japanischen Invasion stark beschädigt worden waren, so war dies doch nichts im Vergleich zu der Verwüstung, die dem Land nun widerfuhr. Die Alliierten rückten von einer Stadt zur anderen, von einem Dorf zum nächsten vor und trafen überall auf erbitterten Widerstand der japanischen Kräfte, die den Befehl erhalten hatten, bis zum letzten Mann zu kämpfen und die Gebiete, die von den Alliierten eingenommen wurden, so weit wie möglich zu zerstören. Fünf Monate lang wurde Myitkyina belagert. Ungefähr 3 000 japanische Soldaten hatten sich in der Stadt verbarrikadiert, und als sie schließlich abzogen, lag jedes einzelne Gebäude in Trümmern. Generalmajor Mizukami Genzu, der den Befehl erhalten hatte, unter keinen Umständen zu kapitulieren, beging auf einer Insel im Irrawaddy Harakiri. Als ich Myitkyina vor einigen Jahren besuchte, konnte mir niemand ein Gebäude zeigen, dass vor 1945 erbaut worden war.
Nach der Einnahme von Myitkyina war es nur eine Frage der Zeit, bis die Briten die Kontrolle über das gesamte Land zurückerhalten würden. In Rangun traf Aung San mit Let Ya, Ba Maw, Ne Win und den anderen Nationalisten zusammen, um den richtigen Zeitpunkt abzusprechen, an dem die Waffen gegen die Japaner erhoben werden konnten. Im November 1943 berichtete Major Seagrim, der auf Geheiß der Alliierten den Widerstand des Karen-Volkes im östlichen Burma organisierte, seinen Vorgesetzten, dass »ein gewisser« Aung San von der burmesischen Armee der Nationalisten seine Truppen gegen die Japaner zu richten beabsichtige, sobald sich die Gelegenheit dazu ergäbe. Gleichwohl sollte es noch bis März 1945 dauern, bevor Aung San seine Truppen gegen die Japaner einsetzte, und da war der Krieg im Prinzip bereits entschieden.
Im Mai 1945 besuchte Aung San das alliierte Hauptquartier in Meiktila, um sich mit General William Slim zu treffen. Er trug exakt dieselbe Kleidung wie bei seiner gemeinsam mit den Japanern erfolgten Rückkehr nach Burma drei Jahre zuvor: eine japanische Uniform mit
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