Ikone der Freiheit - Aung San Suu Kyi
Niederschlagung der von den Mönchen angeführten Proteste im Herbst 1990. Es folgten Kampfflugzeuge, Patrouillenboote, Panzer, Radarausrüstungen und Handfeuerwaffen, wodurch 74 neue Bataillone geschaffen werden konnten. Als Dank für die Hilfe erhielten chinesische Unternehmen mehr oder weniger freien Zugang zur Ausbeutung der burmesischen Naturressourcen.
Die internationale Gemeinschaft stößt im Hinblick auf die Behandlung der Burma-Frage spätestens hier auf deutliche Grenzen. China und Russland betonen stets, dass sich die UN aus inneren Angelegenheiten der Mitgliedsstaaten herauszuhalten habe. Konsequent nutzten die beiden Länder daher auch ihr Vetorecht im Sicherheitsrat der UN, um alle ernsthaften Initiativen gegen Burma zu blockieren.
Die Militärjunta in Burma hat die Situation ihrerseits genutzt, um die Länder der Welt gegeneinander auszuspielen. War China auf dem Weg, sich anders zu besinnen, wandte man sich an Indien oder Russland. Erhöhten diese den Druck auf Burma, schloss man neue Abkommen mit den Nachbarstaaten in Südostasien.
Während all dieser Jahre war Aung San Suu Kyi ein Spielball des Regimes. Wurde der Druck anderer Länder zu groß, milderte man die Restriktionen gegen Suu Kyi etwas ab und Gesandte der UN, der EU oder der Vereinigten Staaten durften sie besuchen. Doch sobald sich die Aufmerksamkeit der Welt auf etwas anderes richtete, wurde die Schlinge wieder fester zugezogen.
12.
»Meine Suu«
Zunächst hegte die NLD gewisse Hoffnungen, dass Aung San Suu Kyis Freilassung im Jahr 1995 den Beginn eines echten Versöhnungsprozesses markierte. Sie selbst hoffte, dass die Junta mit der NLD und den Vertretern der ethnischen Minderheiten zusammenkommen würde, um die Probleme des Landes gemeinsam zu lösen. »In Südafrika arbeiten ehemalige Todfeinde nun zusammen, um bessere Bedingungen für das Volk zu schaffen. Weshalb sollten nicht auch wir einen ähnlichen Prozess zustande bringen?«, sagte sie auf einer Pressekonferenz kurz nach ihrer Freilassung.
Ein Grund für diese Hoffnungen war das Gespräch, das sie 1994 mit Khin Nyunt geführt hatte. Im Februar war der amerikanische Kongressabgeordnete Bill Richardson nach Burma gekommen. Er hatte sowohl Suu Kyi als auch Vertreter der Junta getroffen, und danach war es zu Vorbereitungsgesprächen gekommen.
Ein anderer Grund, weswegen Suu Kyi an sinnvolle Gespräche glaubte, waren natürlich die enormen Probleme des Landes. Die Wirtschaft war noch immer nicht in Gang gekommen, die ökonomische »Liberalisierung« der Junta hatte nicht funktioniert. Das lag zum einen an den internationalen Kampagnen, zum anderen an der Tatsache, dass die Generäle nicht verstanden hatten, welcher Maßnahmen es bedurfte, um ausländische Unternehmen ins Land zu locken. Burma war viel zu korrupt. Viele Unternehmen, die Investitionen im Land erwogen, zogen sich wieder zurück, als ihnen bewusst wurde, dass ein gewisser Prozentsatz der Investitionen in Form von Bestechungsgeldern an zuständige Beamte und Offiziere gezahlt werden musste. Sollten staatliche Unternehmen privatisiert werden, wurden sie oft Generälen und deren Familienmitgliedern übertragen, die umsattelten und Unternehmer wurden, ohne irgendwelche anwendbaren Kenntnisse über marktwirtschaftliche Regeln zu besitzen. Viele ausländische Unternehmen wurden sowohl von der offensichtlichen Inkompetenz abgeschreckt als auch von der Tatsache, dass zahlreiche neue Akteure im burmesischen Wirtschaftsleben ehemalige Drogenbarone aus den Shan-Bergen waren, die nun die Liberalisierung ausnutzten, um die Gelder aus dem Handel mit Heroin und Metamphetamin zu waschen.
Schnell zeigte sich, dass die Junta der Freilassung Suu Kyis auch keine besondere Bedeutung beimaß. Ein erstes Signal war erkennbar, als die staatlichen Zeitungen ihre Freilassung nicht mit einem Wort erwähnten. Als der UN-Gesandte Álvaro de Soto Gespräche zwischen Suu Kyi und der Junta verlangte, erwiderten die Generäle, dass sie eine ganz gewöhnliche Bürgerin sei und es für eine Regierung unmöglich wäre, mit allen Bürgern in einen Dialog zu treten. Einige Monate später sagte der burmesische Botschafter in Bangkok, das Regime »habe keine Absichten, mit Suu Kyi über Reformen zu sprechen«, und verwies auf den nationalen Konvent. »Der Prozess verläuft reibungslos. Ein Dialog mit Außenstehenden ist nicht erforderlich.«
Im November 1995 zog sich die NLD aus Protest gegen die fortgesetzten Schikanen aus dem Konvent zurück, was
Weitere Kostenlose Bücher