Ilias
ich, im Vorderkampfe beschäftigt,
Mordend mit schrecklichem Speer um den hingesunkenen Patroklos.
Wieder begann dagegen die windschnell eilende Iris:
Wohl ja wissen auch wir’s, wie die herrlichen Waffen geraubt sind.
Doch nur so an den Graben genaht, erscheine den Troern,
Ob vor dir erschrocken vielleicht vom Kampfe die Troer
Abstehn und sich erholen die kriegrischen Männer Achaias
Ihrer Angst, wie klein sie auch sei, die Erholung des Krieges.
Dieses gesagt, entflog sie, die windschnell eilende Iris.
Aber Achilleus erhob sich, der göttliche. Selber Athene
Hängt’ um die mächtigen Schultern die quastumbordete Ägis;
Auch sein Haupt mit Gewölk umkränzte die heilige Göttin,
Goldenem, und ihm entstrahlt’ ein ringsum leuchtendes Feuer.
Wie hochwallender Rauch aus der Stadt aufsteiget zum Äther,
Fern aus dem Meereiland, das feindliche Männer bestürmen
(Jene den ganzen Tag, im Kriegesgraun sich versuchend,
Kämpfen aus ihrer Stadt, doch sobald die Sonne sich senket,
Brennen sie Reisigbund auf Warten umher, und es leuchtet
Hoch der steigende Glanz, daß Ringsumwohnende schauen,
Ob vielleicht in Schiffen des Streits Abwehrer herannahn):
So von Achilleus’ Haupt erhub sich der Glanz in den Äther.
Schnell nun trat er zum Graben, die Mauer hindurch; doch vermied er
Argos’ Volk, denn er scheute der Mutter sorgsame Warnung.
Dort gestellt aufschrie er; auch seitwärts Pallas Athene
Schrie lautauf, und die Troer durchtobt’ unermeßlicher Aufruhr.
Wie wenn hell auftönet der Kriegsausruf der Drommete,
Wann um die Stadt herwühlt wehdrohender Feinde Getümmel,
So nun hell auftönte der Kriegsausruf des Peleiden.
Aber sobald sie vernommen den ehernen Ruf des Peleiden,
Regte sich allen das Herz, und die schöngemähneten Rosse
Wandten zurück ihr Geschirr, denn sie ahndeten Jammer im Herzen.
Starrend sahn auch die Lenker die lodernde Flamme des Feuers
Graunvoll über dem Haupt des erhabenen Peleionen
Brennen, entflammt von Zeus’ blauäugiger Tochter Athene.
Dreimal schrie vom Graben mit Macht der edle Achilleus,
Dreimal zerstob der Troer Gewirr und der Bundesgenossen.
Dort nun starben, vertilgt durch eigene Wagen und Lanzen,
Zwölf der tapfersten Helden im Volk. Doch die Männer Achaias,
Freudig nunmehr Patroklos den Mordgeschossen entreißend,
Legeten ihn auf Betten, und ringsum standen die Freunde
Wehmutsvoll; auch folgte der mutige Renner Achilleus,
Heiße Tränen vergießend, da dort den treuen Genossen
Liegen er sah auf der Bahre, zerfleischt von der Schärfe des Erzes.
Ihn, ach, jüngst nur entsandt er mit Rossen zugleich und Geschirre
Hin zur Schlacht, nicht aber den Kehrenden sollt er empfangen.
Helios, rastlos im Lauf, gesandt von der Herrscherin Here,
Kehrete jetzt unwillig hinab zu Okeanos’ Fluten.
Nieder sank die Sonn, und das Heer der edlen Achaier
Ruhte vom schrecklichen Kampf und allverderbenden Kriege.
Trojas Söhn’ auch drüben, vom Ungestüme der Feldschlacht
Wiedergekehrt, entlösten die hurtigen Rosse den Wagen,
Eilten darauf zur Versammlung, bevor sie des Mahles gedachten.
Aufrecht standen im Kreis die Versammelten; keiner auch wagt’ es,
Sich zu setzen; denn all erbebten sie, weil Achilleus
Wieder erschien, der lange vom schrecklichen Kampfe gerastet.
Und der verständige Held Polydamas sprach zur Versammlung,
Panthoos’ Sohn, der allein Zukunft und Vergangenes wahrnahm,
Hektors Freund, mit jenem in einer Nacht auch geboren,
Er durch Worte berühmt, er dort durch Kunde des Speeres.
Dieser begann wohlmeinend und redete vor der Versammlung:
Wohl erwägt, ihr Lieben, den Rat; ich denke, sogleich nun
Kehren wir heim in die Stadt, nicht harrend der heiligen Frühe
Hier im Feld an den Schiffen, da weit die Mauer entfernt ist.
Weil noch jener Mann dem Held Agamemnon erzürnt war,
Damals ward uns leichter der Kampf mit den Söhnen Achaias.
Ja ich freute mich selbst vor den rüstigen Schiffen zu schlafen,
Hoffend, bald zu gewinnen die zwiefachrudernden Schiffe.
Doch nun furcht ich mit Angst den mutigen Renner Achilleus.
So wie das Herz ihm strebt voll Heftigkeit, wird er fürwahr nicht
Säumen allhier im Gefilde, wo Trojas Söhn’ und Achaias
Gleich bisher miteinander die Wut des Ares geteilet;
Nein, um die blühende Stadt nun kämpfet er und um die Weiber.
Kehren wir denn in die Feste, gehorchet mir; also geschieht es!
Jetzo hemmte vom Kampf den mutigen Renner Achilleus
Nur die ambrosische Nacht. Doch findet er morgen
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