Ilias
allhier uns,
Wann er hervor sich stürzt, der Gewappnete; traun, dann erkennt wohl
Mancher den Held, und gerne zur heiligen Ilios flüchtet,
Wer ihm entrann; viel sättigen Hund’ und zerfleischende Geier
Trojas Söhn’! O möge vom Ohre mir solches entfernt sein!
Aber wofern mein Wort ihr genehmiget, trauernden Herzens,
Haltet die Nacht auf dem Markte die Kriegsmacht; türmende Mauern
Schützen die Stadt ringsum und hohe befestigte Tore,
Wohlverwahrt mit großen und dicht einfugenden Flügeln.
Frühe sodann vor Morgen, mit ehernen Waffen gerüstet,
Stehen wir rings auf der Mauer, und weh ihm, wo er begehret,
Angestürmt von den Schiffen mit uns um die Mauer zu kämpfen!
Heim zu den Schiffen entweicht er, wann sein hochwiehernd Gespann ihm
Satt von mancherlei Lauf um Ilios hergetummelt.
Aber hinein wird nimmer sein Mut ihm zu dringen verstatten,
Nie erobert er auch; eh fressen ihn hurtige Hunde!
Finster schaut’ und begann der helmumflatterte Hektor:
Keineswegs gefällt mir, Polydamas, was du geredet,
Der du ermahnst, in die Feste die Kehrenden einzuschließen.
Noch nicht wurdet ihr müd, umhegt zu sein von der Mauer?
Sonst war Priamos’ Stadt bei vielfachredenden Menschen
Weit auf der Erde berühmt, als reich an Gold und an Erze,
Doch nunmehr ist geschwunden die köstliche Hab aus den Häusern;
Viel nach Phrygien nun und Mäoniens schönem Gefilde
Gehn zum Verkauf Kleinode, da Zeus’ Allmacht uns ergrimmt ist.
Aber anjetzt, da mir ja der Sohn des verborgenen Kronos
Ruhm verliehn bei den Schiffen, ans Meer die Achaier zu drängen:
Törichter, nicht mehr äußre mir solcherlei Rat in dem Volke!
Denn kein einziger Troer gehorchet dir, nimmer gestatt’ ich’s!
Aber wohlan, wie ich rede das Wort, so gehorchet mir alle.
Jetzo nehmet das Mahl durch das Kriegsheer, Haufen bei Haufen.
Und gedenkt der nächtlichen Hut, und jeder sei wachsam.
Wer der Troer mit Angst um sein Vermögen sich härmet,
Solcher nehm und geb es dem Volk zu gemeinsamem Gastmahl.
Besser, daß jene damit sich belustigen als die Achaier!
Frühe sodann vor Morgen, mit ehernen Waffen gerüstet,
Gegen die räumigen Schiff’ erheben wir stürmenden Angriff.
Wenn denn gewiß bei den Schiffen erstand der edle Achilleus,
Wohl, so erkor er sich selbst das Schlimmere! Nie ja vor jenem
Werd ich fliehn aus dem Sturme der Feldschlacht; nein, ihm entgegen
Steh ich, ob ihn Siegsehre verherrliche oder mich selber!
Gleich ist Ares gesinnt, und oft auch den Würgenden würgt er.
Also redete Hektor, und laut herriefen die Troer:
Törichte, welchen den Geist verblendete Pallas Athene!
Siehe, dem Hektor stimmten sie bei, der Böses beschlossen,
Doch dem Polydamas nicht, der heilsame Worte geredet.
Rings nun nahm man das Mahl durch das Kriegsheer. Doch die Achaier,
Ganz die Nacht um Patroklos erhuben sie Klagen und Seufzer.
Peleus’ Sohn vor ihnen begann die jammernde Klage;
Hingelegt die mordenden Händ’ auf den Busen des Freundes,
Ächzet’ er häufig empor. Wie ein bärtiger Löwe des Bergwalds,
Welchem die Jungen geraubt ein hirschverfolgender Jäger
Tief aus verwachsnem Gehölz (er drauf ankommend betrübt sich,
Eilt dann von Tale zu Tale der Spur nachrennend des Mannes,
Ob er ihn wo ausforsche; denn bitterer Zorn durchdrang ihn):
Also schwer aufseufzend vor Myrmidonen begann er:
Götter, wie eitele Worte sind jenes Tags mir entfallen,
Als ich Trost im Palaste dem Held Menötios zusprach!
Heim verhieß ich gen Opus den rühmlichen Sohn ihm zu bringen,
Wann er Troja verheert und reichliche Beute geloset.
Aber der Mensch entwirft, und Zeus vollendet es anders!
Uns war beiden bestimmt, die selbige Erde zu röten
Hier im troischen Land! Auch mich wird nimmer empfangen,
Heimgekehrt zum Palaste, der graue reisige Peleus,
Noch auch Thetis, die Mutter; entfernt hier deckt mich die Erde.
Doch nun ich, Patroklos, nach dir in die Erde versinke,
Feier ich dir nicht eher das Grabfest, bis ich dir Hektors
Waffen gebracht und das Haupt des Trotzigen, deines Mörders!
Auch zwölf Jünglinge werd ich am Totenfeuer dir schlachten,
Trojas edlere Söhn’, im Zorn ob deiner Ermordung!
Ruh indessen allhier bei meinen geschnäbelten Schiffen!
Manche Troerin auch und Dardanerin, schwellenden Busens,
Soll wehklagen um dich, bei Tag und Nacht dich beweinend,
Welche wir selbst erbeutet mit Kraft und gewaltiger Lanze,
Blühende Städte verheerend der vielfachredenden Menschen.
Also sprach der edle Peleid, und
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